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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Nur noch dieses bleiche Gesicht existierte, die blutroten Lippen, die seltsamen goldenen Augen. Der Fremde machte einen gleitenden Schritt auf sie zu und lächelte.
    Wieder begann das Mädchen zu zittern – doch diesmal war es kein Zittern der Furcht, sondern bebende Erwartung.
    Wie unter einem Zwang löste sie sich von der Wand, kam dem Fremden entgegen. Seine Hände hoben sich. Langsam und sanft glitten seine Finger über ihre Wangen, ihren Hals, streiften die leichte Stola von ihren Schultern. Sie stand starr da, spürte die dunklen Fluten der Lust, die sie durchwogten. Sie rührte sich nicht, wartete nur, von einem magischen Bann gefesselt, doch als er sich über sie beugte, drängte ihm jede Faser in ihr entgegen.
    Seine Lippen berührten ihren Mund.
    Lippen, die kalt waren, eisig – und die es dennoch verstanden, ein Feuer in ihr zu entfachen. Sie erbebte unter der Berührung. Schmale knochige Hände umkrallten ihre Arme, Fingernägel gruben sich in ihr Fleisch, und die eisigen Lippen glitten suchend über ihren Hals nach unten.
    Sie stöhnte vor Lust.
    Sie stöhnte noch, als eine der Krallenhände in ihr Haar griff, ihren Kopf nach hinten zog. Die Haut an ihrem Hals war gespannt, das Blut klopfte darunter. Ein leiser, knurrender Laut kam über die Lippen des Vampirs – und Sekunden später schlug er die Zähne in die weiße Kehle.
    Das Deck war leer.
    Niemand beobachtete den verzweifelten Todeskampf des Mädchens. Aber unter Deck glich der Salon der Jacht um diese Zeit einem Schlachthaus.
    John Frobish, der Chicagoer Millionär, hatte nichts von dem bemerkt, was sich abspielte. Als die Tür aufschwang, schlief er nackt auf dem weißen Berberteppich. Er schnarchte leise, der Alkohol tat seine Wirkung – und erst der schrille Schrei seiner rothaarigen Gespielin weckte ihn.
    Alles ging blitzschnell.
    Frobish hatte gerade noch Zeit, um die Gestalten zweier Insulaner und eines blonden Hünen zu erkennen – dann traf ihn schon die mächtige Faust des schwedischen Steuermanns im Gesicht und ließ sein Bewußtsein verlöschen. Dem rothaarigen Girl blieben Minuten, die sich zu Ewigkeiten dehnten und sie alles Grauen der Welt lehrten. Zwei braunhäutige Matrosen stürzten sich auf sie, schlugen ihre Zähne in ihr Fleisch, balgten sich knurrend wie Tiere um die Beute.
    Das Mädchen schrie bis zum Schluß, bis ihre Kräfte erlahmten, bis mit dem sprudelnden, pulsierenden Blut das Leben aus ihrem Körper wich. Zum Schluß lag sie still da, bleich, die Arme ausgebreitet, und nur noch die gräßlichen Sauggeräusche waren zu hören.
    Lautlos wie Schatten gingen die fünf dunklen Gestalten wenig später wieder an Bord der »Aloha II«.
    Der Motor dröhnte auf, ein Zittern durchlief den Schiffsrumpf.
    Schwerfällig löste sich die Fähre von der weißen Jacht, nahm Fahrt auf und war nach wenigen Minuten in der Dunkelheit verschwunden.
    Ein Fischer entdeckte die friedlich dümpelnde »White Arrow« am nächsten Morgen.
    Er fuhr dicht an der Jacht vorbei, weil die enge Durchfahrt zwischen den kleinen Inseln ihm keine andere Wahl ließ. Zuerst wunderte er sich nur über die immer noch brennenden Positionslampen.
    Dann entdeckte er das Blut an Deck, die dunklen Spuren außen an der Bordwand, und als sich auf sein Rufen niemand meldete, ging er schließlich an Bord.
    Er fand vier Leichen. Und er wußte, daß er den gräßlichen Anblick sein Leben lang nicht mehr vergessen würde.
    ***
    Professor Zamorra und seine Sekretärin landeten am späten Nachmittag auf dem Flughafen von Honolulu.
    Oahu empfing sie mit strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und einer Luft wie Samt, die vergessen ließ, daß es irgendwo auf der Welt so etwas wie einen stürmischen, verregneten Herbst geben konnte. Nicole steckte ihre kleine energische Nase in den Wind und schnupperte.
    »Es riecht nach Frühling«, verkündete sie. »Merken Sie es, Chef?«
    Zamorra lächelte. Das war typisch für Nicole Duval – sie reagierte mit Protest auf alles, was der handfesten, beweiskräftigen Logik entbehrte, aber sie konnte den Frühling riechen. In bezug auf Klima und Atmosphäre allerdings mußte Zamorra ihr recht geben. Hier schien tatsächlich Frühling in der Luft zu liegen, und Nicole in ihrem weißen Flatterkleid und der lustigen Lockenfrisur paßte dazu, als sei sie eigens für diesen Ort geschaffen worden.
    Sie ließen das übliche Begrüßungszeremoniell über sich ergehen.
    Nicole sah reizend aus mit dem bunten Blumenkranz, dem Professor blieb

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