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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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wie Krallen.
    Mitten in der Bewegung schien ein Hieb die Gestalt zu treffen.
    Sie zuckte zusammen. Die smaragdfarbenen Augen weiteten sich, sogen sich förmlich fest an dem silbernen Amulett. Wie unter gräßlichen Schmerzen krümmte und wand sich der Körper, zuckte das Gesicht – und als Zamorra die Hand hob, sank die Leiche mit einem dumpfen Ächzen wieder auf die Bahre zurück.
    Sie blieb dort starr liegen.
    Reglos, versteinert – gebannt von der Macht des Amuletts.
    Zamorra wartete ein paar Sekunden, überzeugte sich, daß er die Untote ganz unter seinen Willen gezwungen hatte – und erst als er völlig sicher war, trat er näher heran.
    Der silberne Dolch in seiner Rechten glitzerte. Wimmernde, erstickte Laute kamen aus der Kehle des Vampirs. Zamorra atmete tief durch, setzte die Spitze des Dolches in Höhe des Herzens auf die weiße Haut und konzentrierte sich.
    Ein rascher Stich – die Klinge drang tief ins Fleisch.
    Mit einem gräßlichen Schrei bäumte sich die Untote auf. Schlaff sank sie zurück, der Kopf rollte zur Seite – und in der nächsten Sekunde ging eine seltsame Veränderung mit ihr vor.
    Die eben noch gräßlich verzerrten Züge glätteten sich.
    Die Lippen wurden bleich, Zähne und Fingernägel schienen sich förmlich in den Körper zurückzuziehen. In den grünen Augen erlosch das eisige Feuer – und von einer Sekunde zur anderen war die erschreckende Vampirfratze wieder das friedliche, im Tode entspannte Gesicht eines jungen Mädchens.
    Zamorra atmete auf.
    So schrecklich es auch war, was er hier tun mußte – er wußte doch, daß es etwas Gutes bewirkte. Er hatte einen mörderischen, blutsaugenden Vampir getötet; hatte aber damit die Seele eines unschuldigen, jungen Menschen wieder zum Leben erweckt, hatte ihr einen Frieden geschenkt, den sie sonst niemals erlangt hätte – und das wog schwerer als alles andere.
    Noch dreimal zog er ein Kühlfach heraus, noch dreimal stieß er zu – und dreimal beobachtete er, wie sich die Fratze einer Bestie wieder in das Totenantlitz eines Menschen verwandelte. Dann schob er die vier Bahren wieder an ihren Platz zurück, steckte den Dolch in die Scheide und hängte sich das Amulett um den Hals.
    Niemand beobachtete ihn, als er wenig später das Leichenschauhaus verließ, in seinen Wagen kletterte und ins Hotel zurückfuhr.
    Er fand eine Nachricht von Bill vor.
    Eine Nachricht, die ihn erschreckte!
    Bill hatte angerufen. Seine Botschaft war in einem Hindudialekt abgefaßt, den Zamorra kannte und von dem sein Freund mit Recht angenommen hatte, daß er für den Hotelportier ein Buch mit sieben Siegeln war.
    »Komm sofort«, lautete die Übersetzung. »Kitty ist in Gefahr, und auf Mauna Loa stimmt irgend etwas nicht. Wir brauchen Hilfe.«
    ***
    Dermot Devlin tuckerte gemächlich mit kleiner Fahrt durch die Dunkelheit, als er den Schatten der »Aloha II« auf sich zugleiten sah.
    Dermot Devlin war auf der grünen Insel Irland geboren. Man sah es ihm an. Ebenso wie man seinem wiegenden Gang, dem wettergegerbten Gesicht unter dem brandroten Haarschopf und dem Faltenkranz und die stets leicht zusammengekniffenen Augen ansah, daß er sein halbes Leben auf See verbracht hatte. Hier auf den Inseln von Hawaii war er schließlich hängengeblieben. Bildhübsche Mädchen, erstklassiger Rum, ein Klima wie ewiger Frühling – das alles hatte es ihm angetan. Außerdem steckten die Inseln voller Verdienstquellen für einen Mann mit einem guten Boot. Dermot Devlin hatte von seiner gesparten Heuer die »Rosalie« gekauft. Er fristete sein Leben, indem er Touristen zum Angeln mitnahm, seine stets ein wenig abenteuerlichen Fahrten galten als Geheimtip, und er hatte zu dem Boot ein Verhältnis wie ein anderer Mann etwa zu seiner Ehefrau.
    An diesem Abend war er auf der Rückfahrt von Niihau nach Oahu. Der Tag war mit Ärger vergangen – Ärger vor allem über einen finanzkräftigen, aber ahnungslosen Millionär, der es durch reine Dummheit fertigbrachte, den größten Mariin von der Angel zu verlieren, den Dermot Devlin je gesehen hatte. Auf Niihau war er erst einmal auf ein paar Drinks in der nächsten Kneipe verschwunden, um seinen Ärger hinunterzuspülen. Da er Freunde getroffen hatte, war es spät geworden, und jetzt lenkte der alte irische Seebär die »Rosalie« sicher durch das Gewirr der Inseln und Riffe, genoß die klare warme Nacht und hatte keinerlei Ehrgeiz, sein Ziel schneller als nötig zu erreichen.
    Die Begegnung mit der »Aloha II« versetzte ihn

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