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0020 - Venus in Gefahr

Titel: 0020 - Venus in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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der sich bemühte, seinem General eine besonders dicke und hartnäckige Liane aus dem Weg zu räumen und erst zu spät feststellte, daß er sich mit einer Schlange eingelassen hatte.
    Die Schlange, von der Größe einer Boa constrictor, flüchtete hastig über die Schulter des jungen Offiziers, der sie mit dem Haumesser angegangen hatte, und verschwand im Unterholz. Bis auf den Schreck, den Tomisenkow und sein Adjutant fast ebenso sehr bekamen wie der Offizier, schien alles gutgegangen zu sein.
    Aber ein paar Minuten später brach der junge Mann plötzlich zusammen. Tomisenkow kümmerte sich um ihn. Der Hals - die einzige Stelle der Haut, die die Schlange berührt hatte - war so dick angeschwollen, daß zwischen der Dicke des Kopfes und der des Halses kein Unterschied mehr bestand. Der Mann starb im Verlauf weniger Augenblicke.
    Der Adjutant hatte das Haumesser dem Toten aus der Hand genommen und bahnte damit den Weg. In einer Stunde kamen sie nicht weiter als anderthalb oder zwei Kilometer.
    Bei Beginn des Sonnenuntergangs stellten sie fest, daß der von einem der voranmarschierenden Trupps geschlagene Pfad lichter zu werden begann, als sei er hier weniger alt. In der Tat holten sie eine Dreiviertelstunde später eine Gruppe von fünf Leichtverwundeten ein, die sich mit zwei mit Schwerverletzten beladenen Bahren abschleppten.
    Fast zum gleichen Zeitpunkt erhielt der Adjutant, der sein Funkgerät an einem Riemen um den Hals trug, einen Funkspruch von einem der weiter vorn marschierenden Trupps. Der Trupp hatte einen geeigneten Lagerplatz in übersichtlichem Gelände gefunden. Obwohl die fünf Leichtverletzten, denen sie sich während der letzten Minuten angeschlossen hatten, tatkräftige Hilfe, die ihnen die schweren Bahren wenigstens für ein paar Meter abnahm, wohl verdient hätten, zögerte Tomisenkow nicht, mit seinem Adjutanten so schnell wie möglich vorauszueilen, um den Lagerplatz vor Einbruch der völligen Dunkelheit zu erreichen.
    „Wir werden euch einen brauchbaren Weg bahnen!" versprach Tomisenkow den Leuten zum Trost. Kurz nach Sonnenuntergang erreichten sie den Fuß des Felsplateaus, von dem der Sprecher der Voraustruppe berichtet hatte. Eine Viertelstunde später erreichte Tomisenkow mit seinem Adjutanten zusammen das Lager, das der Voraustrupp in der Zwischenzeit aufgeschlagen hatte.
    Das Lager befand sich auf einer kreisförmigen, etwa dreißig Meter weiten Lichtung inmitten eines flachen Buschgebietes. In der Nähe gab es eine Quelle, deren Wasser in einem kleinen Bach über die sanft, geneigte Felsplatte hinunter rann. Das Wasser war frisch und bekömmlich, sein hoher Eisengehalt unverkennbar.
    Gelegenheit war gegeben, sich um die Schwerverwundeten zu kümmern, deren Zustand sich unter den harten Bedingungen des Transports und der feuchten Hitze im allgemeinen verschlechtert hatte. Und dann kam der Sturm. Als Tomisenkow mit seiner Expeditionsflotte gestartet war, da hatte man ihn zuvor darüber aufgeklärt, daß wegen der außergewöhnlich langsamen Rotation der Venus wahrscheinlich erhebliche Temperaturunterschiede zwischen der jeweiligen Tag- und Nachthälfte des Planeten bestünden und, daß es zur Zeit des Sonnenauf- und Untergangs wahrscheinlich zu außergewöhnlichen atmosphärischen Erscheinungen käme.
    Aber unter außergewöhnlichen atmosphärischen Störungen konnte sich Tomisenkow nichts Rechtes vorstellen; deswegen hatte er beschlossen abzuwarten, was sich da ereignen würde. Hätte man ihm gesagt, daß Morgen- und Abenddämmerung mit Orkanen unvorstellbarer Stärke verbunden seien - er hätte sich besser vorgesehen.
    So aber jagte ihm und seinem Adjutanten das dumpfe Orgeln, das aus östlicher Richtung herankam, zunächst nur einen gelinden Schrecken ein, den dazu noch jeder vor dem anderen zu verheimlichen suchte. Als sie begriffen, daß das Orgeln etwas wirklich Gefährliches war, war es schon zu spät Der Orkan packte das Lager wie mit einem Faustschlag. Zum zweitenmal an diesem Tag fühlte sich Tomisenkow wie von harter Hand ergriffen und davongewirbelt. Er fiel in etwas, das mit einer irdischen Brennessel sehr nahe verwandt sein mußte. Von einer Sekunde zur anderen begannen Gesicht und Hände entsetzlich zu brennen. Er hätte schreien mögen, aber da er ein harter Mann war, auch gegen sich selbst, ließ er es sein.
    Der Sturm orgelte weiter über ihn dahin, zerzauste das Buschwerk und machte ihm selbst das Atmen unmöglich, solange er mit dem Gesicht in Windrichtung lag. Er

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