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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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sie gern gekühlt, eisgekühlt.«
    Er stellte sein Glas weg und sagte mit ruhiger Stimme: »Gern, Jerry!«
    Er schien ja mordsmäßig in seine Nancy verknallt zu sein, denn als er an ihr vorbeiging, erkaufte er sich die freie Passage mit einem innigen Kuß. Na, Sie haben ja eben gehört, daß G-men auch nur Menschen sind, und ich sah außerordentlich interessiert in eine andere Richtung. Was es dort zu sehen gab, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß es bis heute noch nicht.
    ***
    Als Robby hinausgegangen war, um meine Milch zu holen, sagte ich laut, damit die anderen wieder zur Ruhe kamen: »Ich will euch schnell meine Geschichte weiter erzählen, damit ich hier die Verlobungsfeier nicht länger aufhalte, als unbedingt nötig ist. Also, die Sache geht so weiter: Unser Mann hat sich bestechen lassen. Er bekam jeden Monat eintausendfünfhundert Dollar, und das eine ganze schöne Zeit lang! Nein, nun fangt nicht wieder an zu schreien! Laßt mich doch zu Ende erzählen!«
    Ich mußte doch noch ein Weilchen warten, bis sich die Wogen der allgemeinen Entrüstung gelegt hatten. Mitten in dem Lärm sprang Mr. High auf einmal wie elektrisiert von seinem Sessel auf, aber die anderen achteten nicht darauf. Er saß ziemlich nahe bei mir, deswegen sah ich es. Er hatte ganz in Gedanken mit den Gläsern gespielt, die auf der Hausbar standen. Jetzt hielt er einen Würfel Eis flach auf der ausgestreckten Hand und sah mich mit entsetzten Augen an. Ich nickte wortlos.
    Da drehte er sich um und ging schnell hinaus. Ich konnte verstehen, daß er eine Zeit brauchte, um das zu verdauen, was da eben durch seinen Kopf gegangen war. Und ich konnte auch verstehen, daß er dazu allein sein wollte.
    »Paßt auf!« rief ich. »Ich will weiter erzählen!«
    Endlich kehrte wieder Ruhe ein. Ich setzte mich und berichtete weiter.
    »Also, unser Mann hat sich monatelang bestechen lassen von einer Bande. Und zwar von der Bande, die ihr gestern abend nebenan ausgehoben habt! Nur hatte er ein Pech: Allan Chester kam am Samstag dahinter, daß sich unser Mann hatte bestechen lassen. Wenn er noch lebte, würde er uns sagen können, wieso er diese Entdeckung machen konnte. Da er tot ist, wird dies immer ein Rätsel sein. Jedenfalls kam Allan dahinter. Was tat er? Er stellte den Burschen zur Rede. Er machte ihm wahrscheinlich Vorhaltungen. Und allerhöchstwahrscheinlich wird er von ihm verlangt haben, daß er die Konsequenzen daraus zieht. Was er im einzelnen gefordert haben mag, soll uns nicht weiter interessieren. Vielleicht sollte der Bestochene den Dienst sofort freiwillig quittieren, vielleicht sollte er sich einem Gericht stellen, irgend so etwas Ähnliches muß es gewesen sein.«
    Tiefes Schweigen herrschte in der Runde. Sie starrten mich an, sie sahen sich untereinander an. In jedem Gesicht stand auf einmal das Mißtrauen gegen jeden.
    Plötzlich schoß mir ein furchtbarer Gedanke durch den Kopf. Ich hetzte aus meinem Stuhl hoch und sprang über einen Sessel hinweg. Wie ein Gejagter stürzte ich zur Wohnzimmertür.
    »Ihr bleibt hier!« rief ich noch. »Keiner verläßt äas Wohnzimmer!«
    Dann raste ich auch schon durch den Korridor. Unterwegs riß ich meinen 38er aus der Schulterhalfter, die ich zu dieser Party nicht abgenommen hatte.
    Ich riß die Küchentür auf. Mr. High stand schweigend am Küchenfenster und starrte hinaus auf die Ostseite der Veranda. Robby stand in seinem Rücken. Er war wie erstarrt, als er mich plötzlich in der offenen Tür sah.
    Langsam ließ er die Pistole sinken, die den unförmigen Schalldämpfer trug.
    »Kommen Sie, Mr. High«, sagte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
    »Ja«, sagte er leise und gequält. »Ja.«
    Er ging an dem Anrichtetisch vorbei, auf dem die beiden Patronen standen, die ich im Keller vorbereitet hatte. Wir gingen zurück ins Wohnzimmer.
    Als ich die Küchentür schloß, begegnete ich Robbys Blick. Er war bleich. Er nickte einmal, kaum merklich, stumm, endgültig.
    »Gebt mir einen Schnaps«, sagte ich im Wohnzimmer.
    Miß Nancy brachte mir den alten Whisky. Aber an diesem Abend schmeckte er mir überhaupt nicht.
    ***
    »Ich will euch schnell den Schluß berichten«, sagte ich. »Als Allan den Kerl zur Rede stellte, beschloß dieser, Allan zu ermorden. Er tat es. Und er war ein kluger Kerl. Er wußte ja aus seiner eigenen Dienstpraxis, daß man an einer Pistolenkugel genau feststellen kann, ob sie aus dieser oder aus jener Waffe abgefeuert wurde, wenn man die dazugehörigen Waffen erst

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