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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Behörden gaben nicht einmal bekannt, ob es sich um Raubmorde, Sexualmorde oder was auch immer handelte – und dort, wo andere Blätter wilde Spekulationen angeschlossen hatten, merkte diese Zeitung lediglich an, daß die totale Nachrichtensperre unter Umständen zu einer völlig unnötigen Beunruhigung der Bevölkerung führen könne. Nicole hob den Kopf.
    Ihre Augen waren schmal. Sie zweifelte natürlich keine Sekunde daran, daß das Verbrechen auf der »White Arrow« von einem Mörder aus Fleisch und Blut begangen worden war – aus Motiven, die entweder handfester finanzieller Natur waren oder in den Tiefen eines krankhaften Trieblebens wurzelten. Aber sie hatte dennoch die Farbe verloren, und ihre Schultern zogen sich zusammen, als spüre sie die Berührung von etwas Unheimlichem.
    »Gräßliche Geschichte«, murmelte sie. »So… sinnlos! Unbegreiflich.«
    Zamorra nickte.
    Ein entschlossener Zug lag auf seinem schmalen markanten Gesicht. Die hellen Augen wirkten undurchdringlich, und als er sprach, klang seine Stimme spröde.
    »So unbegreiflich, daß sie mir keine Ruhe läßt«, sagte er hart, »Ich muß mehr darüber wissen. Entschuldigen Sie mich einen Moment, Nicole – ich rufe Bill an und sage ihm, daß wir einen Tag später kommen.«
    ***
    Kitty Silver war allein in der Dunkelheit.
    Sie fror, bewegte unruhig die Hände. Jemand rief nach ihr. Ein stummer Ruf. Und sie wußte nicht, ob sie wach war oder träumte.
    Sie fühlte das Bett unter sich, das kühle Leinen.
    Aber gleichzeitig war sie weit fort, ging langsam durch die nächtliche Finsternis. Jemand rief nach ihr. Sie mußte ihn finden. Sie mußte, mußte g… Da waren zwei Augen!
    Seltsame Augen, goldgelb wie die eines Tieres.
    Kitty spürte den Blick, spürte ihn wie ein Band, das sie fesselte, wie einen dunklen Sog, dem sie nicht widerstehen konnte. Jemand wartete auf sie.
    Er wartete. Er hatte sie gerufen, sie ging durch die Nacht zu ihm, und dann sah sie seinen Schatten. Der schwarze Umhang wehte.
    Bleicher als der Mond war das weiße Oval des Gesichts, und seine Stimme raunte, wisperte.
    »Komm mit mir… Komm, komm … Die Nacht wartet, es ist unsere Nacht. Hörst du nicht den Wind singen? Der Mond hat dich gerufen. Du gehörst mir, du gehörst der Nacht. Die erste Stunde naht. Ich zeige dir ein Reich, das nie die Sonne gesehen hat. Komm …«
    Sie zitterte.
    Starr blieb sie stehen… Silbernes Mondlicht umfloß ihre Gestalt.
    Ihr Blick tauchte in die Tiefen dieser gelben Augen, und ihre Hände hoben sich, um ihn zu berühren… Da war ein nadelfeiner Schmerz an ihrem Hals.
    Etwas geschah mit ihr. Sie spürte den Sog, jenen seltsamen, zugleich schönen und schrecklichen Sog, der ihr Innerstes zu verzehren schien. Der Schmerz drang in ihr Bewußtsein. Tief in ihr erwachte Furcht, zerbrach den Bann, und sie hob die Hände in verzweifelter Abwehr. Ihre Lider zuckten.
    Der Schmerz war verschwunden, doch sie fand nicht zurück in die Tiefe des Schlafs. Unruhig warf sie sich herum, tief in ihr formten sich Schrecken, halbes Begreifen, und mit einem leisen Schrei fuhr sie in die Höhe.
    Das Laken klebte an ihrem Körper. Kühler Lufthauch traf ihre erhitzte Haut. Die Vorhänge wehten vor dem geöffneten Fenster, dahinter schien die Nacht wie mit hellen Schleiern durchwebt, und ein Mondsplitter glänzte in reinem, schimmerndem Silber.
    Kitty amtete tief durch.
    Sie hatte geträumt. Sie befand sich in ihrem Schlafraum in dem Bungalow, sie kauerte auf dem Bett und… Ein Geräusch unterbrach ihre Gedanken.
    Ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch wie von einer Vogelschwinge.
    Sie wandte den Kopf, sah sich im Zimmer um – und im nächsten Moment zuckte sie zusammen, als habe ein Peitschenhieb sie getroffen.
    Ein Schatten erhob sich aus dem äußersten Winkel des Raumes.
    Ein Schatten, der wuchs, sich flatternd bewegte. Flughäute schwirrten. Kitty sah runde glitzernde Augen, sah die spitzen Ohren, die nadelscharfen Zähne – und die Erkenntnis, daß das gräßliche Tier genau auf sie zuflog, ließ ihre Nerven reißen wie überspannte Violinsaiten.
    Sie schrie auf. Schrie gellend, mit sich überschlagender Stimme, riß die Arme vor das Gesicht, wich zurück, bis die Wand sie aufhielt.
    Entsetzen schüttelte sie. Vor ihren Augen schien sich alles zu drehen, und sie nahm kaum wahr, daß die Verbindungstür zum Nachbarzimmer aufflog.
    Bill Fleming stand im gestreiften Pyjama in der Tür.
    Der Schrecken hatte das Blut aus seinem Gesicht getrieben. Er stand

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