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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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eine Telefonnummer. Es ist die Nummer des FBI-Hauptquartiers. Du verlangst dann gleich den Chef, Junge, und wenn sie dir Schwierigkeiten machen, dann sagst du, es ginge um das Leben von fast vierzig Menschen. Sie werden dich dann anhören.«
    »Aber meine Eltern werden es merken, wenn ich nicht im Ort bin«, gab Jimmy zu bedenken.
    »Ich werde morgens zu ihnen hingehen, und ich werde ihnen sagen, was du für uns alle getan hast. Glaub mir, Jimmy, es ist notwendig. Elvingstone und die anderen glauben, sie kämen mit einem blauen Auge davon, wenn sie sich ruhig verhalten, aber das ist nicht so. Du weißt, daß William Bright um ein Haar erschossen worden wäre, und du hast selbst gesehen, wie dieser Houlden mit deinem Bruder umgesprungen ist. Glaub mir, es wird immer schlimmer werden, je länger sie hier sind. Es wird noch Tote geben. Sie sind rücksichtslos und schnell mit ihren Revolvern, und nur das FBI kann ihnen das Handwerk legen.«
    »Okay, Onkel Richard«, sagte Jimmy entschlossen. »Ich tu’s.«
    Er blieb schon an diesem Abend bei dem Alten. Seine Eltern hatten nichts dagegen. Die Gangster fragten nicht nach ihm. Mit Locco hatte Jimmy schon unmittelbar nach dem Niederschlag seines Bruders gebrochen.
    Drei Tage blieb Jimmy bei Benderbeck. Jeden Abend hockten der Alte und der Junge wie Verschwörer zusammen und flüsterten über ihren Plan. Benderbeck zeichnete eine Karte und erklärte ihm genau, wie er sich bei seinem Weg nach dem Kompaß richten könne.
    Der vierte Tag begann mit Regen. Der Alte sah in den bewölkten Himmel.
    »Heute wird es gehen, Jimmy«, flüsterte er. »Der Regen dauert bestimmt bis zum Einbruch der Dunkelheit. Hast du noch Mut?«
    Jimmy nickte tapfer.
    Benderbecks Wettervorhersage erfüllte sich. Es regnete sich immer mehr ein. Zeitweise goß es wie aus Kübeln. Den Zuchthäuslern, die sich ohnedies langweilten, verdarb das Wetter völlig die Laune. Sie waren gereizt. Es gab Streit unter ihnen.
    Der alte Sheriff und sein Neffe saßen in ihrem Zimmer und lauschten nach dem Lärm aus dem Parterre, wo die Gangster hausten.
    »Leg dich hin, Jimmy«, riet Benderbeck. »Du mußt deine Kräfte sammeln. Ich wecke dich, wenn es an der Zeit ist.«
    Jimmy gehorchte, und dank seiner gesunden Jungennatur schlief er tatsächlich ein.
    Der Alte weckte ihn kurz nach elf Uhr.
    »Es ist Zeit, Jimmy«, flüsterte er, »sie schlafen schon seit einer Stunde. Es ist ganz still im Haus.«
    Er half dem Jungen in die Stiefel, zog ihm den Wettermantel an, steckte den Kompaß und die Streichhölzer in eine Tasche, die Karte und ein paar Dollar in die andere. Er band ihm das Seil unter die Arme. Dann, plötzlich und für Jimmy gänzlich unerwartet, küßte er ihn auf beide Wangen.
    »Viel Glück, mein Junge«, murmelte er.
    Sie löschten das Licht. Benderbeck hatte das Fenster nur angelehnt, damit es beim öffnen keinen Lärm machte. Er half Jimmy auf den Bord, faßte den Strick. Mit der Gewandtheit seiner zwölf Jahre kletterte der Junge abwärts. Hand über Hand ließ der Alte den Jungen abwärtsgleiten. Jimmy stützte sich nur mit den Händen von der Mauer ab, wie sie es besprochen hatten. Er wünschte, sein Onkel möchte ihn schneller abseilen, aber schließlich fühlte er doch Boden unter den Füßen. Er legte sich sofort auf die nasse Erde und löste den Strick. Er zog dreimal daran. Der Strick schwebte nach oben.
    Auf Fuß- und Fingerspitzen kroch Jimmy nach hinten. Er kannte hier jeden Fußbreit Boden. Er spürte, wie sein Atem vor Erregung heftig werdeh wollte, aber er unterdrückte ihn. Wie sie, es bei ihren Indianerspielen taten, schlich er vorwärts, ohne daran zu denken, daß er sich die Kleidung völlig verdarb.'
    Weiter und weiter kroch er vom Hause fort, erst durch den Garten, dann durch die Wiese, die zum Hause gehörte. Er wußte, daß einer der Gangster hinter dem Fenster in dem Parterre saß und nach draußen blickte. Einmal, als er noch ziemlich nahe am Hause war, hörte er Schritte auf der Straße. Er legte sich flach hin, wie sein Onkel es ihm geraten hatte. Verwehte Stimmen klangen an sein Ohr. Wahrscheinlich sprachen die Gangster, die auf der Straße Wache hielten, miteinander. Es wurde wieder still. Der Junge kroch weiter.
    Erst als er auch die Wiese durchquert hatte und merkte, daß er sich schon im Ackerland befand, überlegte er, ob er sich jetzt auf richten könnte. Er nahm sich vor, noch zweihundert Yard zu kriechen, und selbst danach lief er noch zehn Minuten weiter geradeaus vom

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