002 - Die Angst erwacht im Todesschloss
Rücken des Mannes und ließen ihn erneut
aufstöhnen.
Das Moor gab ihn nicht mehr frei!
Zentimeter für Zentimeter sackte Diggins tiefer. Es gab keinen Halt.
Die Kälte schnürte seine Brust ein, das Atmen wurde zur Qual. Der hilflose
Mann fror und schwitzte zur gleichen Zeit.
Er stemmte sich mit beiden Händen ins Moor und versuchte mit letzter Kraft,
seinen Körper freizubekommen. Doch seine Hände versanken in dem saugenden
Schlamm ...
Inspektor Diggins schrie immer wieder aus Leibeskräften. Hörte ihn denn
niemand? So weit war das Schloss doch nicht entfernt ... Der Duke und seine
Töchter ... Der Diener John oder die Hausdame ... irgendjemand musste doch auf
ihn aufmerksam werden.
Der ewig gleichmäßige Wind streifte über ihn hinweg und säuselte in den
kahlen Büschen und Sträuchern, so dass es sich anhörte, als würden tausend
leise Stimmen miteinander wispern. Der Wind trug sonst kein Geräusch herüber,
das von einem lebenden Wesen stammte.
Schweiß rann in Strömen über sein verzerrtes Gesicht, als der Schlamm die
Schultern erreichte. Diggins keuchte. Er hatte das Gefühl, auf der Folterbank
zu liegen, wo ihm ein breiter eiserner Ring seine Brust mehr und mehr einzwängte.
Die Nebel vor seinen Augen veränderten ihre Form. Er glaubte in ihnen weiße,
zerfließende Gestalten aus der Unterwelt zu erkennen. Sie nahmen bizarre Formen
an, wurden zu Gebilden, wie sie in eine Phantasiewelt gehörten, wurden vom Wind
zerrissen und bildeten sich erneut ... Der Inspektor wehrte sich verzweifelt
gegen sein Schicksal.
Für ihn gab es keine Rettung mehr. Das wusste er genau, und doch gab er
nicht auf.
Der glatte Schlamm berührte sein Gesicht und drang ihm in Mund und Nase.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Diggins hinüber zum Schloss. Obwohl ihm
die Sinne entschwanden, sah er drüben plötzlich einen hellen Lichtfleck.
Ein Fenster wurde erleuchtet. Es war das Schlafzimmer von Patricia, der
ältesten Tochter des Duke.
Mehr konnte Inspektor Diggins jedoch nicht erkennen. Das Moor bedeckte sein
Haupt. Verschlang ihn ...
●
Larry Brent war überrascht, dass nicht geschah, was er erwartete. Man ließ
ihn in Ruhe. Hatte er sich getäuscht, hatte ihn seine Vorahnung getrogen?
Seine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als er links im Nebel eine Kette
von roten Rücklichtern erblickte.
Sein Herzschlag stockte.
Hatte er sich verfahren? War er vom Weg abgekommen? Dabei hatte er doch so
aufmerksam die Markierungen beobachtet. Der Fahrtweg hatte sich wie mit einem
Brenneisen in sein Bewusstsein geprägt.
Doch der ungewohnt dichte Nebel, der aus dem Boden stieg, der die Straßen,
die Bäume, den Himmel, alles bis zum Horizont zu verschlingen schien – dieser
Nebel konnte schon irritieren. Ausgeschlossen war so etwas nicht, auch wenn man
noch so aufmerksam war.
Vorsichtig bremste Larry. Er ließ den Wagen langsam ausrollen. Nach dem
Plan musste die Straße weiter geradeaus führen, ehe ein Wegweiser auf das
Schloss des Duke of Huntingdon aufmerksam machte. X-RAY-3 hatte nach diesem
Wegweiser Ausschau gehalten, ihn aber nicht bemerkt. Hatte er ihn übersehen?
Er starrte auf die Kette der roten Lichter, die sich langsam in der Ferne
verlor. Deutlich war das Geräusch sich entfernender Autos zu vernehmen.
Larry meinte, dass es drei Wagen sein müssten. Er wusste, dass es eine fast
parallel führende Seitenstraße gab. Von dort aus führte eine Abzweigung
ebenfalls zum Schloss. War diese Strecke etwa stärker befahren?
Irgendetwas war jedoch sehr merkwürdig. Larry Brent behagte das Ganze
nicht. Er wartete darauf, dass der Wagen, den er die ganze Zeit hinter sich
bemerkt hatte, jetzt, da er hielt, aufrückte.
Doch das Auto kam nicht näher ...
Einmal glaubte X-RAY-3, die gelben Scheinwerfer kurz hinter sich in dem
brodelnden Nebelmeer aufleuchten zu sehen, doch dann entschied er sich dafür,
dass er sich wohl doch getäuscht hatte. Wieder einmal! Halluzinationen schienen
während der letzten Stunde öfter aufgetaucht zu sein. In diesem Moor schienen
trügerische Bilder an der Tagesordnung zu sein. Da vernahm er ganz nah das
Motorengeräusch eines Lastwagens. Er sah, wie sich das Licht von zwei großen
Scheinwerfern durch den Nebel fraß. Dann stand der LKW an der Kreuzung und
hielt sekundenlang. Der Motor ratterte, als sich das gewaltige, vollbeladene
Fahrzeug wieder in Bewegung setzte und nach links abbog. Die roten Rücklichter
wurden vom Nebel geschluckt.
Larry Brent presste die Lippen
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