002 - Die Angst erwacht im Todesschloss
bückte sich ... Es schien, als verstecke sie
dort etwas.
Da löste sich Diggins wie unter innerem Zwang. Er ging leise nach rechts.
Entschlossen, die Sache zu verfolgen, gleich, was er riskierte. Er prüfte den
Boden unter seinen Füßen, der tatsächlich etwas nachgab. Doch Diggins glaubte
zu wissen, dass er mit drei, vier Sätzen in der Nähe des Fremden sein konnte,
und dann musste er einfach wieder festen Boden unter den Füßen haben. Schließlich
bewegte sich der andere ja auch sicher und gewandt, ohne dass er vom Moor
verschluckt wurde ...
Der Scotland Yard-Mann sprang nach vorn. Zwei, drei Sätze und dann ...
»Hände hoch! Bleiben Sie stehen!«, brüllte er in die neblige Nacht.
Die Gestalt sprang auf die Beine.
Diggins' Sinne waren so sehr auf den Fremden gerichtet, dass ihm nicht
bewusst wurde, wie seine Füße im Schlick versanken, wie sich seine Schuhe mit
Schlamm bedeckten.
»Keine Bewegung!« sagte Diggins nachdrücklich.
Da wandte sich die dunkle Gestalt um. Diggins sah, dass der Boden unter
seinen Füßen nachgab – der rätselhafte Fremde aber schien einige Zentimeter
über dem Moor zu schweben!
»Aber ... ich ...« kam es röchelnd über die Lippen des Inspektors, als ihm
die tödliche Falle bewusst wurde.
Sein Blick irrte verzweifelt in die Höhe, ein gellender Aufschrei kam über
die zitternden Lippen und verlor sich in der Weite des nebelgeschwängerten
Moores.
Das da vor ihm war überhaupt kein Mensch ... höchstens ein Gespenst, eine
Spukerscheinung ... Diggins starrte in die großen, leeren Augenhöhlen eines –
Totenschädels!
●
Er durfte keine Sekunde verlieren. Mit einem Schwung warf er sich herum, wollte sich herumwerfen. Doch es ging
nicht.
Der Boden hielt ihn fest, als würden Klauenhände um seine Fußgelenke
liegen. Im ersten Augenblick reagierte Diggins mit einer heftigen, zappelnden
Bewegung – und sank dabei noch tiefer ein. Der Schlick schwappte schon über
seine Knie und spannte sich mit Titangewalt um die Schenkel. Der Inspektor
fühlte die tödliche Kälte, die seine Beine hinaufkroch. Er zitterte am ganzen
Körper, starrte auf die dunkle Totenkopfgestalt und drückte mehrmals den
Abzugshahn seiner Pistole.
Hell und trocken peitschten die Schüsse durch die Nacht. Die Kugeln
durchschlugen den Unbekannten und klatschten irgendwo im Nebel ins Moor.
Gleichzeitig erfüllte ein gespenstisches Kichern die Luft.
Was dann geschah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln.
Wie vom Wind herangetragen, schwebte die Gestalt auf ihn zu. Sie wurde
gleichzeitig durchscheinender, durchsichtiger und löste sich dann vor Diggins'
Augen auf, als hätte es sie nie gegeben!
Der Mann stöhnte gequält.
Er versuchte freizukommen, doch mit jeder Bewegung, die er machte, sank er
tiefer. Er wusste, dass er falsch reagierte, doch er hatte nicht die Kraft, die
Vernunft, einfach still zu warten, bis der Tag anbrach und man ihn vielleicht
noch fand ...
Der Schweiß brach ihm aus allen Poren, Angst und Schrecken ergriffen ihn.
Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen. Dort zeichnete sich der blanke
Wahnsinn ab. Er würde nicht freikommen, nicht aus eigener Kraft! Er brauchte
Hilfe ... Doch er war allein in einer verlassenen, menschenleeren Gegend.
»Hiiillfffeee!« Sein Schrei gellte über das dampfende Moor, hallte schaurig
über den Sumpf und verlor sich irgendwo zwischen den Büschen und Sträuchern.
Er rief fünfmal, zehnmal ... und wusste nachher nicht mehr zu sagen, wie
oft der Hilferuf über seine Lippen gekommen war, ehe er erschöpft innehielt und
lauschte, in der Hoffnung, ein Geräusch wahrzunehmen, das ihm die Nähe eines
Menschen anzeigte.
Diggins fieberte.
Er musste Hafther unterrichten. Doch dazu war er nicht mehr fähig. Das
Funkgerät steckte in seiner Manteltasche. Es war unmöglich, hineinzufassen und
es herauszuziehen. Der glitschige Schlamm reichte bis hoch über die Hüften, und
die Bewegung nach unten schien immer schneller zu erfolgen. Der Inspektor wagte
kaum mehr zu atmen. Wenn er aushielt, könnte ihn vielleicht jemand retten ...
Diggins versuchte innerlich zur Ruhe zu kommen, um noch das Beste aus der
schrecklichen Situation zu machen. Auf keinen Fall durfte er verzweifeln ...
Oder – war er schon verrückt? Nahm er schon Dinge wahr, die es überhaupt
nicht gab?
Er durfte sich nicht ausmalen, welcher Vorgang ihn veranlasst hatte, dass Moor
zu betreten. Der Totenschädel unter dem dunklen, breitkrempigen Hut ...
Schauer rieselten über den
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