0014 - Ich eroberte die Gangsterfestung
ausweglos vorkommt. Ich schluckte gehorsam. Als die Brühe alle war, sagte ich:
»Wie kann man nur eine so schöne Frau sein und sich zu so häßlichen Dingen herge—«
Billy unterbrach mich roh:
»Halt’s Maul, sonst knalle ich dir noch einmal den Pistolenkolben auf den Schädel! Kein Wort zu der Frau, merk dir das!«
Okay, wie er wollte. Was ich hatte wissen wollen, wußte ich jetzt auch so. Die Frau war auch nicht freiwillig hier. Sonst hätte kein Grund bestanden, warum ich nicht hätte mit ihr sprechen sollen.
Billy machte eine herrische Kopfbewegung. Die Frau nahm mir das Tablett von der Brust und ging hinaus. Billy wollte ebenfalls verschwinden, da kamen draußen Schritte näher und gleich darauf betrat ein uraltes Männchen in einem blütenweißen sauberen Kittel meine Pr unk wohnung.
Er sah mich eine Weile schweigend an, dann seufzte er:
»Eigentlich schade um Sie, Mister Cotton. Sie sind so ein prächtiger Bursche, nach allem was man aus den Zeitungen über Sie erfährt. Warum mußten Sie sich in meinen Weg stellen? Ich hatte Ihnen doch ein faires Angebot unterbreiten lassen.«
Ich musterte mir den Mann genau. Er hatte ein hageres eingefallenes Gesicht mit tief in den Höhlen liegenden Augen, in denen allerdings das Feuer des Fanatikers brannte. Seine Figur war schmächtig, außerdem schien er ziemlich klein zu sein, jedenfalls war er wesentlich kleiner als Billy.
»Ich werde dafür bezahlt, daß ich mich gegen alles stelle, was ungesetzlich ist«, sagte ich freundlich. »Und offen gestanden — ich finde das gut so. Ich werde bis an mein Lebensende ein Gegner der Gesetzlosen sein.«
»Sie verkennen, daß Ihr Lebensende nicht mehr lange wird auf sich warten lassen, Mister Cotton. Wirklich sehr schade um Sie.«
»Ja, das ist wahr«, nickte ich betrübt, das heißt, ich versuchte zu nicken, mußte es aber des verdammten Strickes über den Hals wegen bleiben lassen.
»Ich brauche eine Vergleichsperson für meine Versuche«, fuhr der liebe Onkel Doktor fort. »Ich werde in zwei Tagen meine Versuche beginnen. Bis dahin werden meine Mitarbeiter alle notwendigen Leute herangeschafft haben. Ich setze jedem auf operativem Wege eine Krebsgeschwulst in den Körper. Dann beginne ich, mein neues Heilmittel auszuprobieren. Damit ich sehe, wie es wirkt, muß ich einen Patienten zum Vergleich haben, der kein Heilmittel erhält. Das sollte ursprünglich jemand anders sein. Aber da Sie zu stören versuchten, werde ich mich Ihres Körpers bedienen. Sie werden dabei das Pech haben, an Krebs zu sterben, Mister Cotton. Allerdings wird es Sie ein wenig trösten, daß Sie der ganzen Menschheit einen Dienst damit erweisen, indem Sie die Erprobung eines neuen Heilmittels ermöglichen.«
»Vielen Dank für die Ehre«, brummte ich.
»O bitte«, versetzte der Verrückte. »Haben Sie noch Hunger? Sie werden erst in sechs Stunden wieder etwas erhalten.«
»Restlos bedient«, sagte ich, der Wahrheit gemäß.
»Gut.«
Er trat hinter mich und betastete meinen Hinterkopf. Ich biß die Zähne zusammen, um nicht zu stöhnen, als er auf meine Beyle drückte, die mir Billys Zärtlichkeit mit dem Pistolenkolben eingebracht hatte.
»Sie haben einen außerordentlich gesunden und widerstandsfähigen Körper, Mister Cotton. Die kleine Platzwunde auf ihrem Hinterkopf heilt schon langsam. Ich werde Sie heute abend deshalb behandeln. Jetzt fehlt mir leider die Zeit.«
»An Ihrer Stelle würde ich schon das Testament machen«, sagte ich sehr liebenswürdig. »Meine Kollegen vom FBI finden mich unter Garantie.«
»Diesen Gedanken dürfen Sie sich aus dem Kopfe schlagen. Hier findet Sie niemand.«
»Das denken Sie! Aber man wird mich finden, weil man auf Ihre Spur kommen wird, Doc! Verlassen Sie sich darauf!«
»Sie irren, Mister Cotton. Ich weiß, was das FBI tun wird: Es wird alle Ärzte überprüfen. Aber es macht einen Fehler: es überprüft die Ärzte von New York. Ich habe meine Praxis in Boston, und ich komme jede Woche nur dreimal herein nach New York. Bevor man die Ärzte in den Staaten überprüfen kann, habe ich meinen Zweck erreicht. Dann werden Sie allerdings schon ein toter Mann sein. Billy, vernichten Sie lieber den FBI-Ausweis, den Sie ihm abgenommen haben, nachdem Sie ihn betäubt hatten. Wenn Sie den Ausweis mit sich herumschleppen, könnten Sie ihn einmal verlieren.«
»Okay, Professor.«
»Also in sechs Stunden werden Sie wieder etwas zu essen bekommen. Ich wünsche Ihnen bis dahin ein angeregtes Nachdenken
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