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0018 - Ich und die Bande der Halbstarken

0018 - Ich und die Bande der Halbstarken

Titel: 0018 - Ich und die Bande der Halbstarken
Autoren: Ich und die Bande der Halbstarken
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Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück, um meine Trommelfelle zu schonen.
    Wenig später tappten Schritte auf einer Holztreppe, dann wurde eine Schiebetür zur Seite geschoben und Stan Bird stand in dem kleinen Büro.
    »Mach die Tür zu und sag mir, was du mit der Polizei hast!« begann Thomas Bird gereizt.
    »Was soll ich mit der Polizei haben, Daddy?« fragte Stan zurück.
    Er hätte besser nichts gesagt, denn Thomas Bird knallte Stan eine Ohrfeige, daß der junge Mann fast in die Knie ging und sich gerade noch am Schreibtisch festhalten konnte.
    »Dir werd’ ich’s geben, Schande über das Haus zu bringen«, fauchte der alte Bird los und langte noch einmal zu. Ich hütete mich, in diese Familiengeschichte einzugreifen, wenigstens vorerst.
    »Ich habe es geahnt, daß eines Tages die Polizei ins Haus kommen wird. So, wie du dich herumtreibst, muß das ja ein schlimmes Ende nehmen. Jetzt hast du die Quittung für das Lotterleben.« Er wollte noch einmal zuschlagen, aber da reichte es mir. Stan Bird, den ich unter anderen Vorzeichen kennengelernt hatte, gab sich hier als Duckmäuser, der sich treten ließ. Erstaunlich, sehr erstaunlich.
    »Lassen Sie mich los!« fauchte mich der Alte an und wollte seine Muskeln gegen die meinen ausspielen. Er schaffte es nicht und setzte sich dann schweratmend in einen durchgescheuerten Sessel.
    »Los, Officer, stellen Sie Ihre Fragen«, sagte er dann, als er sich etwas erholt hatte. »Machen Sie’s kurz!«
    »Ich brauche Sie zu einer Identifizierung«, log ich Stan vor, der schneeweiß im Gesicht war. Das heißt, die fünf Finger seines Vaters waren deutlich zu sehen, überdeutlich sogar. »Einer Ihrer College-Kameraden ist verunglückt.«
    »Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?« schrie mich der Alte an.
    Natürlich hatte er Recht, aber ich war mit dieser Entwicklung durchaus einverstanden. Einmal schadeten die Ohrfeigen Stan bestimmt nicht, zum anderen hing der Junge nun in der Luft.
    »Ich würde Sie gern mitnehmen, jetzt und sofort«, sagte ich zu Stan Bird. »Ich werde Sie wieder zurück nach Hause bringen lassen.«
    »Zieh dir den Mantel an«, schnappte Thomas zu. Stan wischte aus dem Büro hinaus und polterte wieder über die Treppe nach oben.
    »Sie haben prächtige Erziehungsmethoden«, sagte ich zu dem Alten. »Sie waren zwar vielleicht mal modern, als Amerika entdeckt wurde, aber sie scheinen Stan immer noch zu beeindrucken.«
    »Was geht das Sie an, wie ich meinen Jungen behandle«, sagte der alte Bird und atmete pfeifend aus. »Ich war jahrzehntelang aktiver Soldat. Ich weiß, wie man junge Leute erzieht. Druck, das ist das, worauf die reagieren.«
    »Ein wahres Wort«, erwiderte ich grinsend. »Abgesehen davon, daß Sie sich um unseren Staat verdient gemacht haben, sorgen Sie dafür, daß ein prächtiger Gegendruck in Stan entsteht. Das ist auch ein Weg, eine Persönlichkeit heranzuziehen.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Officer?«
    »Es würde sich nicht lohnen«, erwiderte ich. »Aber Sie sollten sich gleich mal ’ne Zigarre anzünden und ’nen Schluck Wein trinken. Und dann müßten Sie sich mal durch den Kopf gehen lassen, wieso Stan sich herumtreibt, wie Sie sagen. In Ihrem Privatleben geht offenbar alles so geölt und auf Draht, daß man verrückt würde, wenn man sich nicht selbst hilft.«
    »Hören Sie, Sie haben kein Recht, mich zu beschimpfen«, raunzte mich der Erzieher an.
    »Auf Wiedersehen, Sie leuchtendes Vorbild«, antwortete ich, denn Stan war wieder zurückgekommen und warf seinem Vater einen ängstlichen Blick zu. Das letzte, was ich von Thomas Bird hörte, war ein ersticktes Röcheln.
    »Sie müssen sich prächtig mit ihm verstehen«, sagte ich zu Stan, als wir im Wagen saßen. »Er ist vielleicht nur etwas zu rauh.«
    »Er ist eine Bestie«, brach es aus Stan heraus. »Ich hasse ihn, ich sag’s ganz offen.«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Ich werde 18.«
    »Warum haben Sie sich nie offen mit ihm unterhalten und sich die Schläge verbeten?«
    »Was soll ich denn machen?« fragte er weinerlich »Er ist ja viel stärker als ich.«
    »Trottel«, antwortete ich schlicht. »Sie sollen sich nicht mit Ihrem Vater prügeln, sondern ihm klarmachen, daß man in dem Alter mit Prügel nichts erreicht.«
    »Dann würde er mich glatt an die frische Luft setzen.«
    »Würden Sie daran sterben? Später vertragen Sie sich bestimmt wieder. Er will wahrscheinlich nur sehen, ob Sie sich durchsetzen. Ihm geht Ihre Duckmäuserei auf die
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