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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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mitgenommen, weil es ihm aus grundsätzlichen Erwägungen geraten schien, in einer so einsamen Gegend über eine Waffe zu verfügen – und jetzt wandte er sich aus einem Impuls heraus ab, um ihn zu holen.
    Als er die Waffe lud und in die Tasche der Jeans schob, kam er sich schon wieder verrückt vor. Kitty konnte vermutlich nicht schlafen und wollte nur ein wenig Luft schnappen – sie würde ihn auslachen, wenn er mit dem Schießeisen nach ihr suchte. Er verzog die Lippen, ließ den kleinen Revolver trotz allem, wo er war, und eilte wieder zurück zur Haustür.
    Die Nacht war warm und klar, der Mond spendete Licht genug, um sich zu orientieren. Bill sah sich um. Er empfand durchaus die Schönheit der seltsam verzauberten Landschaft. Aber er empfand sie normal, wie es jeder andere Mensch auch getan hätte – und er spürte nichts von der geheimnisvollen Lockung der Finsternis, die Kitty in ihren Bann geschlagen hatte.
    Daß der Strand leer war, sah er auf den ersten Blick.
    Er wandte sich nach rechts, umrundete das Haus, um auf die Rückseite zu gelangen. Sein Blick tastete durch das fahle Halbdunkel und versuchte, etwas zu erkennen.
    »Kitty?« rief er gedämpft. Und lauter: »Kitty!«
    Sie antwortete nicht.
    Und sie war auch nicht in der Nähe.
    Bill preßte die Lippen zusammen, starrte mit zurückgelegtem Kopf zur Anhöhe hinauf und spürte, daß sich jetzt doch allmählich echte Sorge in ihm festsetzte.
    Diesmal schrie er: »Kitty! Kitty! Wo steckst du?«
    Alles blieb still.
    Still bis auf das leise Plätschern der Brandung, das Wispern des Waldes, einen fernen Vogelruf und… Bill fuhr zusammen.
    War da nicht eine Bewegung gewesen? Oben auf dem Hügel, irgendwo zwischen den Felsen? Bill kniff die Augen zusammen, versuchte genauer zu sehen, und dabei setzte er sich bereits mechanisch in Bewegung.
    Mit raschen Schritten lief er den Hang hinauf. Zweimal stolperte er, fing sich wieder – und dann hatte er auf fünf Yard Entfernung die Felsengruppe vor Augen.
    Er verharrte.
    Unschlüssig. Zweifelnd an seiner eigenen Wahrnehmung.
    »Kitty?« rief er in fragendem Ton.
    Ein erstickter Laut antwortete.
    Bill fuhr zusammen, erschrak bis ins Mark – aber ehe er etwas tun konnte, überstürzten sich die Ereignisse.
    Eine Gestalt taumelte auf ihn zu.
    Er sah Kittys silberblondes Haar, ihren weißen Bademantel. Und hinter ihr, zwischen den Felsen, schien sich etwas wie ein übergroßer dunkler Vogel zu erheben, war sekundenlang ein drohender Schatten über den Felsen und verschwand in der Dunkelheit, ehe Bill erkennen konnte, um was es sich überhaupt handelte.
    Er lief Kitty entgegen.
    Sie prallte gegen ihn, am ganzen Körper zitternd. Schluchzen schüttelte sie. Verzweifelt barg sie den Kopf an seiner Brust, klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende an den rettenden Strohhalm, und für ein paar Sekunden war nichts als ihr krampfhaftes Weinen zu hören.
    Er streichelte ihr Haar. »Kitty, so beruhige dich doch! Was ist denn geschehen, was…?«
    Sie antwortete nicht.
    Aber ihr Körper versteifte sich, als habe die Frage an etwas gerührt, das sie nicht ertragen konnte. Bill griff nach ihren Schultern, schob sie sanft ein Stück von sich und sah sie an.
    Der Anblick traf ihn wie ein Tiefschlag.
    Er hatte das Gefühl, sein Atem setze aus. Wie versteinert blieb er stehen, starrte Kitty an, und seine Hände verkrallten sich an ihren Schultern, ohne daß er es merkte.
    Ihr Gesicht war voller Blut.
    Nicht nur ihr Gesicht – auch der Hals, die Hände, der weiße Bademantel. Sie sah aus, als habe sie einen schweren Unfall gehabt – und Schrecken schien Bills Herz wie eine eiserne Faust zusammenzupressen.
    »Kitty«, flüsterte er. »Kitty, was ist…?«
    Sie hielt die Augen geschlossen. Immer noch war ihr Körper steif.
    Bills Beherrschung brach, und er schüttelte sie heftig.
    »Kitty, was ist passiert? So rede doch! Was ist geschehen?« Sie stöhnte.
    Ihre Stimme bebte, klang dünn und hoch vor Furcht. »Ich weiß nicht! Ich kann mich nicht erinnern! Ich… habe geträumt, ich …«
    »Du hast nicht geträumt. Irgend etwas muß passiert sein! Woher kommt das Blut? Woher…?«
    Es war, als habe das Wort Blut einen unheimlichen Mechanismus in ihr ausgelöst.
    Ihre Augen öffneten sich, wurden weit und starr. Mit überraschender Kraft riß sie sich los, machte zwei Schritte rückwärts, und ein leiser, wimmernder Laut kam über ihre Lippen.
    »Nein« flüsterte sie. »Nein, nein, ich will nicht, nein…«
    Und im nächsten

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