0019 - Ich - und der große Ausbruch
Verlauf alle Bandenmitglieder des Rhandom-Rackets verurteilt wurden, darunter Frederic Collin wegen Bandenverbrechens und einer Serie einschlägiger Taten zu dreißig Jahren. Da er anscheinend keine Lust hatte, diese dreißig Jahre abzusitzen, organisierte er den Aufstand. Collin scheint aber auch der einzige gewesen zu sein, der für die Zeit nach der Befreiung vorgesorgt hatte. Nach den Gefangenenaussagen kennen wir zumindest den engeren Kreis jener Bande, die er im Zuchthaus gebildet hat. Es gehören dazu Ganoven aller Schattierungen. Ein paar Namen: Leb Lewis, Twin, Secchi, Bobbers, Brown, Houlden und noch einige Dutzend. Da niemand aus der Collin-Bande bisher geschnappt wurde, ist anzunehmen, daß sie irgendwo untergeschlüpft sind.«
»Vierzig Mann?« fragte Phil. »Vierzig mit Bild und Fingerabdruck bekannte und gesuchte Männer sind nicht leicht zu verstecken.«
»Stimmt«, bestätigte Mr. High, »und das ist das Rätselhafte an der Sache. Unmöglich können sich die vierzig weit von New York versteckt haben. Eine so große Gruppe fällt um so leichter auf, je länger ihr Weg ist. Andererseits wüßte ich kaum eine Möglichkeit innerhalb New Yorks, ohne daß die Vertrauensleute der Cops dahinterkämen. Wo also sind die Burschen? Bedenkt, eine Horde von vierzig Schwerbewaffneten, dazu straff organisiert, stellt eine viel größere Gefahr dar als jeder noch so verzweifelte Einzelgänger.«
»Wo sollen wir suchen?« fragte ich. Im gleichen Augenblick klingelte das Telefon. »Entschuldigung«, sagte ich und nahm den Hörer ab.
»Das 39. Revier«, meldete sich der Anrufer. »Head Sergeant Conners am Apparat. Hören Sie, wir haben hier einen kleinen Jungen. Er will absolut mit dem Chef des FBI sprechen, sagt er.«
»Worum handelt es sich?«
»Will er nicht sagen. Er behauptet, viele Leute wären in Gefahr, aber nähere Angaben will er nur dem Chef des FBI persönlich machen.«
»Ist er bei Ihnen?«
»Sitzt neben mir.«
»Geben Sie ihm den Hörer.«
Es dauerte eine Weile, dann hörte ich eine dünne, zitternde Jungenstimme: »Hier spricht Jimmy Faubert.«
»Hallo, Jimmy«, sagte ich freundlich. »Du hast Jerry Cotton vom FBI an der Strippe. Wo brennt’s denn?«
»Es ist schrecklich wichtig, und ich muß Sie unbedingt persönlich sprechen, Mr. Cotton. Es darf kein Fehler gemacht werden, sagt mein Onkel Richard, und Sie müssen sich alles genau überlegen und mich nach jeder Einzelheit fragen, damit Sie genau Bescheid wissen, sonst müssen alle sterben. Meine Mutter, mein Vater, mein Bruder und alle im Dorf.« Er begann zu weinen.
»Hallo, Jimmy!« rief ich. »Hörst du noch? Sag dem Sergeant, er soll noch mal an den Apparat kommen.«
»Sir?« fragte der Reviervorsteher. »Bringen Sie den Jungen sofort her! Liefern Sie ihn bei mir ab! Cotton von der Sondereinsatzgruppe.«
»Okay, Sir!«
Ich legte auf. Alle sahen mich fragend an.
»Ein Junge, der es sehr eilig und wichtig hat«, erklärte ich.
Niemand gab der Vermutung Ausdruck, es könne irgendein Zusammenhang zwischen diesem Anruf und unserem Thema bestehen, und doch warteten wir alle, daß Jimmy Faubert bei uns auftauchte. Wir nahmen das Gespräch über den Verbleib der vierzig nicht wieder auf.
Das 39. Revier ist ein Stadtgrenzrevier. Es dauerte ziemlich lange, bis der Wagen zu uns kam. Über eine halbe Stunde. Dann machten wir die persönliche Bekanntschaft von Jimmy Faubert. Geführt von einem Cop, erschien ein über und über schmutziger Junge von zwölf Jahren, völlig erschöpft, mit vor Erregung und Kälte klappernden Zähnen, durchnäßt bis auf die Haut.
***
Als er hereinkam, standen wir alle auf. Ich ging auf ihn zu.
»Ich bin Jerry Cotton, mit dem du telefoniert hast, Jimmy«, sagte ich und reichte ihm die Hand, in die er seine klamme und schmutzige Rechte legte.
»Sind Sie der Chef vom FBI?« fragte er und reckte seine Stubsnase zu mir hoch.
»Nein, das bin ich nicht. Der Chef ist dieser Gentleman dort.«
Ich hielt seine Hand fest und brachte ihn zu Mr. High.
»Guten Morgen, Sir«, sagte er artig und versuchte so etwas wie einen Diener. »Ich bin Jimmy Faubert aus Bound Village, und ich bringe eine Nachricht von meinem Onkel Richard, der Sheriff ist. Unser Dorf wird von vierzig Verbrechern besetzt gehalten. Sie haben gedroht, alle umzubringen, wenn die Polizei kommen sollte.«
***
Das war eine glatte Sensation, aber wir fanden nicht die Zeit zum Staunen.
Mr. High gab gleich ein paar Befehle.
»Dierks, sorgen Sie dafür,
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