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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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dann war er durch, lenkte das Boot durch das ruhige Wasser der Lagune und sah den fahlweißen Strand der Insel vor sich.
    Licht schimmerte zwischen den Palmstämmen – die erleuchteten Fenster eines Ferienhauses. Devlin hielt darauf zu. Ein paar Minuten später erreichte er die Insel, manövrierte die »Rosalie« neben ein zweites Boot an den Anlegesteg und machte sie fest, nachdem er elastisch auf die Planken gesprungen war.
    Weit draußen konnte er immer noch die Positionslichter der »Aloha II« sehen. Noch nachträglich traf ihn das Gefühl der dunklen Drohung wie ein Eishauch. Er biß die Zähne zusammen, und er hatte es plötzlich eilig, über den sanft ansteigenden Strand zu dem bewohnten Bungalow hinaufzulaufen.
    Als er noch drei Schritte vom Haus entfernt war, öffnete sich die Tür.
    Ein Mann trat heraus. Ein mittelgroßer schlanker Mann, eher drahtig als kräftig gebaut, aber sportlich durchtrainiert und fit. Ein kleiner Revolver lag in seiner Rechten, die Mündung wies auf Dermot Devlins Brust, und die zusammengekniffenen Augen tasteten aufmerksam über das Gesicht des Iren.
    Devlin blieb stehen.
    Mechanisch spreizte er die Arme ein wenig ab. Die Art, wie er das Gesicht verzog, spiegelte eine Art komischer Verzweiflung.
    »Mann!« stöhnte er. »Sie haben mir gerade noch gefehlt, Mister! Erst versucht dieser verdammte Kahn da draußen, mich auf den Grund zu schicken, und jetzt sie!«
    Bill Fleming horchte auf.
    In den letzten vierundzwanzig Stunden war zuviel geschehen, als daß er einem unbekannten Besucher der Insel noch ohne Mißtrauen hätte entgegentreten können. Aber dieser breitschultrige hünenhafte Ire mit dem brandroten Haar und den grünlichen Augen wirkte so durch und durch handfest und realistisch, daß Bills Unruhe einer normalen Neugier Platz machte.
    »Kahn?« echote er. »Welcher Kahn denn?«
    »Die ›Aloha II‹.« Devlin machte eine Geste mit dem Kopf. »Da draußen können Sie noch die Positionslichter sehen. Ich habe keinen Schimmer, warum der Kahn mich rammen wollte, aber ich habe mich vorsichtshalber durch das Riff verdrückt.« Er machte eine Pause und stieß die Luft durch die Nase. »Und jetzt kommen Sie, fuchteln mir mit dem Schießeisen vor dem Gesicht herum und…«
    »›Aloha‹« unterbrach ihn Bill. »Ist das nicht die Privatjacht des Grafen Chaldras?«
    »Privatjacht? Spinnen Sie, Mister? Die ›Aloha II‹ ist ein ehrliches Fährschiff. Und es schippert da draußen herum, obwohl es eigentlich von rechts wegen auf dem Meeresgrund liegen müßte. Falls es noch nicht bis in Ihre Einsamkeit vorgedrungen sein sollte, Mister – die ›Aloha II‹ ist vor ein paar Tagen unter reichlich mysteriösen Umständen spurlos verschwunden.«
    Bill Fleming zögerte einen Moment.
    Unschlüssig, prüfend tastete sein Blick über Devlins Gesicht. Dann ließ er mit einem tiefen Atemzug die Schultern sinken und schob rasch entschlossen den Revolver in den Hosenbund.
    »Kommen Sie herein«, sagte er ruhig. »Ich denke, wir haben uns eine Menge zu erzählen…«
    ***
    Nicole und Zamorra ließen sich am nächsten Morgen von einem einheimischen Fischer nach Mauna Loa bringen.
    Der Mann schien eine eigentümliche Scheu vor der Insel zu haben.
    Zamorra spürte es, obwohl der Bursche in der Flicht seines Bootes stand wie ein Steindenkmal. Geschickt steuerte er das leichte Fahrzeug durch das Gewirr der Inseln und Riffe, manövrierte es am Anlegesteg zwischen die »Rosalie« und die kleinere »Sunshine«, die zu dem Ferienhaus gehörte, und musterte den Bungalow unter den Palmen mit einem scheuen, abgrundtief mißtrauischen Blick.
    Kitty und Bill warteten am Strand, außerdem noch ein rothaariger wettergegerbter Bursche, den Zamorra nicht kannte. Über den Grund seiner Anwesenheit hüllte sich Bill in Schweigen – und der Professor nahm an, daß sein Freund mit Rücksicht auf Kitty und Nicole so handelte.
    Die Begrüßung fiel herzlich aus.
    Der große Bungalow bot Raum für alle, Zamorra und seine Sekretärin richteten sich in ihren Zimmern ein. Nicole brauchte als weibliches Wesen weit mehr Zeit zum Auspacken und Einräumen. Kitty half ihr dabei, und die drei Männer verließen das Haus unter dem Vorwand, sich ein wenig die Gegend ansehen zu wollen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr Zamorra, unter welchen Umständen Dermot Devlin zu der Gruppe gestoßen war. Von dem rätselhaften Verschwinden der »Aloha II« hatte der Professor bereits in Honolulu gehört. Bisher waren seine Vermutungen dahin

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