0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann

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die Ursache, warum die Richter neuerdings so hohe Strafen aussprächen.
    An jenem Montag ließ sich Pospery ganz gegen seine Gewohnheit nicht auf die übliche Plauderei mit dem Bürovorsteher ein, sondern klemmte sich hinter die Maschine und begann wie ein Rasender zu schreiben, aber er machte ständig Fehler, radierte viel und riß manche halb geschriebene Rechnung aus der Maschine, zerknüllte sie und warf sie in den Papierkorb.
    Der Bürovorsteher blickte mehrfach über seine Brille.
    »Was ist los, Hank?« erkundigte er sich.
    »Weiß der Teufel«, wütete Nummer 8341. »Bin nervös.« Er stand auf, rüttelte an dem niedrigen dreibeinigen Schemel, auf dem er saß und knurrte: »Das Ding wird immer wackliger. Ich glaube, das ist es, was mich nervös macht.«
    Er setzte sich wieder und klapperte weiter auf der Maschine, aber er wurde nicht ruhiger. Fünf Minuten vor zehn Uhr riß er wieder einen Bogen aus der Maschine, knüllte ihn zusammen und feuerte ihn mit Macht in den Papierkorb.
    »Jetzt bin ich es leid«, fluchte er. »Jetzt bringe ich erst diesen verdammten Stuhl zur Schreinerei. Man sitzt darauf wie auf der Spitze eines Berges.«
    Der Vorsteher Mudder lachte dünn. »Nimm dir doch einfach einen anderen Stuhl«, riet er.
    »Nein, an diesen bin ich gewöhnt«, sagte Pospery hartnäckig. »Darf ich gehen, Mr. Mudder?«
    Mudder nickte gleichgültig. Es war üblich, daß die in den Büros arbeitenden Gefangenen mit allen denkbaren Aufträgen quer durch alle Blocks geschickt wurden.
    Hank Pospery nahm den Stuhl unter den Arm, öffnete die Tür und trat auf den Gang. Wenn er wirklich zur Schreinerei gewollt hätte, hätte er nach links gehen müssen, aber er lenkte seine Schritte rechts den Gang entlang, wo an der Stirnseite ganz am Ende eine massive Holztür war mit der Aufschrift: »Telefonzentrale! Eintritt nur dienstlich.«
    Hank wußte genau, daß den Gefangenen das Betreten der Zentrale in jedem Fall verboten war, aber er störte sich nicht daran. Er ging zur Tür, und jetzt trug er seinen dreibeinigen Schemel anders. Er faßte ihn an einem der Beine, so daß die Sitzfläche nach unten hing.
    Als er die Tür erreicht hatte, legte er eine Hand auf die Klinke. Es war Punkt zehn Uhr, und Pospery wußte, daß dieses die einzige Zeit des Tages war, zu der sich nur ein Beamter in der Zentrale aufhielt, denn ein Viertel vor bis ein Viertel nach zehn Uhr ging der zweite Mann zum Frühstück in die Beamtenkantine.
    Pospery warf einen Blick ringsum. Niemand war auf dem Flur. Aus einem Zimmer knatterte monoton eine Schreibmaschine, sonst war Stille. Hank drückte die Klinke nieder, öffnete die verbotene Tür, und mit einer geschmeidigen Bewegung glitt er in die Zentrale.
    Der Raum war nur klein, keine zwanzig Yard im Quadrat. Einer der Stühle war leer. Auf dem anderen saß ein Beamter, den Kopfhörer über den Ohren. Er drehte Hank den Rücken zu.
    Pospery tat zwei Bewegungen gleichzeitig. Er drückte die Tür hinter sich ins Schloß und hob die rechte Hand mit dem Schemel. Er ließ den Schemel auf den Kopf des Beamten niedersausen. Polternd, aber ohne einen Laut über die Lippen zu bekommen, fiel der Mann seitlich von dem Stuhl herunter. Er verlor dabei den Kopfhörer, der baumelnd vom Vermittlungsschrank herunterhing.
    Hank Pospery hob den kräftigen Stuhl hoch und schmetterte ihn mit Wucht in den Vermittlungsschrank. Glas zersprang, Blech verbeulte sich, Strippen rissen. Pospery schlug wieder und wieder zu. Er geriet in einen Zerstörungsrausch, seine Augen begannen zu leuchten, und er vergaß, was ihm bevorstand, obwohl es ihm schon bei der Einweihung in den großen Plan klargewesen war, daß er zunächst mit Unannehmlichkeiten zu rechnen hatte.
    Als Hank Pospery den ersten Schlag in die Telefonanlage führte, verstummte in dem Hörer, den Direktor Stolman am Ohr hielt, die Stimme eines Senators, mit dem er sich vor zwei Minuten hatte verbinden lassen, mit einem häßlichen Kreischen.
    Direktor Stolman rief: »Hallo! Hallo!« in die Muschel, aber die Leitung blieb tot. Er klopfte mit dem Finger auf die Gabel. Nichts! Er wählte 0, das Zeichen, auf das die Zentrale sich meldete, aber die Zentrale meldete sich nicht.
    Und jetzt erst hörte Swen T. Stolman das schmetternde Krachen von Posperys Hieben, aber er hörte es gedämpft durch zwei Türen. Er schob seinen Sessel zurück, ging zur Tür, riß sie auf und sah sich Captain Pauls gegenüber, der eben im gleichen Augenblick aus seinem Büro trat. Aus weiteren