0013 - Geister-Roulett
Zug. Trotz der siebzig Jahre sah er noch gut aus mit seinem vollen schneeweißen Haar, der gebräunten Haut und der kräftigen hervorspringenden Nase, die seinem Gesicht einen gewissen männlichen Zug gab. Er trug einen Pfeffer-und-Salz-Anzug und ein dazu passendes Baumwollhemd. Die Krawatte war ordnungsgemäß gebunden, wie es ich für einen Gentleman gehörte.
»Ich kann es immer noch nicht fassen«, murmelte Masters und setzte sein Glas ab. »Sie sind… du bist Linda Blaine?«
»Ja, mein Lieber.«
»Aber wieso denn? Wie ist es möglich? Jugend und Schönheit, man kann sie doch nicht kaufen!«
»O doch, Will. Man kann…«
»Es sei denn…« Masters stockte, als hätte er Angst, schon zu viel gesagt zu haben.
»Sprich dich aus.« In Linda Blaines Augen begann es zu schillern.
Masters lächelte verlegen. »Ich dachte da an die alten Geschichten und Fabeln. Du weißt ja selbst, was dort geschrieben steht.«
Linda hob die wohlgerundeten Schultern. »Keine Ahnung, Will. Erzähle es mir. Bitte.«
»Man sagt, daß einem nur der Teufel die Jugend und Schönheit zurückgeben kann, man aber selbst dafür seine Seele verkaufen muß. So steht es doch geschrieben.«
»Und so ist es auch!« erwiderte Linda Blaine hart.
Masters stellte den Sektkelch wieder zurück. »Habe ich deinen letzten Satz eben richtig verstanden?«
»Ich denke schon.«
Tief saugte Masters den Atem ein. »Dann hast du… also du willst damit sagen, daß du…«
»Ja, Will, ich habe meine Seele dem Satan verkauft. Was ist schon dabei? Jugend und Schönheit haben Vorrang.«
Flüsternd kamen Masters’ nächste Worte. »Was schon dabei ist, dem Satan seine Seele zu verkaufen? Ja, glaubst du denn, er tut etwas umsonst? Irgendwann wird er dir dafür die Rechnung präsentierten, und diese wird schlimm sein. Glaub’ es mir.«
»Mein lieber William, das ist Altweibergewäsch. Aber vielleicht hast du sogar recht damit. Der Teufel verlangt etwas. Auch von mir.«
»Und das wäre?«
»Ich muß ihm meine Loyalität beweisen. Ich muß zu ihm halten, verstehst du? Seine Feinde muß ich ihm vom Hals schaffen. Feinde als auch Verräter. Rate mal, aus welchem Grunde ich dich besucht habe, mein lieber William?«
Masters quälte sich ein Lächeln ab. »Warum, meine Güte? Wir waren alte Freunde.«
»Du hast es bemerkt. Waren alte Freunde. Wir sind es nicht mehr, Will. Im Gegenteil. Du hast uns verraten. Du hast heimlich Aufnahmen geschossen. Gib es zu!«
Masters sprang auf. »Woher weißt du das?«
»Der Teufel sieht alles. Und Asmodis hat es nicht so gern, wenn man ihm ins Handwerk pfuscht. Er hat große Pläne mit der Welt. Jedes Hindernis, das sich ihm dabei in den Weg stellt, wird zerquetscht wie eine Laus. Und du bist schon drin im Räderwerk der Hölle, William F. Masters.« Auch Linda Blaine stand auf. »Wem hast du die Aufnahmen gegeben? Sag es mir!«
»Keinem. Ich…«
Mit zwei Schritten überwand Linda Blaine die Distanz zu dem Mann. »Du bist ein schlechter Lügner. Ein sehr schlechter sogar.« Sie packte zu und schüttelte den alten Mann durch.
Abwehrend riß Masters seine Arme vor das Gesicht, doch gegen die Kräfte der jungen Frau kam er nicht an. Zwei harte Schläge trafen sein Gesicht. Der Fingerring der Frau riß Masters die Wange auf. Er fiel in einen Sessel.
Blitzschnell packte Linda Blaine eine leere Whiskykaraffe. Ein Schlag reichte. Mit einer Platzwunde am Kopf blieb William F. Masters bewußtlos liegen.
Das Teufelsweib lachte. »Das hast du nun davon«, flüsterte sie. »Du wolltest es nicht anders. Aber ich kriege noch raus, wem du die Bilder gegeben hast. Darauf kannst du dich verlassen.«
Nach diesen Worten entfachte die Frau eine fieberhafte Aktivität. Sie zerrte den Bewußtlosen vom Sessel und schleifte ihn zu einem der hohen Fenster. Dort ließ sie ihn zu Boden gleiten.
Ein rascher Rundblick, und ein zufriedenes Grinsen zuckte über das Gesicht der Frau.
Sie hatte die langen Stores gesehen, die das Fenster einrahmten. Zu diesen Stores gehörten auch Kordeln, damit man die Vorhänge leichter zuziehen konnte.
Ruckartig riß Linda Blaine die Kordeln ab. Sie prüfte noch einmal die Festigkeit und nickte dann zufrieden.
Ihrem teuflischen Mordplan stand nun nichts mehr im Wege. Masters mußte sterben. Er war ein Verräter.
Mit einer Kordel fesselte sie dem Bewußtlosen die Hände, dann umschnürte sie ihm auch die Füße.
Dann nahm sie noch eine Kordel in die Hand. Und nun umspielte ein satanisches Lächeln ihre
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