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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Situation angemessenen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Ganz davon abgesehen, daß das mit normalen Mitteln nicht möglich war, konnte Zamorra den Beamten ihre Weigerung nicht einmal übelnehmen.
    Dämonen, Vampire, Ausgeburten der Finsternis – das alles wurde nun einmal von den meisten Menschen ins Reich der Fabel verwiesen, und Zamorra konnte sich noch deutlich an eine Zeit erinnern, wo er in diesem Punkte ähnlich felsenfeste Überzeugungen gehegt hatte wie Nicole.
    Er schüttelte die Gedanken ab – jetzt war nicht die Gelegenheit, sie weiterzuspinnen.
    Noch einmal blickte er prüfend in die Runde, dann ließ er sich vorsichtig in den engen Lichtschacht hinab, tastete prüfend über das verschlossene Kellerfenster – und sprengte schließlich mit einem entschlossenen Ruck den Riegel.
    Es gab ein knirschendes Geräusch, Holz barst, Splitter regneten auf den Boden. Zamorra hielt den Atem an, lauschte. Nichts rührte sich, alles blieb still – und er glitt mit einem tiefen Atemzug durch die enge Fensteröffnung.
    In dem Raum dahinter herrschte totale Finsternis. Zamorra zog seine Kugelschreiberleuchte aus der Tasche. Der Lichtstrahl blitzte auf, wanderte in die Runde, glitt über Schränke und Regale – und Sekunden später wußte der Professor, wo er sich befand.
    Die Kleiderkammer!
    Der Raum, in dem Kleidung und Besitztümer der Toten aufbewahrt wurden, falls sich nicht die Polizei dafür interessierte oder Verwandte Ansprüche geltend machten. Ein intensiver Geruch nach Staub und Mottenkugeln hing in der Luft, Zamorra schüttelte sich, glitt rasch zur Tür und öffnete sie vorsichtig.
    Der Gang, in den er geriet, kam ihm bekannt vor.
    Der Kühlraum lag rechts von ihm, nur wenige Schritte entfernt.
    Die Tür war verschlossen – aber Zamorra hatte keine Schwierigkeiten, das Schloß mit Hilfe einiger Spezialwerkzeuge zu bewältigen.
    Lautlos betrat er die Halle, verharrte sekundenlang reglos, lauschte gespannt – und in einem Teil seines Hirns überlegte er dabei, wie viele neue und für einen Wissenschaftler höchst ungewöhnliche Dinge er gelernt hatte, seit das silberne Amulett in seinen Besitz gelangt war.
    Judo und Karate hatte er schon früher beherrscht. Diese Kampfsportarten hingen eng mit der fernöstlichen Mystik zusammen und hatten sich ganz selbstverständlich in seine Studien eingefügt. Aber Schlösser zu knacken, wie ein Einbrecher in fremde Häuser einzudringen, ständig mit den verschiedensten Waffen umzugehen – all das hätte er sich vor nicht allzulanger Zeit noch nicht träumen lassen. Die Notwendigkeit hatte es ihn gelehrt. Die gleiche Notwendigkeit, die ihm seinen weiteren Weg vorzeichnen würde und die ihn heute nacht an diesen Ort geführt hatte. Er kniff die Augen zusammen, lauschte gespannt. Auch diesmal verscheuchte er die überflüssigen Gedanken, und als er die Kugelschreiberleuchte wieder anknipste, war er ganz hellwache Aufmerksamkeit.
    In der Leichenhalle hatte sich nichts verändert seit seinem ersten Besuch. Alle Kühlfächer befanden sich an ihrem Platz. Auch die vier, deren Nummern er sich gemerkt hatte – und er schloß daraus, daß der geheimnisvolle Bann des Amuletts noch immer wirksam war.
    Mit einer raschen Bewegung streifte er die dünne Kette über den Kopf und schlang sie ein paarmal um das Handgelenk seiner Linken. Dann trat er an das erste Kühlfach, zog es heraus und griff sofort nach dem Silberdolch in seinem Gürtel.
    Die Taschenlampe hatte er einstecken müssen – aber er brauchte sie jetzt auch nicht mehr. Ein geheimnisvolles Licht strahlte von dem Amulett in seiner Hand aus – als werde die Kraft des Talismans geweckt durch den Zusammenprall mit anderen Kräften und entfalte sich zu höchster Intensität. Der silbrige Schimmer erfüllte den Raum, erfaßte die Umrisse der Gestalt unter dem roten Gummituch, und im nächsten Moment hielt Zamorra unwillkürlich den Atem an.
    Das Laken bewegte sich.
    Lautlos glitt es zur Seite. Mit einem Ruck richtete sich die Gestalt darunter auf, und der Anblick traf den Professor wie ein Schock, obwohl er darauf gefaßt gewesen war.
    Er hatte das rothaarige Mädchen vor sich.
    Die tote Cynthia Faith!
    Aber die Leiche war auf erschreckende Weise gewandelt, verändert. Eiskalt wie Smaragde brannten die grünen Augen in dem bleichen Gesicht. Der Mund war unnatürlich rot, lange, spitze Eckzähne ragten über die Unterlippe, und die Finger mit den scharfen, auf geheimnisvolle Weise langgewachsenen Nägeln krümmten sich

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