Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0019 - Der Unsterbliche

Titel: 0019 - Der Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
stofflichen Form wahrscheinlich doch nicht mehr länger ausgehalten hätte. Es bleibt Es! Egal ob es sich nun um Milliarden entstofflichte Gehirne handelt oder nur um ein einziges: Er ist Es."
    Rhodan hatte sich mit beiden Händen an den Kopf gegriffen. Marshall hatte verkrampft gelacht, als er den Gedankeninhalt des Kommandanten erfaßte.
    „Nein, ich bin noch normal", hatte er gebrüllt.
    Da war das Gelächter plötzlich verstummt. Es war sehr still geworden in der riesigen, hochgewölbten Halle, die außer einigen undefinierbaren Maschinen überhaupt nichts zu enthalten schien. Sie standen knapp zwanzig Meter von dem Eingang entfernt. Vor ihnen war eine gähnende, rosarot erhellte Leere von vager Ausdruckskraft.
    Das änderte sich spontan, als unvermittelt eine gewisse Formgebung erfolgte. Es geschah genau im Mittelpunkt unterhalb des Kuppelzenits. Ein grelles Leuchten brach von der Decke herab. Augenblicke später bildeten sich hoch über dem Boden wehende Dämpfe, die schließlich die Form eines langsam rotierenden, spiralig ineinanderfließenden Balls annahmen.
    „Willkommen", klang die gleiche Stimme auf. „Sie werden meine Erscheinungsform etwas ungewöhnlich finden. Immerhin sollten Sie sich bereits daran gewöhnt haben, daß ich merkwürdig bin."
    Ein leises Lachen klang auf.
    Perry Rhodan fühlte sich übergangslos einsam und verlassen. Crest und Thora standen hoch aufgerichtet vor den wartenden Menschen. Crests Gesicht war nach oben gewandt, dorthin, woher die Stimme kam. Rhodan lehnte nach wie vor mit beiden Schultern an der kahlen Metallwand. Abgeschoben, dachte er bitter. Macht Schluß mit dem verdammten Unfug. Ich habe andere Aufgaben, als einem alten Mann das Leben erhalten zu helfen. Macht Schluß.
    „Treten Sie bitte näher", kam wenig später die Aufforderung durch.
    Rhodan schob die Schirmmütze ins Genick. Aus übernächtigten, stark geröteten Augen blickte er zu Crest hinüber, der sich feierlichen Schrittes in Bewegung setzte.
    „Man könnte vor Neid erblassen", flüsterte Bully. „Ob Es ihm die Zellerhaltung genehmigt?"
    „Natürlich", murmelte Rhodan müde. „Wozu, denkst du wohl, sind uns so viele Aufgaben gestellt worden? Es dürfte wohl nicht wortbrüchig werden. Ich möchte jetzt nur noch zwei Dinge erleben: Einmal möchte ich wissen, warum Es seine Geheimnisse verschenken will, und dann möchte ich schlafen. Das ist alles."
    „Treten Sie bitte näher", kam die Aufforderung erneut.
    Crest sah sich unsicher um. Er stand bereits dicht vor dem pulsierenden, fließenden und wieder auflockernden Etwas, in dem John Marshall die verdichteten, konzentrierten Geistesimpulse entstofflichter Intelligenten zu sehen glaubte.
    Rhodan stand die Sache bis zum Halse, wie er sich ausdrückte. Lässig deutete er mit dem Daumen nach vorn.
    „Nun gehen Sie schon!" rief er aufgebracht. „Die Sache ist abgeschlossen. Oder soll ich Sie jetzt auch noch unter die Leuchterscheinung tragen?"
    Crest schauderte. Er riskierte noch einen Schritt. Dann begann er schrill zu schreien. Eine unsichtbare Gewalt schleuderte ihn so hart zurück, daß er hilflos gegen Thoras Beine fiel.
    „Sie waren nicht gemeint, Arkonide. Ich bedaure sehr", klang die Stimme wieder auf. „Ich habe Ihrem Volk vor einem Zeitraum, den Sie zwanzigtausend Jahre nennen, eine Chance gegeben. Sie haben versagt. Die biologische Lebensverlängerung kann Ihnen als dem Vertreter einer degenerierten Art nicht mehr zugestanden werden. Ihre verfügbare Zeitspanne ist abgelaufen."
    Crest schrie immer noch. Rhodans Schultern ruckten langsam, wie im Krampf, von der Wand ab.
    „Uh?" machte Bully sprachlos. Plötzlich wirbelte er herum. Rhodan sah in weit aufgerissene Augen.
    „Hallo, alter Freund, warum kommst du nicht näher?" lachte jemand. „Wir dürften uns kennen, nicht wahr?"
    Rhodan wußte, daß ihm die Beine zitterten. Seine Bartstoppeln stachen schwärzlich aus dem kalkweiß gewordenen Gesicht hervor.
    „Gehen Sie nach vorn, Sir", sagte Betty Toufry beinahe feierlich. „Sie waren gemeint, nicht der arme, alte Mann. Gehen Sie, Sir."
    Die Männer des Landekommandos wichen zurück. Tiefster Unglaube stand in ihren Gesichtern, bis sie von den Linien unsinniger Begeisterung verformt wurden. Nur Rhodan hatte noch nicht begriffen. Unsicher riskierte er einige Schritte.
    „Moment", murmelte er lahm. „Ich ... ich hatte angenommen, Sie..."
    Rhodan fühlte sich sachte angehoben und unter den leuchtenden Ball getragen. Er senkte sich tiefer,

Weitere Kostenlose Bücher