0019 - Ich - und der große Ausbruch
Stunde. Ich ließ mich von alldem nicht stören, rauchte ein paar Zigaretten und wartete daß die Ausbrecher sich entschlossen, die Verhandlungen mit mir aufzunehmen. Vor einem der Häuser sammelte sich ein Trupp, vor einem anderen ebenfalls. Schließlich setzten sich fünf Mann in Bewegung und kamen auf mich zu. Die Besatzung von zwei weiteren Häusern schloß sich an. Dann kamen noch ein paar, und als sie sahen, daß ich ganz friedlich blieb, kam auch der Rest bis auf ein paar Nachzügler, die erst herantrotteten, als ich zu sprechen anfing, einfach, weil ihre Neugier sie trieb.
Ich wußte schon in dem Augenblick, als die Ausbrecher herankamen, daß ich die Hälfte des Spiels gewonnen hatte. Es waren eine ganze Reihe unter ihnen, die keine Waffe mehr trugen, wenigstens nicht mehr sichtbar. Sie mochten heimlich ihr Spiel schon verloren gegeben und gedacht haben, es sei besser, von einem Polizisten nicht mit einem Schießeisen in der Hand gesehen zu werden. Andere hingegen trugen offen die Maschinenpistolen, den Sicherungsflügel zurückgelegt.
Ich schnippte den Rest der Zigarette weg und stand auf.
Ich sagte gemütlich, als handle es sich um die selbstverständlichste Sache der Welt: »Nun hört zu, Jungs. Wir erfuhren, daß ihr hier seid und daß ihr die Leute hier im Schach haltet. Natürlich gefiel uns das wenig, aber wir machten eine Riesendummheit und riefen den Bürgermeister an, um uns über die Lage zu informieren. Collin bekam es spitz. Er war im Zimmer, als wir anriefen, und schließlich sprachen wir direkt mit ihm. Wir sagten ihm, er solle sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden ergeben. Er antwortete, daß er nicht daran dächte. Heute nacht bin ich ins Dorf gekommen, um mit ihm noch einmal zu verhandeln. Ihr versteht, daß wir keine Schießerei wollen, weil sich ’ne Menge Zivilisten hier herumtreiben. Leider waren Collin, Bobbers, Lewis und Twin nicht mehr da. Ihnen wurde die Luft zu dick. Sie türmten, solange der Polizeikordon noch nicht geschlossen war. Zu meinem Erstaunen stelle ich fest, daß sie euch nichts gesagt, sondern euch kalt in der Patsche steckengelassen haben.«
»Ist das die Wahrheit, G-man?« fragte einer, der schon graue Haare hatte.
»Geh rüber und sieh nach«, antwortete ich lässig. »Aber rühr mir den Bürgermeister nicht an. Er kann nichts dafür.«
Alle warteten schweigend, bis der Grauhaarige zurückkam.
»Es stimmt«, sagte er laut. »Sie sind fort!«
Sie sahen wieder mich an, als erwarteten sie von mir Hilfe. »Wir fassen die vier Jungs schon«, erklärte ich, »aber was ist mit euch? Ich denke, wir machen jetzt Schluß. Ihr gebt die Kanonen ab und geht ins State Jail zurück. Collin hat euch ja doch nur als Rammbock für seine eigene Freiheit benutzt.«
Tiefe Niedergeschlagenheit hatte sich ihrer bemächtigt. Die meisten ließen den Kopf hängen.
Plötzlich schrie eine Stimme: »Ich denke nicht daran. Collin hat gesagt, daß die G-men uns niemals angreifen können, weil wir sonst die Leute von Bound Village umlegen. Ich halte mich daran.« Ich suchte nach dem Schreier. Da ich die Fahndungsbilder recht gut im Kopf hatte, erkannte ich ihn. Es war Houlden.
»Komisch, daß Collin sich selbst nicht an das Rezept gehalten hat«, sagte ich ironisch.
»Ich halte mich daran!« schrie der Gangster. Er war einer der wenigen, die eine Maschinenpistole trugen.
»Ich werde mir deine Worte merken, Houlden«, antwortete ich. »Wenn du sie wahr machst, bringen sie dich auf den elektrischen Stuhl.« Ich wandte mich wieder an alle. »Ich kenne eure Lebensläufe ziemlich genau. Es sind drei oder vier unter euch, die dreißig Jahre abzubrummen haben, aber die meisten haben unter zwanzig Jahre auf dem Buckel. Viele davon haben schon einen Streifen abgesessen. Wenn ihr das ausführt, was Collin euch eingeblasen hat und was Houlden jetzt vorschlägt, dann kommt ihr alle wegen Mordes vor Gericht. Ihr wißt doch, daß ihr vor Gericht kommt, nicht wahr? Vielleicht dauert es ein Jahr, bis wir euch mürbe gemacht haben, aber wir machen euch mürbe. Das steht einwandfrei fest. Vielleicht können wir die Bevölkerung von Bound Village wirklich nicht vor euren Gewalttaten schützen. Um so schlimmer für euch. Überlegt es euch gut! Wenn ihr die Bewohner von Bound Village als Schutzschild benutzt und es werden vielleicht welche getötet, dann werdet ihr selbst ein schreckliches Ende haben. Ich glaube, selbst die Armee der Vereinigten Staaten könnte euch nicht davor schützen, von der
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