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0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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und von mir in ihre Pflicht eingewiesen werden können. Cathay wird ein Volk erwachsener Männer werden.«
    Bill Fleming bemerkte, wie Nicole jetzt den Kopf hob und sich entgeistert umsah.
    Es schien, als hätte sie bisher noch nicht wahrgenommen, wo sie war.
    Was ist los mit ihr? dachte er. Was haben sie nur mit ihr gemacht? Hat dieser Kuangchow sie vergewaltigt?
    Ming-Li hob die Arme mit den weiten Ärmeln und murmelte etwas. Schrill wie eine Sirene klang dann seine Stimme.
    Bill Fleming starrte auf Kuangchow, den einige Changs jetzt packten und zu Boden zwangen.
    Ein Blick zu Nicole hinüber zeigte Bill, daß sie starr vor Entsetzen war.
    Die Changs rissen ihre zahnlosen Mäuler auf, in denen die Knochensplitter zu erkennen waren, und machten sich über Kuangchow her. Sie trampelten auf ihm herum, rissen sein blutrotes Gewand auf. Bill Fleming drehte sich der Magen um. Obwohl der Kopf Kuangchows nur noch eine blutige Masse war, schrie er wie am Spieß und so schaurig, daß Bill Fleming das Blut in den Adern stockte.
    Doch er konnte den Blick nicht von diesem abscheulichen Schauspiel wenden.
    Er bemerkte, wie einer der Changs seine spitzen, scharfen Pranken in die Brust Kuangchows stieß.
    Der Schrei des Gemarterten brach ab.
    Der Chang stieg zu Ming-Li auf das Podest und reichte ihm das blutende Herz.
    Ming-Li nahm es. Erst jetzt bemerkte Bill Fleming, daß er ebenso spitze, scharfe Schneiden statt Fingernägeln hatte wie die Changs.
    Er ist ein Zwitter! dachte Bill. Halb Dämon, halb Mensch.
    Der Chang hatte sich den grauen Kittel aufgerissen und seine Krallen fest in seine eigene linke Brust gestoßen.
    Er bohrte dort ein Loch. Und behutsam legte Ming-Li ihm das Herz hinein.
    Sofort schloß sich die Wunde wieder. Glatt, als ob nichts geschehen wäre, war jetzt die Haut über dem eingepflanzten Herzen.
    Der graue Kittel wurde wieder zugeknöpft.
    »Jetzt bist du Kuangchow«, sagte Ming-Li.
    Der Chang beugte die Knie, murmelte Dankesworte, drehte sich um und bückte sich zu dem am Boden liegenden ehemaligen Kuangchow nieder.
    Er zog seinen grauen Kittel aus und zerrte an dem roten Gewand, das noch voller Blut war.
    Der am Boden liegende Chang ließ es geschehen.
    Ming-Lis schrille Stimme schreckte ihn hoch. Er sprang auf, zog sich den grauen Kittel an und ging vor Ming-Li in die Knie. Sein Gesicht war zerstört, von den Mißhandlungen der anderen Changs unkenntlich gemacht.
    Ming-Li befahl ihm etwas. Der ehemalige Kuangchow schlich aus der Katakombe.
    Bill Fleming sah, wie Nicole schwankte. Das soeben Erlebte war für die Nerven einer Frau einfach zuviel gewesen.
    »Ming-Li, großer Erlauchter«, mischte sich Bill ein. »Können Sie nicht Miß Duval fortschicken? Sie haben selbst gesagt, daß Frauen für Ihr Reich überflüssig wären.«
    Ming-Li starrte ihn an. »Überflüssig«, bestätigte er. »Aber wir müssen sie töten.«
    »Aber Ming-Li, warum?«
    »Wir können nicht so leichtfertig auf ein Menschenherz verzichten.«
    Bill Fleming erschrak.
    »Ming-Li, großer Erlauchter, es ist das Herz einer Frau. Das werden Sie doch nicht wollen?«
    Sein Atem ging schneller, als er den Augen Ming-Lis begegnete.
    »Sie halten sich wohl für sehr schlau?« fuhr ihn Ming-Li an.
    Bill Fleming hatte Angst vor Ming-Li, aber noch größer war der Zorn, der in ihm wühlte.
    Für was hielt sich dieser Kerl eigentlich?
    Grauenerweckende, dumpfe Laute drangen jetzt aus Ming-Lis Mund. Es klang für Bills Ohren wie ein schauerlicher Grabgesang.
    Er verstand die Worte nicht, spürte aber, daß die Worte ihn betrafen.
    Und wirklich, da kamen sie schon auf ihn zu – drei, vier, fünf Changs.
    Er wollte zurückweichen, doch hinter ihm standen auch welche.
    Sie hatten ihn eingekreist.
    »Jetzt hat Ihre Stunde geschlagen«, hörte er die vor Hohn triefende Stimme Ming-Lis. »Aber Sie können sich trösten: Sie spenden Ihr amerikanisches Herz für eine große Sache, für die Wiedergeburt des alten Cathay.« Er brach in ein hohles, gellendes Gelächter aus.
    Die Krallenhände der Changs strichen über Bill Fleming, dann packten sie zu.
    Das letzte, das Bill Fleming hörte, war Nicoles gellender Schrei.
    ***
    »Schnell, Chu«, drängte Zamorra.
    Sie hasteten die Treppe vom ersten Kellergeschoß in das tiefere hinunter.
    Niemand war hier.
    Doch überall in den Wänden steckten brennende Pechfackeln.
    Chu keuchte an Zamorras Seite.
    »Ich habe nie gewußt, daß die Pagode so weitläufige Kellerräume hat.«
    »Wir müssen tiefer. Dämonen

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