002 - Flucht von Phönix
und wartete auf ihn.
Randall vermochte ihm nur weit langsamer und weniger elegant zu folgen. Daran trugen nicht zuletzt auch seine klobigen Stiefel die Schuld. Sie fanden an den winzigen Vertiefungen und Vorsprüngen nicht annähernd so gut Halt wie die nackten Füße des Jungen.
Nachdem er kaum einen Meter überwunden hatte, gab Ken Randall es auf und sprang wieder auf den Boden zurück. Mit einem lauten Ruf feuerte sein Begleiter ihn an, es noch einmal zu versuchen, aber der Survival-Spezialist schüttelte nur den Kopf. In aller Eile zog er die Stiefel aus. Er deutete auf sie, dann auf den Jungen und deutete schließlich die Bewegung des Werfens an.
Es dauerte einige Sekunden, bis der Bulowa begriff, dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht. Er fing die Stiefel geschickt auf.
Ohne diese Behinderung gelang es endlich auch Ken Randall, den Felsen zu erklimmen.
»Und was wollen wir nun hier?«, fragte er, während er sich die Stiefel wieder anzog. Verständnislos starrte der Eingeborene ihn an. »Ach, du verstehst mich ja doch nicht«, seufzte Ken und winkte ab. »Wenn ich bloß einen Translator hier hätte, dann wäre alles kein Problem.«
Ungeduldig deutete der Bulowa auf einen weiteren Felsen und schaute bedeutungsvoll und ein wenig ängstlich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Randall verstand, was er damit meinte. Sie hatten durch sein Ungeschick beim Klettern bereits viel Zeit verloren. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Barbaren ihre Überraschung überwunden hatten und sich an die Verfolgung machten. Hier standen sie wie auf dem Präsentierteller.
Der zweite Felsen war glücklicherweise niedrig genug, dass Randall die obere Kante mit den Fingern packen und sich mit einem Klimmzug hinauf schwingen konnte.
Von hier führte der Eingeborene ihn auf eine unscheinbare, kaum einen halben Meter durchmessende Öffnung zu. Zweifelnd blickte Ken ihn an, aber die Gesten des Jungen bedeuteten ihm unmissverständlich, durch die Öffnung zu kriechen. Auf dem Bauch liegend robbte Randall hindurch. Tiefste Dunkelheit umfing ihn. Behutsam tastete er um sich und richtete sich auf. Er war angenehm überrascht, dass er sogar aufrecht stehen konnte.
Sie mussten eine große Höhle erreicht haben.
Ein fast ideales Versteck für eine kurze Rast.
*
»Es gibt Tage, da sollte man Interkom und Türklingel einfach abstellen«, brummte Daniel Jansen, als er Bernstein die Tür öffnete.
»Bei Tage hätte dir das auch nicht viel genützt«, antwortete der Reporter grinsend und schob sich an Jansen vorbei in die Wohnung. »Hast du einen Kaffee?«
»Kommt sofort. Aber nur, wenn du mir endlich erklärst, was dieser nächtliche Überfall zu bedeuten hat. Und wehe, du kannst mir keine plausible Erklärung liefern.« Drohend richtete sich der glatzköpfige Wissenschaftler zu seiner nicht gerade stattlichen Größe von einem Meter sechzig auf und stemmte die Fäuste in die Hüften.
Ein flüchtiges Lächeln glitt über Bernsteins Gesicht, aber er wurde sofort wieder ernst. »Setzen wir uns«, schlug er vor.
Sie traten ins Wohnzimmer und nahmen in lederbezogenen Sesseln Platz, nachdem der Wissenschaftler zwei Tassen Kaffee aus der Küche geholt hatte. Bernstein zog den Mikrochip aus der Schutzhülle und hielt ihn hoch.
»Dieses Ding hier bereitet mir Sorgen. Ich glaube, es steckt ziemlich viel dahinter. Es sind Daten darauf gespeichert, aber ich kann nichts damit anfangen. Dafür brauche ich deine Hilfe.«
»Und das hätte nicht bis später Zeit gehabt? Vielleicht hast du schon einmal daran gedacht, dass ich um acht Uhr zur Arbeit erscheinen muss.«
»Melde dich krank«, schlug Bernstein vor.
Der Wissenschaftler verschluckte sich an seinem Kaffee und musste husten.
»Aber, aber, so stark ist der Kaffee nun auch wieder nicht. Ich würde ihn eher als eine bodenlose Gemeinheit bezeichnen«, scherzte Jerry. »Aber im Ernst. Ich habe mich selbst auch krank gemeldet, weil ich glaube, dass in der Sache eine ganze Menge drin steckt. Vielleicht mehr als du dir vorstellen kannst. Wirf wenigstens einen Blick auf die Daten, bevor du dich entscheidest.«
Daniel Jansen musterte seinen Freund einige Sekunden lang.
»Also gut, du scheinst es wirklich ernst zu meinen. Lass sehen, ob du tatsächlich so eine Sensation in Händen hältst.«
»Einen Moment noch«, bat Bernstein, während sie zu dem Computerterminal traten. »Es ist doch klar, dass alles streng geheim bleiben muss, nicht wahr?«
»Wie geheim?«, fragte
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