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0018 - Die Hexenschwestern

0018 - Die Hexenschwestern

Titel: 0018 - Die Hexenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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sagte der Sultan kalt.
    Die Unterwürfigkeit des griechischen Kaufmanns war wie weggeblasen. Zornentbrannt ging er die Stufen hinauf und trat vor den Sultan hin. Der winkte unmerklich zwei seiner Wächter heran, die gerade vom Korridor her die Freitreppe betraten.
    Der Kaufmann achtete nicht darauf. »Sag mir das deutlicher, Herr«, forderte er den Sultan auf.
    »Du hast gehört, Likargos, was ich dir sagte. Ich werde sie alle vier behalten, denn sie sind schön. Jede ist so schön wie die andere. Und ich habe mir zeigen lassen, was sie ihrem Herrn auf dem Diwan sein können. Ich kann mich nicht für eine entscheiden. Sie gehören mir. Das zahme Täubchen Irina, das feine Vögelchen Clea, die sanfte Ana, die geschmeidig wie eine junge Hündin ist. Und die prächtige Hiara natürlich, die rothaarige Raubkatze, an der ich großen Gefallen habe.«
    Sekundenlang brachte der Kaufmann kein Wort heraus. Er wollte nicht glauben, was seine Ohren da hören mußten. Aber das niederträchtige und heimtückische Grinsen des Sultans ließ keinen Zweifel mehr aufkommen.
    »Du hast sie geschändet!« schrie der Grieche auf wie ein gepeinigtes Tier. So hatte der Sultan nie einen Menschen schreien hören. Die ganze geschundene Kreatur bäumte sich auf in diesem Schrei.
    Und dann spürte der Sultan die Hände des anderen an seinem Hals. Sie klammerten sich um ihn wie stählerne Schraubstöcke, wie er sie selbst in seiner Folterkammer anwenden ließ.
    Von Angst gepackt, versuchte Kamal Haddur sich freizumachen aus dieser Umklammerung. Aber die Verzweiflung verlieh dem Griechen unglaubliche Kräfte.
    Wären die beiden Wachen nicht auf den Kaufmann eingedrungen, so hätte dieser den Sultan mit bloßen Händen erwürgt.
    So aber mußte der Vater der vier geschändeten Mädchen sein Leben lassen. Zwei heftige Schwerthiebe streckten ihn nieder, ein dritter senkte sich direkt in sein Herz und machte seinem Leben ein Ende.
    Seinem Leben und seiner Scham, von der er durch den Tod erlöst war.
    Der Sultan ließ hinter der Stadtmauer eine Grube ausheben und den Toten hineinwerfen. Irina und ihre Schwestern erfuhren an diesem Tag noch nichts davon.
    ***
    Es war ein geschwätziger Sklave, der die Aufgabe hatte, den Mädchen das Essen auf ihre Zimmer zu bringen. Von dem erfuhr Clea, was geschehen war.
    »Er hat ihn töten lassen, Clea«, tuschelte der Sklave in ihr Ohr.
    Verständnislos sah sie ihn an.
    »Töten? Ich verstehe nicht. Wer hat wen töten lassen?«
    »Der Sultan natürlich.«
    »Aber wen denn?«
    »Den Vater natürlich«, sagte der schwerfällige Sklave.
    »Bei Allah, welchen Vater denn?« fragte Clea fast uninteressiert.
    »Euren Vater natürlich«, war die monotone Antwort.
    Da riß Clea die Pupillen zu doppelter Größe auf und packte den Sklaven an der Brust.
    »Was sagst du da?« schrie sie den erschreckten Mann an. »Mein Vater soll tot sein? Warum hat er das getan?«
    »Der Sultan hat vier Mädchen genommen. In einer Nacht. Der Vater der Mädchen ist gekommen. Er wollte sie wiederhaben. Da hat ihm der Sultan gesagt, er will alle vier behalten. Der Grieche hat den Sultan gepackt und fast erwürgt. Hat eiserne Kraft in den Händen gehabt, dein Vater. Hat der Sultan die Wache gerufen. Hat ihn die Wache getötet, den Vater.«
    Da schrie Clea auf und hämmerte an die Wände ihres engen Wohngemachs und rief mit lauter Stimme nach ihren Schwestern.
    Der Sklave half ihr, die Schreckensnachricht zu verbreiten.
    Und die vier Mädchen schworen Rache für ihren ermordeten Vater.
    ***
    Das erste Stück ihrer Rache sollten sie eher bekommen, als sie geglaubt hatten.
    Das Schicksal setzte eine Riesenmaschinerie von Grauen und Tod in Bewegung.
    Zuerst erlitten die Mädchen einen Schock nach dem anderen, als der lüsterne Sultan sie zwang, ihm immer wieder zu Willen zu sein.
    Aber schon nach wenigen Tagen verlor der verhaßte Kamal Haddur die Lust an den vier Mädchen. Er überließ sie seinem Sohn, der schon ein reifer junger Mann war und sich mit der gleichen Gier der Mädchen bediente, wie es sein Vater getan hatte.
    Und dann, nur zwei Tage darauf, war der Sohn des Sultans tot.
    Die Ärzte sprachen von einer heimtückischen Krankheit, die seinem Leben ein Ende gemacht hatte. Aber der wütende Kamal Haddur glaubte nicht daran. Er wollte nicht daran glauben.
    So ließ er das Gerücht verbreiten, Clea, die älteste der vier Töchter des Enneus Likargos, habe ihre Schwestern überredet, seinen Sohn zu vergiften. Das gab ihm einen Vorwand, alle

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