0018 - Die Rebellen von Tuglan
den Kommissar der Arkoniden zu beseitigen, so wirst du dich nicht frei fühlen können. Arkon ist weit, zugegeben. Aber eines Tages wird das Imperium erfahren, daß wir uns offen auflehnten. Sie werden eine Strafexpedition entsenden - ich wage nicht auszudenken, was dann geschieht."
Alban lächelte wieder.
„Da siehst du es, Daros. Sind wir vielleicht frei zu nennen, wenn wir mit Vernichtung rechnen müssen? Ständig schwebt die Drohung über uns, ständig, bei Tag und bei Nacht."
Daros nahm seine Hand zurück.
„Du verstehst mich nicht - oder du willst mich nicht verstehen."
Stolz aufgerichtet verließ er den Raum.
Alban sah ihm finster nach.
*
Der Hohe Kommissar war ein typischer Arkonide. Rein äußerlich hätte man ihn mit Crest verwechseln können, aber in Wirklichkeit war er noch degenerierter. Er litt unheilbar an Leukämie.
Obwohl sehr intelligent, war er körperlich und auch geistig träge. Er nahm seine Pflichten nicht sehr genau und beschränkte seine Tätigkeit auf gelegentliche Routineberichte, die er nach Arkon sandte. Sie besagten, daß im System der Sonne Laton alles in Ordnung sei.
Er erhielt nahezu niemals eine Antwort.
Selbst der heutige Besuch konnte ihn nicht aus seiner Lethargie reißen. Der junge Tuglant hatte sich bei ihm melden lassen und behauptet, er überbringe eine wichtige Botschaft. Fast widerwillig empfing der Kommissar den Besucher.
„Sie kommen sehr spät. Ich wollte schon Schluß machen."
Der Tuglant setzte sich einfach auf einen Stuhl. Er machte einen erschöpften Eindruck.
„Schluß wollten Sie machen? Wenn Sie nicht aufpassen, wird man allerdings sehr bald mit Ihnen Schluß machen. Seien Sie wachsam."
Der Arkonide hatte sich ein wenig aufgerichtet. Mit forschenden Augen blickte er seinen Besucher an. Die hohe Stirn unter den weißen Haaren war glatt und ohne Runzeln. Kommissar Rathon war alt und doch noch jung. Und trotz seiner geistigen Trägheit war er klug. Aber er war auch mit dem Erbfehler seiner stolzen Rasse behaftet. Er war überheblich.
„Sie reden Unsinn!" unterbrach er den Tuglanten. „Wer würde es schon wagen, den Hohen Kommissar des Imperiums anzugreifen? Er würde sich damit gegen eine Macht stellen, die dieses Sonnensystem in wenigen Sekunden vernichten könnte. Ach was, warum rege ich mich auf. Meine Zeit ist kostbar, insbesondere meine freie Zeit. Leben Sie wohl."
Der Tuglant blieb sitzen.
„Sie überschätzen sich - und Sie unterschätzen uns. Das mag ein Übel Ihrer Rasse sein. Wenn ich Ihnen helfe, dann geschieht es nicht Ihrer schönen, roten Augen wegen, sondern weil ich mein Volk liebe. Ich will nicht, daß es Krieg zwischen Ihnen und uns gibt. Haben Sie das verstanden?"
„Warum sollte es Krieg geben?"
„Wenn man Sie umbringt, ist der Krieg unvermeidlich", sagte der unbekannte Besucher brutal. „Und man wird Sie umbringen!"
Rathon spürte ein unangenehmes Gefühl in sich aufsteigen.
„Ich bin der Abgesandte und Beauftragte des Arkonidenreiches, junger Freund. Wer mich angreift, greift auch das Imperium an. Wer immer an so etwas denkt, denkt auch gleichzeitig an den Untergang von Tuglan und dessen Kolonialplaneten. Kann jemand so dumm sein?"
„Ja, jemand ist so dumm!"
„Wer?"
„Der große Lord von Tuglan."
Es war ganz still in dem Raum. Rathon saß regungslos hinter seinem Tisch und starrte auf seinen Besucher. Man sah, daß er angestrengt nachdachte.
Das Unglaubliche der soeben gehörten Behauptung mochte ihn aus seiner stoischen Ruhe aufgeschreckt haben. Aber sein Inneres wehrte sich gegen die Möglichkeit, daß sein beschauliches Dasein durch etwas Ungewöhnliches beendet werden könnte. Das Leben war zu schön und behaglich, um eine Änderung erfahren zu müssen.
„So", sagte er schließlich. „Der große Lord von Tuglan also. Haben Sie einen Beweis für Ihre Behauptung?"
Der Tuglant schüttelte den Kopf.
„Für Gerüchte gibt es niemals Beweise, Rathon. Ich habe einen Freund, der im Palast Albans arbeitet. Von ihm erfuhr ich einiges. Es wird gemunkelt, der Lord wolle jeden Kontakt mit Arkon unterbrechen."
„Gerede!" sagte Rathon verächtlich. „Ich werde mich davon überzeugen, daß nichts Wahres daran ist. Morgen noch werde ich den Lord Alban aufsuchen und ihn fragen."
Der junge Tuglant sprang erschrocken von seinem Stuhl hoch.
„Nein, Rathon! Das dürfen Sie auf keinen Fall! Wissen Sie, was mit mir und meinem Freund geschieht, wenn der Lord von dem Verrat erfährt?"
„Wenn Sie die
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