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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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wieder irgendwo einen G-man gekillt hatten. Aber man zuckte die Achseln und dachte sich: Gott, er würde ja dafür bezahlt, er hat sich diesen Beruf ja selbst ausgesucht. Aber dann ist man auf einmal mit einem G-man verheiratet. Und jeder neue Zeitungsbericht dieser Art jagt einen Stich durchs Herz. Jedesmal fragt man sich: Und wann wird dein Mann an der Reihe sein?«
    Sie brach ab und starrte düster in ihr Glas. Ich schluckte. Irgend etwas saß mir im Hals. Verdammt, sie war vom Thema abgekommen, ja. Aber es war gut, daß wir das einmal zu hören bekamen. Wir großen Helden.
    »Sie brauchen mich nicht so anzusehen, Mr. Cotton«, sagte sie nach einer Weile. »Natürlich kann ein Mann nicht seiner Frau zuliebe so einen Beruf aufgeben. Das verstehe ich. Ein Mann verliert vielleicht innen drin etwas, wenn er das täte. Und ich glaube, eine richtige Frau könnte ihn dann nicht mehr achten. Aber das alles verjagt diese verdammte, verfluchte, eiskalte, herzzerreißende Angst nicht. Na, Schwamm drüber.« Sie trank ihr Glas in einem Zug leer und lachte dann. Es war ein heiseres, ein klirrendes Lachen, das uns weh tat, die wir es hörten. »Kommen wir zurück zum Thema«, fuhr sie fort. »Sie kamen nach Chikago zurück von ihrer Autobande, die sie in New York gesucht hatten. Ich fragte Allan natürlich, ob sie die Bande gestellt hätten. Ich weiß die Szene noch wie heute. Wir waren in einem kleinen Weinlokal. Er sah mich böse an. Ich wußte und weiß heute noch nicht, warum er damals böse war. Und er sagte: ›Frag mich nicht danach. Frag mich um Gottes willen nicht danach.‹«
    »Und ein paar Monate später wurde er nach New York versetzt?«
    »Ja. Wir sprachen nie wieder über diese Geschichte.«
    Ich stellte mein Glas hin.
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Übrigens, Steve: Du kommst doch auch heute abend zu Robby?«
    »Ich weiß nicht recht. Ich habe wenig Luft.«
    »Lust hat wahrscheinlich keiner richtig. Aber ich würde dir empfehlen hinzugehen.«
    Er sah mich schon wieder aufgeregt an.
    »Was soll das? Was soll das heißen? Jerry, findest du nicht selbst, daß dein Benehmen recht merkwürdig ist? Du mischt dich wirklich zu sehr in unser Privatleben.«
    Ich stand auf. Phil auch.
    »So?« sagte ich nur. »Dann entschuldige. Kennst du übrigens diese Schrift?«
    Ich hielt ihm den Zettel hin, den ich in der Tasche des Hageren gefunden hatte, nachdem ich ihn erschossen hatte, als er mich in meiner Wohnung killen wollte. Aber ich deckte die Handschrift so zu, daß nur mein Name und meine Adresse zu lesen waren. Steve sah den Zettel kurz an, runzelte die Stirn und brummte: »Ist das nicht die Schrift von Bruce Pay?« fragte er zurück.
    »Ja, das dachte ich auch. Vielen Dank, Steve. Auf Wiedersehen, Mrs. Chester.«
    Sie brachte uns hinaus. Wir rasten mit einem Taxi zur nächsten Telefonzelle. Ich rief Mr. High an, aber er war nicht zu erreichen. Anscheinend war er gerade auf der Fahrt vom Distriktgebäude zu seiner Wohnung.
    »Warum hast du es denn auf einmal so verdammt eilig?« fragte Phil.
    »Sieh mal auf die Uhr.«
    »Kurz nach halb sieben.«
    »Eben. Um acht beginnt bei Robby die Party. Bis dahin muß ich mein Schäfchen im trockenen haben.«
    »Weißt du denn wirklich, wer Allans Mörder ist?«
    »Sicher.«
    Phil grunzte beleidigt, weil ich mich in Schweigen hüllte. Ich sagte dem Fahrer, er sollte uns zu der Headquarters der Stadtpolizei bringen, und rauchte eine Zigarette. So ungefähr hatte ich mein Mosaik beisammen. Und übrigens wußte ich jetzt auch, was für eine Patrone der Mörder verwendet hatte.
    ***
    Wir gingen hinauf. Ich kannte den Mann, den ich aufsuchen wollte, schon von früher und wußte, wo sein Dienstzimmer lag. Ich klopfte und machte die Tür auf.
    Der riesige Captain Hywood von der Stadtpolizei stand hinter seinem Schreibtisch. Er brauchte bei seiner Körpergröße immer Spezialanfertigungen seiner adretten Uniform.
    »Hallo!« brüllte er in seiner geräuschvollen Art. »Cotton und Decker! Mensch, das ist eine Überraschung! Hallo, ihr beiden! Was verschafft mir denn die Ehre?«
    Wir schüttelten uns die Hände, wobei Phil und ich achtgaben, daß er unsere Fingerchen nicht zwischen seinen Bärenpranken zermalmte. Mit der unentrinnbaren Selbstverständlichkeit amerikanischer Gastfreundschaft stieß er uns in die Sessel und brachte einen Drink zum Willkommen angeschleppt. Erst als wir den ersten Schluck genossen hatten, konnte ich ihm mein Anliegen vortragen.
    »Ich brauche ein paar uniformierte

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