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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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nicht verhören kann, ohne mich lächerlich zu machen, das werden sie mir hoffentlich durch ihr Mitspielen verraten.«
    »Hoffen wir, daß es so klappt, wie du es dir ausgerechnet hast.«
    Er verschwand. Ich stand aus meinem Sessel auf und sagte: »Der erste Teil meiner Geschichte ist fällig. Er besteht aus drei Fragen: Sind G-men auch Menschen? Zweitens: Kann man bei einem Beamten Dienst und Privatleben streng trennen? Und drittens: Wie äußert sich in der Regel ein starker Minderwertigkeitskomplex?«
    Ich setzte mich wieder. Miß Nancy kam zu mir in meine einsame Ecke herüber und sagte: »Einen Whisky, Mr. Cotton? Sie wissen doch, der fünfzig Jahre alte!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, danke. Ich trinke heute abend nichts.«
    Das schlug ein wie eine Bombe. Selbst Mr. High sah mich auf einmal ganz sonderbar an.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl, Jerry?« fragte er besorgt.
    »Doch, danke. Wie ein Fisch im Wasser. Ich habe nur ein bißchen Sodbrennen. Das möchte ich erst wegkriegen.«
    Miß Nancy musterte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Mit dem feinen Gespür der Frau fühlte sie, daß es eine Ausrede und obendrein eine glatte Lüge war. Aber da ich zu dieser Ausrede griff, konnte sie sich auch denken, daß ich die Wahrheit nicht sagen wollte. Sie ging achselzuckend mit dem Glas in ihrer Hand wieder zu ihrem Platz neben Robby zurück. Mir tat es selbst verdammt leid, das können Sie mir glauben. Man bekommt so einen Stoff nicht alle Tage angeboten. Aber es mußte sein.
    »Während ihr euch meine Fragen überlegt, will ich meinen zweiten Gesellen aussuchen«, fuhr ich fort und ließ meine Blicke prüfend über die Versammlung von vierzehn G-men gleiten. Ich tat, als suchte ich wirklich, und sagte dann: »Bruce! Vielleicht bist du so freundlich!«
    Ihm schien es nicht gerade recht zu sein, aber er kam zu mir. Ich holte wieder einmal den bewußten Zettel aus meiner Rocktasche und legte den Zeigefinger so darauf, daß die ganze erste Zeile des Zettels zugedeckt war. Man konnte jetzt nur noch den Namen der Straße lesen, in der ich wohnte, und die Hausnummer.
    Ich winkte ihm, daß er sich zu mir herunterbeugen sollte, hielt ihm den Zettel dicht vor die Augen und flüsterte, so daß es die anderen nicht hören konnten: »Hast du das geschrieben, Bruce?«
    Er sah die Schrift an und sagte: »Ja, das ist meine Schrift. Wo hast du den Zettel her? Was für eine Adresse ist denn das? Aus meinem Papierkorb? Hab’ ich da irgendeine Anschrift notiert?«
    Ich ignorierte seine Fragen völlig und schob den Zettel schnell zurück in meine Rocktasche, während ich schon die zweite Frage an ihn richtete: »Hast du die Pistole gefunden am Samstagabend?«
    Er sah mich an, als verstünde er überhaupt nichts.
    »Welche Pistole denn?«
    »Lassen wir das. Tu mir bitte einen Gefallen, ja? Geh doch mal hinaus in den Garten und tu bei den Stachelbeersträuchern genau dasselbe, was du letzten Sonntag beziehungsweise Samstag abend getan hast, ja?«
    »Wenn du es willst, natürlich. Aber ich sehe nicht ein…«
    »Du wirst es einsehen, Bruce! Bestimmt! Frag mich bitte jetzt noch nicht danach.«
    »Okay, Jerry.«
    Er wollte gehen. Ich hielt ihn am Rockärmel zurück.
    »Übrigens, Bruce«, sagte ich ernst, »keinen Schritt weiter als bis zu den Stachelbeersträuchern!«
    »Was soll denn das schon wieder heißen?«
    »Vielleicht lauern in der Dunkelheit Maschinenpistolen«, sagte ich so ernst, daß er das Gewicht dieser Worte begreifen mußte. »Also nicht weiter als bis zu den. Sträuchern, und im übrigen alles so, wie es am Samstagabend war.«
    »Also gut. Ich bin bloß gespannt, was du erreichen willst, Jerry.«
    Er ging hinaus. Die anderen hatten inzwischen meine Fragen diskutiert und sich rasch auf die Antworten geeinigt. Sie wählten Bill Moore zu ihrem Sprecher. Es war mir recht.
    »Also, wie würdet ihr die drei Fragen beantworten?«
    »Wir haben uns auf folgendes geeinigt, Jerry«, sagte er ein bißchen linkisch. »Natürlich ist auch ein G-man nur ein Mensch wie jeder andere. Er hat eine spezielle Ausbildung und einen speziellen Beruf, aber so etwas hat auf seine Art schließlich jeder.«
    »Ja, natürlich. Ich bin völlig eurer Meinung. Und die Antwort auf meine zweite Frage?«
    »Tja, wir sind der Meinung, daß sich bei einem Beamten Dienst und Privatleben leider gar nicht trennen lassen. Wir betonen selbst: leider! Aber wenn ein Beamter im Dienst ein schlampiger Kerl ist, wird er zu Hause kaum ein Muster an Korrektheit

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