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0020 - Venus in Gefahr

Titel: 0020 - Venus in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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drehte sich um und preßte sich dicht an den steinigen Boden. So lag er ein paar Minuten lang, die ihm wie Stunden vorkamen, und seine Augen, die von den Batterielampen des Lagers geblendet gewesen waren, gewöhnten sich an die Dunkelheit.
    Da sah er es unter den Büschen her auf sich zukommen. Ameisen - oder etwas, was wie Ameisen aussah - eine glitzernde, harthäutige Masse. Ein einzelnes Tier war etwa fünf Zentimeter lang. Hunderte von ihnen krochen dicht am Boden entlang und kamen auf ihn zu. Vom Schreck gelähmt, blieb er so lange liegen, bis die erste von ihnen seine ausgestreckte Hand erreicht hatte. Sie empfand das Fremde, senkte den Kopf und biß zu. Er schrie vor Schmerz, zog die Hand zurück und schüttelte sie so lange, bis die Ameise abgeworfen war. Auf dem Handrücken blieb ein kleiner, blutigroter Fleck.
    Der Zwischenfall schien die Ameisen aufmerksam gemacht zu haben. Schneller als bisher kamen sie herangekrochen und wollten sich auf ihn stürzen. Von Panik geschüttelt fuhr er auf. Er hatte den Sturm vergessen. Der aber packte ihn mit unwiderstehlicher Gewalt, hob ihn aus den Büschen heraus und trieb ihn wie ein leichtes Blatt vor sich her. Viel weiter westlich setzte er ihn wieder ab. Beim Aufprall verlor Tomisenkow das Bewußtsein.
     
    *
     
    Die Stunde des Dämmerungssturmes verbrachte Rhodan mit seinen Leuten auf dem sicheren Grund des Dschungels. Rhodan wußte von seiner ersten Venus-Expedition her, daß die hohe Wand des Waldes den sichersten Schutz vor dem Orkan bot. Der Dschungel war so dicht und seine einzelnen Gewächse gleichzeitig so biegsam, daß in Rhodans provisorischem Lager der Sturm nur als lästiges Geräusch vermerkt wurde.
    Das Lager befand sich am Fuß einer eigenartigen Felsflanke, die in südlicher Richtung sanft anstieg und nur mit niederem Buschwerk bewachsen war. Rhodan beabsichtigte, nach dem Ende des Sturms wieder aufzubrechen und die ersten Feindtrupps so bald wie möglich anzugreifen. Er hatte jedoch keine Ahnung davon, daß Tomisenkow selbst, dessen Namen er aus Deringhouses Bericht kannte, mit einigen seiner Leute in diesem Augenblick nicht weiter als zwei Kilometer von ihm entfernt war - jenseits des Grates, den die Felsflanke in etwa hundertfünfzig Metern Höhe über den Dschungelebene bildete. An Bord der STARDUST war alles wohlauf.
     
    *
     
    So sehr der Sturm auch das Lager und die Leute mitgenommen haben mochte - als alles vorüber war, war die Disziplin immer noch stark genug, um den Männern klarzumachen, daß sie zuallererst nach General Tomisenkow zu suchen hätten. Der Adjutant wußte nicht mehr, als, daß Tomisenkow in westlicher Richtung davongeweht worden war.
    Mit Stablampen bewaffnet, drangen die Leute in das Buschwerk ein. Sie begegneten einem Zug riesengroßer hellbrauner Ameisen und waren klug genug, einen großen Bogen um die Tiere zu machen. Nach einer Stunde schließlich fanden sie Tomisenkow. Er kam gerade wieder zu sich und fluchte und jammerte. Die Rippe, die ihm der Wirbelsturm der STARDUST angeknackst hatte, war durch den erneuten Sturz offensichtlich völlig gebrochen. Tomisenkow wurde von seinen Leuten ein Stück weit getragen. Als er vollends zu sich gekommen war, hielt er diese Art der Fortbewegung für unter seiner Würde und schleppte sich von da an brummend auf den eigenen Beinen dahin.
    Die Bilanz, die zwei der zurückgebliebenen Unverletzten in der Zwischenzeit im Lager gemacht hatten, war erschreckend. Der Trupp hatte ursprünglich aus dreißig Mann bestanden - zwölf Leichtverletzten und achtzehn Schwerverletzten. Unter den Leichtverletzten hatte es zwei Tote gegeben, und vier Mann waren verschwunden.
    Die Laubhütten mußten neu aufgebaut werden. Tomisenkow wies seinen Adjutanten an, Funkverbindung mit den im Gebirge gelandeten Raumschiffen aufzunehmen. Der Adjutant brachte die Verbindung nach einigen vergeblichen Anläufen zuwege, und Tomisenkow gab den Befehl, daß eines der Schiffe von neuem aufsteigen und ihn abholen solle. Von seinem Wunsch, den Leuten seiner Truppe mit leuchtendem Beispiel voranzugehen, war nichts mehr übriggeblieben.
    Da die Männer der Raumlandedivision auf die besonderen Gegebenheiten des Dschungelplaneten Venus vorbereitet worden waren, brauchten sie nur eine Viertelstunde, um eine relativ komfortable Hütte zu errichten, und eine weitere Viertelstunde, um den Eingang mit einem nahezu undurchsichtigen Schlingpflanzenvorhang zu versehen, auf den Tomisenkow Wert legte. Er wußte besser als jeder

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