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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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mal angekratzt«, sagte er. »Außerdem kenne ich Morton Danning – der setzt ein Schiff nicht auf irgendein Riff. Da ist etwas faul an der Sache, sogar oberfaul!«
    Die anderen schwiegen.
    Auch ihnen war das Verschwinden und Wiederauftauchen der »Aloha II« ein Rätsel. Lediglich Zamorra glaubte die Erklärung zu kennen, aber er hütete sich, seine böse Ahnung laut werden zu lassen.
    Sein Blick glitt die Anhöhe hinauf zu dem weißen Herrenhaus, das zwischen Palmen und exotischer Blumenpracht in der Sonne leuchtete. Weiße Säulen trugen einen breiten Balkon, die Fenster gähnten wie dunkle Höhlen. Ganz deutlich spürte der Professor die Ausstrahlung von Drohung und Gefahr, die von dem Gebäude ausging, und er überlegte, ob sie es riskieren sollten, dem geheimnisvollen Grafen Chaldras einen Besuch abzustatten. Die Gelegenheit war günstig.
    Falls er recht hatte mit seiner Hypothese, falls es sich bei dem Grafen und seinem Anhang tatsächlich um Vampire handelte, bestand jetzt, am hellichten Tag, noch die beste Chance, sie zu besiegen. Sie konnten das Haus nicht verlassen, brauchten die Dunkelheit. In der Sonne, dem Licht und der Hitze ausgeliefert, würden sie in todesähnliche Starre verfallen und… Es war schließlich nicht die trotz allem vorhandene Gefahr, die Zamorra darauf verzichten ließ, sofort zu handeln – es war die Reaktion von Kitty Silver.
    Eine eigenartige Erregung schien das Mädchen zu erfüllen, seit sie sich dem Haus genähert hatten. Ihre Haltung wirkte steif, verkrampft, nur die schmalen Hände bewegten sich unruhig. Wie gebannt starrte Kitty zu dem weißen Herrensitz hinüber, ihre Lippen formten lautlose Worte, und in den blauen Augen lag ein fiebriger, fast sehnsüchtiger Glanz.
    Zamorra wagte nicht vorauszusagen, was geschehen würde, wenn er Kitty zwang, dem geheimnisvollen Grafen gegenüberzutreten.
    Ihre Nerven schienen bis zum Zerreißen gespannt. Zamorra spürte förmlich, daß sie einen lautlosen, unsichtbaren Kampf mit einer fremden Macht ausfocht, daß sie innerlich am Rande eines Abgrunds taumelte – und er wußte, daß er einfach nicht riskieren durfte, sie endgültig in diesen Abgrund hineinzutreiben und vielleicht einen Schaden anzurichten, der nie wiedergutzumachen war.
    Er atmete tief durch.
    »Gehen wir«, sagte er ruhig. »Wir haben erfahren, was wir wissen wollten. Und um das Rätsel der ›Aloha II‹ zu lösen, müssen wir zunächst einmal abwarten, was weiter geschieht.«
    Die anderen stimmten zu.
    Fast erleichtert wandten sie sich ab, gingen wie in stummer Übereinkunft eilig durch den grünen Palmenschatten und kehrten in den vertrauten Bereich ihres Strandes zurück.
    Graf Chaldras’ Landsitz und die »Aloha II« blieben hinter ihnen zurück, und ihre Unterhaltung wurde lebhafter und unbeschwerter, als sei ein düsterer Bann von ihnen genommen.
    Nur Kitty Silver war immer noch seltsam abwesend, und der Blick ihrer Augen schien durch alles hindurchzugehen und sich in eine unvorstellbare Ferne zu richten…
    ***
    »Das ist doch verrückt, Chef!« sagte Nicole Duval ein paar Stunden später energisch. »Was soll denn, um alles in der Welt, dabei herauskommen, diese Fähre zu beobachten? Schön – sie ist verschwunden, und der Graf scheint sie widerrechtlich zu benutzen. Aber was ist daran so interessant, was…«
    »Denken Sie an die vier Toten von der ›White Arrow‹, Nicole«, sagte Zamorra hart.
    »Sie meinen…?« Nicole stockte und runzelte die Stirn. »Sie meinen, der Graf könnte der Mörder sein? Und er könnte vielleicht auch die Besatzung der Fähre umgebracht haben?« Ihre Augen verdunkelten sich. »Aber warum benachrichtigen Sie dann nicht die Polizei, Chef? Warum wollen Sie diesen Verbrecher auf eigene Faust überführen? – Bill, seien doch wenigstens Sie vernünftig!«
    Bill Fleming zuckte die Achseln. Sein Blick wirkte ratlos – aber um seinen Mund lag ein entschlossener Zug.
    »Ich weiß nur, daß ich dieser Sache auf den Grund kommen will«, sagte er. »Wenn die ›Aloha II‹ heute nacht wieder ausläuft, werden wir auf ihrer Spur sein.« Und in Richtung auf die beiden anderen Männer: »Wie ist es? Können wir starten?«
    Zamorra nickte. Dermot Devlin schob sein kantiges Kinn vor und stand auf. Sie verabschiedeten sich von Nicole und Kitty, die die Besprechung vollkommen teilnahmslos verfolgt hatte, verließen das Haus und bewegten sich wenig später langsam und vorsichtig über den unebenen, mit faulenden Kokosnüssen, umgestürzten

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