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0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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sie. Er zog sie fest an sich. Sie bemerkte einen schwachen Modergeruch. Und erst jetzt kam ihr zum Bewußtsein, daß seine rechte Hand über ihren Körper strich, ihre Brust berührte. Sie stieß ihn fort und taumelte zurück. Doch hinter ihr zischten Flammen auf. Sie waren nicht mehr allein im Gewölbe. Unzählige puppenhaftgrinsende Chinesen mit Pechfackeln umrahmten sie im Halbkreis.
    Panische Angst ergriff Nicole. Waren das die Changs, von denen Zamorra gesprochen hatte? Wo war Bill Fleming? Was hatten sie mit ihm gemacht?
    Sie hatte den Wunsch, blindlings zu fliehen und diese entsetzliche Meute hinter sich zu lassen, doch sie war wie festgewachsen auf dem steinernen Felsboden.
    Ihr Blick glitt zurück zu Kuangchow. Er war wenigstens ein Mensch. An ihn mußte sie sich halten.
    »Beschützen Sie mich«, sprach sie zitternd.
    Doch der Ausdruck seiner Augen war jetzt anders geworden. Sein Blick durchbohrte sie wie glühender Stahl. Eine seltsame bleierne Lähmung erfaßte Nicoles Glieder. Sie versuchte sie zu überwinden und zurückzudrängen, doch sie kroch hoch bis zu ihrem Herzen.
    Sie sah Kuangchow auf sich zukommen. Der Fackelschein rund um sie zuckte auf und ab. Kuangchow legte seine Hände um ihren Hals.
    »Du gehörst mir, Nikoll. Mir allein«, sagte er dumpf.
    Das Grauen sprang Nicole an. Sie spürte, wie ihre Beine nachgaben. Doch Kuangchow hielt sie fest. Mit seinen Händen, mit seinem Blick, mit der starken Kraft, die von ihm ausging und sie bewegungsunfähig machte.
    Langsam neigte sich Kuangchow zu ihr nieder. Ganz dicht war das bleiche Gesicht vor ihr, die schrägen, dunklen Augen, die flachgedrückte Nase und der schmale, erbarmungslose Mund. Er kam immer näher auf sie zu. Erst jetzt begriff Nicole, daß er sie küssen wollte, und sie hatte das Gefühl, daß ein Toter sie in den Armen hielt.
    »Nein…«, stammelte sie hilflos. Dann sackte ihr Körper zusammen.
    ***
    »Ich sehe nach. Ich glaube doch, daß ich Miß Duval rufen hörte«, erklärte Chu Siang. Zamorra nickte. Sie eilten auf die Treppe zu.
    Die oberen Etagen hatten sie leer und unmöbliert vorgefunden. Sie waren in keiner Weise interessant. Früher hatten Mönche hier gewohnt und gebetet. Doch nichts deutete mehr darauf hin. Auch das Putzkommando, das nach Aussagen von Chu Siang hier hin und wieder aufräumte, schien sich noch nie um die oberen Etagen gekümmert zu haben.
    Als sie die Halle im Erdgeschoß erreichten, sahen sie keine Spur von Bill Fleming und Nicole.
    »Merkwürdig, sie sollten doch auf uns warten«, entfuhr es Chu. Er lief hinaus. »Mr. Fleming? Miß Duval?« hörte Zamorra ihn rufen.
    Chu kehrte zurück. »Draußen sind sie auch nicht, Professor.«
    Tiefe Sorge erfaßte den Professor. Er sah sich in der Halle um.
    Wollten Bill und Nicole ihm einen Streich spielen? Doch er glaubte nicht so recht daran.
    Jetzt tat es ihm leid, daß er sie nicht mit hinaufgenommen hatte in die oberen Etagen. Aber es war doch nur aus Vorsicht geschehen, weil er nicht wußte, was Chu und ihn oben erwartete.
    »Chu, wir müssen die gesamte Halle absuchen. Sie müssen hier sein. Sie können doch nicht spurlos verschwunden sein«, wandte sich Zamorra an den jungen Chinesen.
    Eifrig machten sie sich an die Arbeit.
    Doch die Halle war nicht groß, und es gab nahezu überhaupt keine Möglichkeiten, sich zu verstecken.
    Nachdenklich horchte Zamorra in sich hinein.
    Er spürte ganz deutlich das Kribbeln in seinem Nacken, das unruhige Zucken unter seiner Haut, die untrüglichen Zeichen einer dumpfen Vorahnung.
    Er wurde sich seiner Sache immer sicherer.
    Die Dämonen, die er suchte, waren in unmittelbarer Nähe.
    »Professor!« rief ihn Chu Siang an. »Ich habe etwas gefunden. Hier…«
    Zamorras Kopf fuhr herum. Der Chinese brachte ihm den schmalen Brillantring, den Zamorra sofort als Eigentum Nicole Duvals identifizierte.
    »Wo lag er?«
    »Dort drüben an der Säule.«
    Sie eilten auf die betreffende Säule zu und blickten an ihr hinauf.
    »Die steht schon seit Jahrhunderten felsenfest«, erklärte Siang und lehnte sich gegen sie.
    Zamorras Blicke waren an der Säule hochgewandert.
    »Halt! Sehen Sie dort oben an der Decke den Schatten? Ist es möglich, daß die Säule bewegt wurde?«
    »Diese Säule? Unmöglich!«
    Zamorra kniete sich nieder. Er tastete über den grauweißen Marmorboden und entdeckte einen schmalen Spalt zwischen Säulensockel und Marmorsteinen.
    »Die Säule ist bewegt worden.« Zamorra sprang auf. »Ich behaupte sogar noch

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