0018 - Die Hexenschwestern
ist. Dafür legen wir die Höhe deiner Steuern neu fest. Ich bekomme eine Tochter von dir, und du brauchst mir nur noch vierzig Prozent an Steuern zu zahlen. Bist du zufrieden, Grieche?«
»Ja, Herr, du bist der gütigste aller Sultane weit und breit«, sagte der Kaufmann dankbar und höchst erleichtert.
»Dann gehe jetzt und bestelle deinen Töchtern, daß ich sie heute abend zu sehen wünsche. Und vergiß nicht, sie in den feinsten Essenzen baden zu lassen, bevor mein Palast sie aufnimmt.«
»Ich werde es bestellen, wie du befiehlst, Herr«, sagte der Kaufmann und verabschiedete sich mit einer tiefen Verbeugung.
***
Nach Einbruch der Dunkelheit kamen die vier Töchter des Likargos in Begleitung eines Dieners im Palast an. Der Sultan empfing sie mit einem liebenswürdigen Lächeln, das trotzdem seine Begierde nicht verbergen konnte.
»Hier herein«, sagte er und ließ die Mädchen in ein prunkhaftes Gemach treten, das wie ein Raum aus Tausendundeiner Nacht aussah.
»Setzt euch, meine Schönen«, fuhr er fort und klatschte in die Hände. Da traten sechs weitere Mädchen ein. Sie waren alle in hauchdünne Gewänder gehüllt, die nichts von ihrem schönen Körperbau verbargen.
Unter dem Klang von Flöten begannen sie im Schein von Dutzenden von Kerzen einen Tanz, der die ganze Lüsternheit des Orients ausdrückte.
Der Sultan sah mit begierigem Lächeln das Entsetzen auf den Gesichtern der Töchter des griechischen Kaufmanns.
Dann befahl er dem Diener, Wein, Obst und Gebäck herbeizuschaffen. Er lud die vier Mädchen ein, ordentlich zuzulangen.
»Damit ihr kräftig seid«, sagte er. »Eßt und trinkt und seid lustig. Dann will ich mich mit euch unterhalten. Wer von euch wäre bereit, meine Frau zu werden?«
»Ihr müßt befehlen, Herr. Jede von uns ist bereit, eure Frau zu werden, wenn ihr nur die Steuerlast vom Rücken unseres Vaters nehmen wollt.«
»Gut«, meinte Kamal Haddur. »Wenn ihr alle bereit seid, dann möchte ich mit jeder von euch reden. Wer mir am besten gefällt, wird meine Frau werden. Aber zuerst sagt mir doch eure Namen.«
»Ich heiße Clea«, sagte das Mädchen, welches das älteste sein mußte. Sie war schon recht reif und fraulich, und der Sultan ließ seine Blicke ganz unverhohlen über die Rundungen ihres lang herabwallenden Seidenkleides gehen.
Dann faßte er die nächste beim Kinn und fragte nach ihrem Namen.
»Ich bin Hiara«, gab das Mädchen zur Antwort.
Sie war die Schönste von allen, stellte der Sultan bei sich fest. Die Aufregung in der neuen fürstlichen Umgebung ließ ihren Atem schwer gehen, und ihre Brüste hoben und senkten sich dabei, daß dem Sultan ganz heiß wurde. Das Mädchen Hiara hatte rotbraunes Haar, das im Schein der vielen Kerzen verführerisch leuchtete.
Die beiden anderen Mädchen hießen Ana und Irina. Irina war die Jüngste der vier und durfte noch keine neunzehn Jahre zählen.
Der Sultan trat auf die Flötenspieler zu und hauchte ihnen etwas ins Ohr. Es war der Befehl, so laut zu spielen, wie es nur möglich war. Der Raum mußte widerhallen vom Klingen der Flöten und dem Knallen des kleinen silbernen Beckens.
Der Sultan brauchte den Lärm zur Ablenkung.
Und für sein scheußliches Vorhaben.
Hiara ist die Schönste von den vieren, dachte er bei sich, als er sich die Mädchen noch einmal prüfend besah. Also werde ich sie mir für zuletzt aufheben. Ich werde mir bei den anderen Appetit holen.
»Irina«, sagte er mit einem Blick auf das junge Mädchen.
»Ja, Herr«, sagte das Mädchen gehorsam.
»Erhebe dich und folge mir. Mit dir will ich zuerst sprechen.«
Das Mädchen setzte den Weinpokal, an dem es gerade genippt hatte, auf ein Marmortischchen zurück und folgte dem Sultan. Er ging einen langen Flur entlang, und betrat dann seine Privatgemächer.
Auch hier funkelte es in hundert Farben. Kerzen verbreiteten ein mattes Licht, und die goldgelben Reflexe brachen sich auf wertvollen Statuen aus Gold, Silber und Diamanten.
»Nimm auf dem Diwan Platz«, sagte der Sultan und ging auf eine Truhe zu. Er nahm eine silberne Kette mit einem Verschluß aus Edelsteinen heraus und ging auf Irina zu. Ohne ein Wort hängte er ihr die Kette um und zog das Mädchen an sich.
»Du bist die Schönste unter euch vieren«, sagte er nah an ihrem Ohr, und sie spürte seinen glühendheißen Atem der Begierde.
»Nein, Herr, nicht«, sagte Irina schwach und versuchte, sich loszumachen.
»Ich brauche nicht zu überlegen, wen ich mir nehme«, sagte der Sultan
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