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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Sekundenbruchteil erbebte sie wie unter einem Stromstoß, schwankte und brach mit einem leisen Aufschrei zusammen…
    ***
    Nicole schlief schon, als Zamorra das Hotel verließ.
    Er hatte darauf verzichtet, sie in seinen Plan einzuweihen – es wäre zwecklos gewesen. Nicoles Ansicht über das blutige Geschehen auf der »White Arrow« stand fest. Irgend jemand hatte die vier Opfer überfallen. Ein Verrückter vermutlich! Ein geisteskranker Mörder, der sich vielleicht sogar wirklich einbildete, ein Vampir zu sein, und sich bis zum Exzeß in diese Schauerphantasien hineingesteigert hatte. Daß dieser Mörder dingfest gemacht werden mußte, leuchtete ihr selbstverständlich ein, ebenso wie ihr einleuchtete, daß der Unbekannte eine Gefahr für sämtliche Menschen in seiner Umgebung darstellte – aber warum ihr Chef die Aufklärung des Verbrechens nicht den zuständigen Behörden überließ, das wollte einfach nicht in ihr hübsches Köpfchen.
    Zamorra hatte Müdigkeit geheuchelt. Nicole war ebenfalls erschöpft von dem langen Flug, und sie machte keine Einwände, als er vorschlug, schon früh zu Bett zu gehen. Sie duschte ausgiebig, absolvierte ein paar Gymnastikübungen zwecks Entspannung, versenkte sich für zehn Minuten in die Geheimnisse der Kosmetik, um die letzten Spuren der Anstrengung wegzuzaubern, und kroch schließlich angenehm schläfrig in die Federn, ohne zu ahnen, daß der Professor im Nebenzimmer noch lange nicht an Schlaf dachte.
    Zamorra hatte den kleinen Koffer mit dem Sicherheitsschloß geöffnet, der Nicole verdächtig war, seitdem er ihn besaß, und den sie stets nur mit mißtrauischen Blicken bedachte. Der Inhalt hätte sie vermutlich ziemlich erschreckt. Zamorra dagegen waren die verschiedenen Requisiten inzwischen vertraut, und er ging genauso selbstverständlich damit um wie sonst mit seinen Büchern und wissenschaftlichen Unterlagen.
    Das Amulett, die wichtigste Waffe in dem bevorstehenden Kampf, hing bereits an der dünnen Kette um seinen Hals. Die zierliche silberbeschlagene Pistole, die er einsteckte, war eine Spezialanfertigung – und der deutsche Büchsenmacher wunderte sich vermutlich noch heute über den exzentrischen Kunden, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, silberne Kugeln zu verschießen. Zamorra lächelte leicht, als er eine Schachtel mit Reservemunition in die Tasche schob. Zum Schluß schob er noch einen langen, ungewöhnlich schmalen Silberdolch in die Scheide an seinem Gürtel, dann schloß er die Knöpfe der schwarzen Kordjacke, löschte sorgfältig das Licht und verließ das Zimmer.
    In der Hotelhalle achtete niemand auf ihn. Den Leihwagen, den er sich im Laufe des Tages besorgt hatte, holte er selbst vom Parkplatz.
    Noch strahlte Honolulu im Lichterglanz, war erfüllt vom quirlenden Leben einer Touristenmetropole – aber Zamorra hing seinen Gedanken nach und bemerkte kaum das bunte, fröhliche Treiben.
    Das Leichenschauhaus lag in einem ruhigeren Viertel, in das sich nur selten Urlauber verirrten.
    Zamorra parkte den Wagen zwei Straßen weiter unter einer Laterne. Sein Gesicht hatte sich verhärtet, als er ausstieg, und er spürte die Spannung bis in die Fingerspitzen. Rasch ging er bis zur Ecke der Kreuzung, sah sich unauffällig nach allen Seiten um und überquerte dann eilig die Fahrbahn.
    Kein Mensch war in der Nähe.
    Unbehelligt erreichte der Professor die Einfahrt, sicherte noch einmal in die Runde und tauchte in den Schatten. Eine einzige Peitschenleuchte erhellte den weitläufigen Hof. Düster und abweisend ragten die Rückfronten der umliegenden Häuser hoch – abbruchreife, schon geräumte Bauten, wie Zamorra wußte. Das flache Hofgebäude lag wie ein Klotz in der Dunkelheit, und hinter keinem der Fenster war auch nur ein Schimmer von Licht zu sehen.
    Der Professor umrundete das Bauwerk, um sich einen Überblick zu verschaffen.
    Die hohen, schmalen Fenster waren vergittert – aber an die Sicherung der Lichtschächte schien niemand gedacht zu haben. Im Grunde war das kein Wunder. Wer stiehlt schon eine Leiche, dachte Zamorra mit einem Anflug von Galgenhumor, während er keuchend eines der schweren Lichtschachtgitter hochstemmte und neben sich an die Mauer lehnte.
    Auch er wollte keine Leiche stehlen.
    Er wollte lediglich verhindern, daß vier von den Leichen wieder lebendig wurden, ausbrachen und Furcht und Schrecken in die Stadt trugen. Lieutenant Maliki hatte deutlich zu verstehen gegeben, daß die Behörden nicht gesonnen waren, irgendwelche der

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