0017 - Planet der sterbenden Sonne
Kommando über das Schiff übernahm Reginald Bull.
*
Der Tag, an dem die Expedition aufbrach, war nach dem Schiffskalender der 24. Dezember 1975. Aber außer der Temperatur, die die Außenthermometer der Shifts mit minus fünfzehn Grad angaben, hatte dieser Tramp-Tag nichts mit dem Erdtag gemein.
Die drei Fahrzeuge bewegten sich in niedrigem Flug über den roten Wüstensand und hatten die achtzig Kilometer bis zu dem weit ausgedehnten Hügelgelände im Nordosten in einer knappen halben Stunde zurückgelegt.
Das Hügelgebiet bedeckte eine Fläche von etwa dreihunderttausend Quadratkilometern. Dieses Gebiet sorgfältig abzusuchen, würde eine Aufgabe von anderthalb oder zwei Wochen sein. Rhodan fragte sich ein paar mal in der Stunde, ob sich ein solches Unternehmen lohne. Aber stets kam er darauf zurück, daß er aus einem Grund, den er selbst nicht kannte, sicher zu wissen glaubte, daß sich die Lösung des Tramp-Rätsels in diesen Hügeln finden lassen werde.
Der Tramp-Tag war nur einundzwanzig Stunden lag. Das Hügelgebiet lag auf der nördlichen Halbkugel, zwischen dreißig und vierzig Grad nördlicher Breite, und nach der Achsenstellung des Planeten mochte es jetzt etwa Spätsommer sein.
Die erste Oberflächenuntersuchung des Hügelrandgebietes förderte nichts zutage außer jener seltsamen Sorte von Zwischenfällen, an die die Männer sich allmählich zu gewöhnen begannen. Einem Shift versagte plötzlich die Lenkung. Das Fahrzeug fuhr ein paar närrische Kapriolen, bis der Mann am Steuer sich von seinem Schreck erholt hatte und den Antrieb abschaltete. Die Lenkung blieb etwa zehn Minuten lang blockiert, dann ließ sie sich wieder störungsfrei bedienen.
Rhodans Wagen flog an einer unübersichtlichen Stelle plötzlich ein Steinblock etwa von der Größe eines Männerkopfes entgegen. Rhodan konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Es gab ein dumpfes Dröhnen, als der Stein den Shift-Aufbau traf, aber die Karosserie war für stärkere Belastungen als nur den Aufprall eines schweren Steines vorgesehen.
Der dritte Fall allerdings war weniger ungefährlich. In dem Shift, den Major Deringhouse befehligte, löste sich aus dem Expeditionsgepäck ein kleines, aber gewichtiges Meßinstrument und schlug dem Mann, der am Steuer saß, so heftig gegen den Kopf, daß der Mann augenblicklich das Bewußtsein verlor.
Glücklicherweise reagierte Deringhouse blitzschnell, so daß ein Absturz des Wagens, der sich zu diesem Zeitpunkt mit einer Geschwindigkeit von etwa 150 km/Std. in der Luft befand, gerade noch verhindert werden konnte.
Fellmer Lloyd, der die ganze Zeit, über aufmerksam in der Gegend herumlauschte, konnte nichts Auffälliges wahrnehmen.
Gegen Sonnenuntergang bezog Rhodan in einer flachen Mulde zwischen, drei Hügeln, von denen keiner höher als dreißig Meter war, eine Art Lager. Die Shifts wurden abgestellt und Zelte in der Mulde errichtet. Mit großer Sorgfalt teilte Rhodan die Wachen ein und machte ihnen klar, daß es in dieser Gegend keinen Grund dafür gab, Augen und Ohren nicht ständig offen zu halten und selbst das kleinste, unscheinbarste Ereignis zu beachten.
Mit Deringhouse und Leutnant Tanner zusammen beriet er die Ereignisse des Tages, nachdem er einen kurzen, aber umfassenden Bericht an die STARDUST gegeben hatte.
Deringhouse äußerte mit Nachdruck: „Nach meiner Ansicht ist hier jemand am Werk, der erstens über starke telekinetische Fähigkeiten verfügt und zweitens uns nicht gerne hier haben möchte. Er versucht mit einer Art Nervenkrieg, uns den Aufenthalt zu versauern und uns fortzujagen.“
Sie saßen in Rhodans Zelt. Das Zelt - arkonidische Fabrikation und weder im Aussehen noch nach Fähigkeiten mit den gleichen Fabrikaten irdischer Herkunft sonderlich eng verwandt - war eigens für den Gebrauch auf Welten mit lebensfeindlicher Atmosphäre gebaut. Es war luftdicht, besaß einen eigenen Luft-Erzeuger und -Reiniger und eine kleine Luftschleuse. Die Zeltwände bestanden aus molekülverdichteter Metallplastik, einer erstaunlich dünnen Folie, die dennoch einem Druck bis zu hundert Atmosphären Widerstand zu leisten vermochte. Rhodan hatte eine solche Auslegung der Zwischenfälle erwartet.
„Ich bin nicht ganz Ihrer Ansicht, Deringhouse“, antwortete er. „Es wäre mir lieber, ich könnte mit Ihnen übereinstimmen; denn meine eigenen Folgerungen machen die ganze Sache nur noch ein bißchen närrischer. Aber versetzen Sie sich an die Stelle unseres Gegners. Er hat
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