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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Plan hatten sie ihre Aufseher überwältigt. Die Gruppe, die zur Säuberung des Blockes eingeteilt war, hatte die Wärter innerhalb des Gebäudes überwältigt und war in diesem Augenblick im Begriff, die in den Zellen gebliebenen Sträflinge zu befreien.
    Oben auf dem Wachtturm, der das Tor überragte, hatten die Schreie und dann die Schüsse Albert Wenderwood aufgescheucht. Er war zu seinem Maschinengewehr gestürzt, hatte den Regenschutz abgerissen, die Gurtführung einschnappen lassen. Drüben auf dem anderen Turm hatte sein Kolege Thomas Flor das gleiche getan.
    Er winkte dem Älteren zu: »Sie kommen, Al!« schrie er, und seine Stimme überschlug sich vor Aufregung.
    Wenderwood blickte über den Lauf des Maschinengewehrs in den Hof hinunter. Ja, sie kamen. Aus vier Richtungen drängte ein langer Zug Gefangener, alle in gleicher Kleidung, in den Hof.
    Der Finger des alten Aufsehers lag am Abzug des Maschinengewehrs. Seine Unterlippe zitterte, aber das wußte er nicht. Albert Wenderwood, obwohl seit zwanzig Jahren im Dienst, war noch nie in die Zwangslage gekommen, auf Menschen schießen zu müssen. Er wußte, daß das Reglement ihm vorschrieb, jetzt zu schießen, und er wußte auch, daß er die Vorschrift erfüllen mußte, aber ihm wurde fast schlecht vor Aufregung und Angst vor der Verantwortung.
    Dann aber erkannte er, wer dort an der Spitze der Zuchthäusler marschierte oder, richtiger gesagt, geführt wurde. Alle seine Kollegen, mit denen er seit Jahren Dienst tat: Christer, South, Leber, Fondaci, Fenton, Mudman, House, Luc, der dicke Buster Stemmer, mit dem er heute morgen noch gesprochen hatte, Eath, Bolder, Frances.
    Wenderwoods Hand sank vom Bügel der Maschinenpistole. Es war völlig unmöglich zu schießen. Seine Kugeln mußten zuerst die Kameraden treffen, und selbst wenn er höher zielte, so würde der erste Schuß von ihm die Kugeln der Ausbrecher in die Rücken der Aufseher auslösen.
    »Sie benutzen unsere Leute als Geiseln!« schrie Flor vom anderen Turm herüber. »Sollen wir schießen?«
    »Gib Alarm!« rief Wenderwood. Er selbst hatte schon vergeblich auf den Sirenenknopf neben dem Maschinengewehrstand gedrückt.
    »Längst getan!« schrie Flor. »Das Ding funktioniert nicht.«
    Die Zuchthäusler schienen sich um das Tor und die Türme nicht zu kümmern. Sie fluteten gegen das niedrige Gebäude an der Mauer an. Aus ihrer Mitte tauchten acht, neun Männer auf, die einen schweren Balken schleppten.
    Wie ein mittelalterlicher Sturmtrupp wuchteten sie diesen Balken gegen die Tür zum Waffenarsenal.
    »Sie stürmen die Waffenkammer!« schrie Flor. »Ich schieße, Al!«
    Das MG hackte seine erste Salve heraus. Im Handumdrehen verwandelte sich der wie geordnet aussehende Zug der Gefangenen in einen Haufen schreiender Menschen. Ein halbes Dutzend blieb auf dem Pflaster des Gefängnishofes liegen, die anderen rannten panikartig in eine Deckung.
    Aber nicht alle. Die Gruppe aus der Schlosserei, die Leute um Fred Collin, blieben. Sie waren dem Waffenlager am nächsten, als Flor das Feuer eröffnete, und sie befanden sich bereits außerhalb des Maschinengewehrfeuers, denn der vorstehende linke Turm deckte sie in etwa gegen die Sicht vom rechten Stand aus.
    »Nimm sie unter Feuer, Al!« brüllte Flor dem alten Wenderwood zu, aber der hörte ihn gar nicht. Denn die Zuchthäusler unter ihm hielten immer noch die vier Männer aus der Schlosserei fest, und außerdem sah er, daß Flors Kugeln bereits einen von ihnen getroffen hatten. Mitten auf dem Hof lag ein Aufseher in zerfetzter Uniform auf dem Gesicht.
    »Ich kann nicht«, stöhnte er so leise, daß es kaum zu hören war.
    Unten mischte sich in das Donnern des Rammbalkens ein Krachen, gefolgt, von einem lauten Jubelschrei aus vielen Kehlen. Mehr als die Hälfte der auf dem Platz gebliebenen Gefangenen verschwand in dem Gebäude, als wären sie verschluckt.
    Wenderwood sah ein Durcheinander von Menschen, hörte eine schneidende, scharfe Stimme Kommandos rufen. Das Gequirl ordnete sich. Der Reihe nach drängten sich alle Gangster in das kleine Gebäude, und dann erschienen acht Leute, die vier Aufseher und vier Zuchthäusler. Sie kamen geradewegs auf Wenderwoods Turm zu, blieben in einem Abstand von zehn Schritten davor stehen, und die scharfe Stimme, die vorhin die Kommandos gegeben hatte, rief: »Komm herunter und mach das Tor auf!«
    »Seid vernünftig!« rief Wenderwood zurück, aber seine Stimme klang alt und brüchig. »Geht in eure Zellen

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