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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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gegangen, daß der Fähre etwas Ähnliches zugestoßen sei wie der Jacht »White Arrow«.
    Auch jetzt sah er keinen Grund, von dieser Hypothese abzugehen – doch die Tatsache, daß die »Aloha« nachts zwischen den Inseln erschien und offenbar Jagd auf andere Boote machte, ließ die Angelegenheit dennoch in einem neuen, anderen Licht erscheinen.
    Dermot Devlins Schilderungen waren äußerst präzise. Vor allem seine Beschreibung des unheimlichen Fremden in dem schwarzen Umhang ließ Zamorra sofort bestimmte Schlüsse ziehen. Der Ire hätte Mauna Loa längst verlassen können, er hatte im Gefühl, daß die Gefahr nur nachts drohte – doch er war finster entschlossen, nicht eher von der Insel zu weichen, bis er den geheimnisvollen Geschehnissen auf den Grund gekommen war.
    Auch Bill berichtete. Genau wie Zamorra brachte er dem bärbeißigen Iren instinktiv Vertrauen entgegen, und beide Männer nahmen kein Blatt vor den Mund.
    »Ich begreife das alles einfach nicht«, schloß Bill Fleming. »Irgend etwas Schreckliches muß Kitty zugestoßen sein. Verletzt war sie nicht, aber voller Blut und total außer sich. Sie weigert sich einfach, darüber zu sprechen. Sie kann oder will sich nicht erinnern, und sie versucht, die ganze Geschichte zu verdrängen.«
    Zamorra zog die Unterlippe zwischen die Zähne.
    Er hatte Dermot Devlins Zusammenzucken bemerkt und warf ihm einen Blick zu. »Was halten Sie davon, Mr. Devlin?« fragte er ruhig.
    Der Ire rollte unbehaglich die Schultern. Man sah ihm an, daß er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Er schien zu zögern, warf Bill Fleming einen Seitenblick zu und begegnete dann den aufmerksamen grauen Augen von Professor Zamorra.
    »Ich weiß nicht recht«, brummte er. »In den alten Legenden heißt es, daß die Vampire…«
    »Vampire?« fuhr Bill Fleming auf. »Fangen Sie an, durchzudrehen, Mann?«
    Devlin zuckte die Achseln. Sein kantiges Kinn schob sich vor. Er war ganz sicher kein Geisterseher, kein unrealistischer Träumer, aber der ständige Umgang mit der Natur und mit den Elementen hatte ihn gelehrt, daß es tatsächlich mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gab, als die meisten Menschen sich träumen ließen.
    »Ich weiß selbst nicht, ob ich daran glaube«, sagte er ruhig. »Ich erzähle Ihnen nur, was die alten Legenden berichten. Manchmal finden die Vampire Gefallen an einem Menschen. Den töten sie nicht – den zwingen sie, ihnen lebendig in ihr Reich zu folgen. Die Taufe der Vampire, heißt es, besteht darin, daß ein lebendiger Mensch das Blut des Untoten trinkt. Von diesem Moment an ist er dem Vampir verfallen. Er muß den Befehlen des Untoten gehorchen, und eines Tages wird er beginnen, Opfer zu suchen und Blut zu saugen…«
    Devlin schwieg abrupt, räusperte sich und sah von einem zum anderen. »Ein solcher Mensch kann nur gerettet werden, wenn jemand den Vampir vernichtet«, fügte er hinzu.
    Für einen Moment blieb es still.
    Bill Fleming schüttelte den Kopf. Er starrte in das derbe, kantige Gesicht des Iren, als könne er nicht begreifen, was er eben gehört hatte.
    »Sagen Sie mal – glauben Sie den Blödsinn etwa?« fragte er schließlich.
    Devlin strich seine eine rote Haarsträhne aus der Stirn. Er antwortete nicht, sondern blickte Zamorra an, bei dem er instinktiv Verständnis spürte.
    »Sie haben mich gefragt, was ich davon halte«, sagte er. »Und ich hab’s Ihnen erzählt. Ich weiß, daß man heutzutage jedes Staubkörnchen auf der Welt wissenschaftlich erklären kann. Aber ich weiß auch verdammt genau, daß es eine Menge Dinge gibt, die sich nicht messen, nicht zählen und nicht wiegen lassen. Weil sie nämlich zu einer ganz anderen Welt gehören – deshalb.«
    Bill Fleming atmete tief durch.
    Er wollte protestieren, wollte all diese Vermutungen, die seinem Weltbild zuwiderliefen, weit von sich weisen, aber dann zuckte er nur die Achseln. Zamorras Blick hatte ihn gebremst. Der Professor nagte an der Unterlippe, und sein schmales, markantes Gesicht sah ungewöhnlich ernst aus.
    »Vergiß einmal für einen Moment, was du von Vampiren, Dämonen und ähnlichem hältst, Bill«, sagte er eindringlich. »Was bleibt, ist die Tatsache, daß mit Kitty irgend etwas passiert ist, an das sie sich nicht erinnern kann. Und das wir in ihrem eigenen Interesse klären müssen – oder…?«
    Bill rieb sich die Stirn. »Sicher, aber…«
    »Es gäbe eine Möglichkeit. Eine Chance, die verschüttete Erinnerung freizulegen.«
    »Und wie soll das vor sich

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