Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0019 - Die Schreckenskammer

0019 - Die Schreckenskammer

Titel: 0019 - Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
mittlerweile…«
    »Mord«, sagte Marric tonlos. »Eiskalter, brutaler Mord an einem unschuldigen Mädchen.«
    »Ein Opfer für die Wissenschaft«, erwiderte Calgaro. »Ich habe keinen weiteren Fehler gemacht, ich…«
    »Du hast immer wieder Fehler gemacht!« Marrics Stimme bebte.
    Er wußte, daß das alles nichts nützte, aber es war die Wahrheit, und er mußte sie sagen. »Wo immer du gewesen bist, hast du Tod und Verderben gebracht. Du bist ein blutgieriges, unersättliches Monstrum! Du hast Dutzende ins Verderben gelockt, an Dutzenden deine wahnsinnigen Versuche gemacht. Ich habe deine Spur verfolgt, Jordan! Ich jage dich seit Jahren, ich…«
    »Und dennoch hast du dich geirrt, mein Lieber.« Calgaro lächelte, fuhr sich mit einer selbstgefälligen Geste über seinen kahlen, knochigen Schädel. »Mir ist nie wieder ein Experiment mißglückt seit damals. Nie wieder, verstehst du? Ich habe Helfer, die ich anrufen kann. Mächtige Helfer! Du kennst sie, Alban. Du kennst doch noch die Macht der Dämonen, die wir damals…«
    »Ungeheuer!« flüsterte Marric. »Du Ungeheuer!«
    »Vielleicht bin ich das. Aber es ist mir egal, verstehst du, es ist mir vollkommen gleichgültig. Ich besitze immer noch das Buch, das wir damals fanden. Mit seiner Hilfe herrsche ich. Es gibt mir Macht – mehr Macht, als ich mir je erträumt habe.« Er machte eine Pause, und seine Augen wurden schmal. »Aber meine Freunde aus jener anderen Welt wollen nicht nur dienen, Alban. Sie brauchen auch Opfer. Viele Opfer, Alban – sehr viele.« Seine Lippen zuckten, sein Blick streifte die drei schweigenden Mädchen. »Verstehst du jetzt? Ich habe sie operiert, so wie viele andere vorher. Ich habe sie zu meinen Dienerinnen gemacht, aber auch zu Geschöpfen, die bereit waren, ihren Körper jederzeit einem Dämon zu überlassen. Sie haben kein Hirn mehr. Ihr Inneres ist entleert und ausgelöscht. Sie können nur noch gehorchen – entweder mir – oder ihnen.«
    »Ihnen«, wiederholte Marric tonlos. »Nein, Giordano, das ist nicht wahr, das kann nicht…«
    »Es ist ein uralter Brauch, daß sich Dämonen der Körper lebender Menschen bedienen«, sagte Calgaro kühl. »Besessene hat es immer gegeben, und junge Mädchen waren schon immer die bevorzugten Opfer. Ich habe lediglich dafür gesorgt, daß die Opfer sich nicht zur Wehr setzen. Schau sie dir an, Alban. Sie sind glücklich. Oder nein – sie fühlen überhaupt nichts mehr, also sind sie zumindest nicht unglücklich. Sie sind ich. Sie sind zu anderen Erscheinungsformen meines Selbst geworden, Alban. Und du…«
    Marric spürte den Schauer der Angst in seinem Innern. Er wollte reden, wollte etwas sagen, aber er brachte nur ein heiseres Krächzen zustande, und im nächsten Moment sprach Calgaro weiter.
    »Mit dir habe ich etwas Besonderes vor, Alban«, sagte er gedehnt.
    »Du wirst du selbst bleiben, dein Bewußtsein behalten. Du sollst zusehen, wie ich die Herrschaft über die Welt übernehme. Du sollst es miterleben – als mein williges Publikum.« Er lächelte, und in seine gelben Augen trat ein kaltes Funkeln. »Aber zuerst werde ich dir mein Haus zeigen, die Ergebnisse meiner bisherigen Arbeit. Bitte…«
    Seine Rechte vollführte eine einladende Geste, die Lippen verzogen sich ironisch. Marric fühlte sich gepackt und vorwärts gestoßen.
    Er wehrte sich schwach, stemmte sich instinktiv in die entgegengesetzte Richtung – doch sofort schienen sich die Fäuste an seinen Armen in gnadenlose Stahlklammern zu verwandeln. Er stöhnte gepreßt. Erneut packte ihn der Schwindel, Schleier tanzten vor seinen Augen, und er spürte nur zu gut, daß er einfach noch nicht in der Lage war, etwas zu unternehmen.
    Jason und Jeremy stießen ihn durch die Halle.
    Calgaro ging voran. Er trat auf einen Schrank zu, öffnete die Türen.
    Marric runzelte die Stirn, aber schon im nächsten Moment wurde ihm klar, daß das Möbelstück nur der Tarnung diente. Es hatte keine Rückwand. Statt dessen fiel Licht aus einem bogenförmigen Durchschlupf, feuchte Steinquader schimmerten matt, und eine steile Wendeltreppe führte in engen Windungen nach unten.
    Die Stiege war so schmal, daß keine zwei Mann nebeneinander hinuntergehen konnten. Jason wich zur Seite, Jeremy versetzte seinem Opfer einen Stoß, griff nach der Kette und zerrte Marrics Arme so hart nach oben, daß ihm fast die Schultergelenke ausgekugelt wurden. Er preßte die Lippen zusammen, die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, und er sah erst wieder

Weitere Kostenlose Bücher