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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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von der ersten Sekunde an in Alarmstimmung.
    Das Verschwinden der Fähre hatte auf den Inseln einiges Aufsehen erregt. Die Einheimischen rätselten immer noch darüber, weil niemand recht daran glauben wollte, daß Morton Danning das Schiff auf ein Riff gesetzt hatte, oder daß es aus anderen Gründen mit Mann und Maus gesunken war. Devlin glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er die Buchstaben auf der Bordwand entziffern konnte. Aber es war nicht nur die Überraschung, die ihm unter die Haut ging – es war auch noch etwas anderes, das er sich nicht sofort erklären konnte. Dermot Devlin hatte immer in und mit der Natur gelebt.
    Er spürte das Nahen eines Sturms, noch ehe irgendeine Wetterstation ihn verzeichnete. Er war vertraut mit Wind und Wetter, mit den Signalen der Natur, mit den unmerklichen Schwingungen der Atmosphäre. Und er spürte auch auf Anhieb den eigentümlichen Atem der Gefahr, der von dem dunklen Schatten der »Aloha II« ausging und der immer intensiver, immer erschreckender wurde, je näher die Fähre über das dunkle Wasser heranglitt.
    Devlin spannte die Muskeln. Aus schmalen Augen starrte er zu dem Schiff hinüber. Er sah die Gestalt an der Reling – aber seine alarmierten Sinne nahmen mehr wahr als nur einen hochgewachsenen Fremden in einem wehenden schwarzen Umhang.
    Er sah das bleiche Gesicht. Die gelben Augen.
    Die weißen spitzen Zähne, die sich in einem triumphierenden Lächeln weit über die Unterlippe schoben… Und Dermot Devlin spürte mit der ganzen Kraft seines wachen, an den Umgang mit den Mythen und Sagen der verschiedensten Völker gewöhnten Gefühls, daß hier etwas Drohendes, Unheimliches, mit menschlichem Maß nicht Faßbares auf ihn zukam.
    Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne.
    Noch war die Panik gegenstandslos, lauerte gleichsam über der Oberfläche des Bewußtseins. Devlins Fäuste umspannten das Steuerrad. Aufmerksam sah er dem massigen Schatten der »Aloha II« entgegen – und im nächsten Moment zuckte er zusammen wie unter einem Hieb, als die Fähre den Kurs änderte.
    Sie wollte ihn rammen!
    Schwarz und drohend kam der Kiel auf ihn zu. Dermot Devlin erkannte blitzartig die Gefahr – und im nächsten Sekundenbruchteil reagierte er bereits.
    Mit der Linken warf er den Hebel auf »volle Fahrt«. Die Motoren röhrten laut auf, ein Zittern durchlief den Bootsrumpf. Devlins Fäuste wirbelten das Steuer herum. Die »Aloha II« lag querab, glitt schräg auf ihn zu, und er machte nicht erst den Versuch, nach steuerbord zu entkommen, sondern zwang die »Rosalie« in eine enge Linkskurve.
    Das gewagte Manöver rettete ihn.
    Die Besatzung der »Aloha II« rechnete nicht damit, der Rudergänger reagierte zu spät. Im Abstand von nicht einmal einem Yard kreuzte das leichte Boot den Kurs der Fähre. Gischt spritzte, die »Rosalie« tanzte wie eine Nußschale auf der Bugwelle. Hart an der Backbordseite der »Aloha II« jagte sie entlang, löste sich aus dem Schatten des Schiffsrumpfs und hatte bereits einen beruhigenden Vorsprung gewonnen, als die »Aloha II« sich schwerfällig drehte.
    Dermot Devlin wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Er wandte sich um, sah mit zusammengekniffenen Augen zurück zu der Fähre. Auch die »Aloha II« lief jetzt mit voller Fahrt. Devlin überlegte. Ein Wettrennen konnte er sich nicht leisten – auf die Dauer würde das große Schiff ihn einholen, und mit seinen Treibstoffvorräten war es auch nicht weit her. Er mußte die nächstbeste Insel anlaufen, an Land gehen, sich verstecken oder… Erneut wirbelten seine Fäuste das Steuerrad herum.
    Querab unterbrach das Riff von Mauna Loa wie eine unregelmäßige Linie die zerfließenden Spiegelbilder der Sterne. Dahinter erhob sich die Insel wie ein dunkler Buckel. Devlin hätte die Durchfahrt auch im Schlaf gefunden. Er wußte, daß er gerettet war, wenn er es schaffte. Die Rinne zwischen den Korallenfelsen war zu schmal für ein größeres Schiff. Die »Aloha II« mußte die Insel umrunden, konnte allenfalls an der Nordseite anlegen, und bis dahin… Für ein paar Minuten schaltete Dermot Devlin seine Gedanken vollkommen ab.
    Schwarze Felsen glitten links und rechts an ihm vorbei – oder besser: rote Felsen, die in der Dunkelheit schwarz aussahen. Die Rinne verengte sich, beschrieb einen Bogen. Dicht unter der spiegelnden Wasserfläche zerfloß der Schatten einer tückischen Untiefe. Etwas rieb knirschend gegen den Kiel, Devlin korrigierte den Kurs, leistete Millimeterarbeit – und

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