0019 - Ich - und der große Ausbruch
daß der Junge heißen Kaffee und ein Frühstück bekommt. Bringen Sie es in den Baderaum.« Er beugte sich zu dem Jungen. »Jimmy, du bist völlig durchgefroren. Wir stecken dich sofort in ein heißes Bad, und hinterher müßtest du eigentlich schlafen, aber dazu haben wir keine Zeit. Wirst du durchhalten und uns alles erzählen?«
Jimmy nickte. In seinen Augen leuchtete Stolz.
Zehn Minuten später saß der Kleine bis zum Hals im warmen Wasser, und vier erwachsene Männer hockten in allen möglichen Stellungen um ihn herum. Dierks saß auf einem Schemel und fütterte Jimmy mit heißem Kaffee und Eiern mit Speck.
Mr. High saß auf der Badewanne. Phil durchsuchte die Taschen des nassen Zeugs.
Jimmy kaute, trank und berichtete. Er erzählte von seinem Marsch durch die Nacht, und er beschrieb die Männer, die mit dem Autobus in sein Dorf gekommen waren. Ich schleppte die Bilder der vierzig herbei. Die meisten erkannte der Junge wieder. Noch bevor er sein Bad beendet hatte, waren wir uns über die Situation in Bound Village im klaren.
Mr. High sah mich an. »Was machen wir, Jerry?«
Bevor ich antworten konnte, antwortete Jimmy: »Sie müssen sie so überrumpeln, daß sie nicht dazu kommen, einem von unseren Leuten etwas zu tun«, sagte er. »Aber Sie dürfen auch nicht lange zögern, denn es könnte doch sein, daß mein Fehlen bemerkt wird.«
»Du hast völlig recht«, bestätigte Mr. High. »Wir werden uns sehr genau überlegen, was wir tun können. Wir sagen es dir, und wir werden dich sogar um deine Meinung fragen.«
Er winkte Phil und mir. Dierks übernahm die Betreuung von Jimmy. Bevor wir den Baderaum verließen, wandte ich mich noch einmal um.
»Jimmy, kommt hin und wieder ein Hausierer zu euch ins Dorf?«
»Ja, mehrere. Am meisten kommt der alte Cuckett, der mit Bürsten und dergleichen handelt.«
Wir gingen zur Beratung nicht erst in Mr. Highs Zimmer oder in eins der anderen Büros. Wir machten es gleich stehend vor den Baderäumen ab.
»Also?« fragte Mr. High. »Überraschungsangriff sinnlos«, antwortete Phil. »Sie sind zu schwer bewaffnet, und wir können es nicht verantworten, daß auch nur einem der Dorfbewohner ein Haar gekrümmt wird.«
»Aushungern ebenfalls zwecklos«, sagte ich. »Nahrungsmittel gibt es in einem Dorf für Monate. Sie dürfen nicht merken, daß die Polizei ihnen auf die Spur gekommen ist.«
»Warum haben Sie nach dem Hausierer gefragt?« erkundigte sich der Chef.
»Ich will als Hausierer ins Dorf gehen«, antwortete ich.
Phil stieß einen Pfiff aus. »Spring lieber von der Spitze des Empire State Building. Das hat die gleiche Wirkung.«
»Ich glaube nicht. Collin und seine Leute legen Wert darauf, von der Polizei nicht bemerkt zu werden. Sie lassen ja auch den Briefträger ungeschoren. Also können sie auch einen Hausierer nicht umlegen.«
»Solange sie überzeugt sind, daß es sich wirklich um einen Hausierer handelt, stimmt Ihre Rechnung, Jerry.«
»Niemand von der Bande kennt mich. Ich habe bisher mit keinem von ihnen zu tun gehabt. Warum soll ich nicht als Bürstenverkäufer durchgehen, wenn ich ein bißchen Maske mache?«
»Schön, aber was soll das für einen Zweck haben?«
Ich fischte mir eine Zigarette aus der Tasche.
»Hören Sie, Chef. In der Geschichte dieses Aufstands taucht immer wieder der Name Collin auf. Collin, Collin und noch einmal Collin. Er ist die Klammer, die den ganzen Verein zusammenhält. Ohne ihn sind sie nichts. Wenn wir Frederic Collin aus der Mitte der Bande herauspicken und wenn wir außerdem vielleicht noch Bobbers und Twin kassieren, eventuell auch noch Leb Lewis, dann denken die anderen nicht daran, sich auf den elektrischen Stuhl bringen zu lassen. Dann, Chef, werden sie hübsch die Händchen hochnehmen, wenn wir anrücken, und dann werden sie sich brav dahin zurückschicken lassen, woher sie gekommen sind, ins State Jail.«
Mr. High rieb sich das Kinn. »Abgesehen davon, daß das nur schwer durchzuführen ist, wie hängt es mit Ihrer Hausierergeschichte zusammen?«
»Jimmy hat erzählt, daß Collin, Bober, Twin und Lewis im Haus des Bürgermeisters wohnen. Ich muß dem Bürgermeister ein Zettelchen in die Hände spielen, daß er in der Nacht mit Besuch zu rechnen hat und daß er alles tun soll, um uns den Weg zu erleichtern. Außerdem muß ich das Dorf mit eigenen Augen sehen. Jimmys Ortsbeschreibungen und die Karte seines Onkels genügen nicht. Nicht einmal eine Generalstabskarte würde genügen.«
Mr. High stimmte noch
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