Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0014 - Ich eroberte die Gangsterfestung

0014 - Ich eroberte die Gangsterfestung

Titel: 0014 - Ich eroberte die Gangsterfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
Vom Netzwerk:
fast aufgegangenen, aber noch hinter den Wolkenkratzern verborgenen Sonne, mein alter Freund Phil, ja. Aber wie sah er aus! Statt seines schönen Mantels hatte er sich einen abgetragenen Sack billigster Qualität umgehängt, der an den Ecken schon ausgefranst war.
    Seine gebückte Haltung ließ einen sofort auf den Gedanken kommen, daß man es mit einem saft- und kraftlosen Bürokraten zu tun hatte. Das Schlimmste aber war eine fürchterlich altmodische Nickelbrille, die er sich ebenfalls aus unserem Archiv besorgt hatte. Natürlich mit gewöhnlichem ungeschliffenen Fensterglas. Sie machte sein Gesicht zu einer Komikervisage.
    Dachte ich, der ich ihn kannte.
    Für Billy wirkte er direkt ehrfurchtgebietend. Wahrscheinlich weil er eine offene Aktentasche unterm Arm trug, aus der Aktendeckel in allen gängigen Bürofarben herausschauten. Ich mußte mich doch sehr über meinen lieben Billy wundern. Er versuchte sogar so etwas wie eine Verbeugung.
    Phil trat ein. Billy bemühte sich, ein Streichholz anzuzünden. Diese Gelegenheit benutzte Phil natürlich, um mir wegen meines Grinsens einen in die Rippen zu donnern, daß mir beinahe die Luft wegblieb Ich konnte nicht einmal Zurückschlagen, denn ausgerechnet in diesem Augenblick hatte Billy endlich sein Zündholz entflammt.
    »Bitte, hier die Treppe hinauf.«
    Billy dienerte schon wieder. Die Ehrfurcht vor dem »Studierten« schien ihm in den Knochen zu sitzen.
    Phil keuchte die Treppe hinauf. Er hüstelte. Eigentlich war es ein heiseres Bellen. Es klang überzeugend astmatisch. Ich mußte mich immer mehr wundern.
    Die Gangster legten ihre Karten beiseite, als Phil eintrat. Er sah sich ernst um, musterte durch seine blöde Brille jeden der Anwesenden und setzte sich dann auf den besten Platz, der vorhanden war, nämlich in einen alten verschlissenen Sessel. Den Gangster, der vor ihm darin gesessen hatte, wedelte er mit einer unendlich herrischen Gebärde weg.
    »Sie sind in recht zweifelhafte Gesellschaft geraten«, sagte er dann unverfroren zu mir. »Lieber junger Freund, das sollten sie nicht tun! Sie hatten eine große Karriere vor sich. Ihre Wechselfälschungen waren geradezu genial!«
    Ich versuchte, sehr selbstbewußt auszusehen. Ein Glück, daß ich nicht erzählt hatte, ich verdiene mein Money mit Geldschrankknacken. Phil aber fühlte sich in seiner alten Haut offenbar ganz wohl. Er wandte sich mit der kältesten Unverschämtheit, die ich je gesehen habe, an die Russenfrisur und fragte:
    »Dari man fragen, welche Branche von Ihnen ausgeführt wird?«
    »He?« fragte der Igel verständnislos zurück.
    Phil lächelte nachsichtig.
    »Ich meine, welcher Tätigkeit Sie im Augenblick nachgehen?«
    Ich konnte mir denken, warum Phil mit den Leuten ein Gespräch anfing. Er wollte wahrscheinlich ihre Gesichter möglichst lange sehen, um sich die Visagen deutlich einzuprägen. Sobald er zurück im Hauptquartier war, würde er garantiert im Verbrecheralbum suchen.
    Der Borstenfrisierte antwortete kaltschnäuzig:
    »Wir kidnappen!«
    Phil verzog sein Gesicht.
    »Sollten Sie nicht tun. Kidnapping wird nur vom FBI bearbeitet. Und die G-men lösen fünfundneunzig Prozent aller Fälle. Ihre Chancen sind verdammt spärlich.«
    Er sagte es mit dem kältesten Gesicht der Welt. Die Gangster starrten ihn ungemütlich an. Phil rührte es nicht im leisesten. Er langte in seine Aktentasche und holte einige Geldscheine hervor.
    »Achtzig Dollar hatten Sie von mir noch zu bekommen von dem Betrag, den Sie nach Ihrem letzten Geschäft bei mir deponiert hatten«, wandte er sich wieder an mich. »Davon bekomme ich noch zehn Dollar für den Besuch hier zu so ungewöhnlicher Stunde — es ist immerhin noch recht früh am Morgen. Bleiben siebzig. Hier, bitte. Da ist Papier und Stift, schreiben Sie mir eine Quittung.«
    Ich sah ihn an. Für den Bruchteil einer Sekunde nur trafen sich unsere Augen. Da wußte ich, was er wollte. Die Idee mit der Quittung war wunderbar. Ich griff nach dem Stück Papier.
    Mit einem Blick aus den Augenwinkeln überzeugte ich mich, daß mir keiner über die Schulter sah. Phil half mir, die Gangster abzulenken. Er rechnete ihnen haarklein vor, welche Chancen sie hatten, dem FBI zu entgehen. Ich brauchte nicht zu betonen, daß er ihnen nachwies, ihre Chancen wären gleich null. Immerhin hörten sie ihm interessiert zu. Ich kritzelte hastig mit dem Stift übers .Papier.
    So undeutlich, wie ich eben konnte, schrieb ich:
    »Geschichte mit verrücktem Arzt stimmt. Autos werden

Weitere Kostenlose Bücher