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0020 - Venus in Gefahr

Titel: 0020 - Venus in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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einzige, der etwas sehen konnte. Und dann entdeckten sie das Raumschiff.
    Es war ein paar Meter in den weichen Dschungelboden eingesunken und stand ein wenig schräg. Aber ohne Zweifel war es noch intakt, und einem geschickten Piloten würde die Schräglage beim Start keine übermäßigen Schwierigkeiten machen. Das Schiff stand auf den Heckflossen. Zwischen zwei Flossen zeichneten sich auf dem Metall der Außenhaut die Umrisse eines Schleusenschotts ab. Rhodan hielt seine Leute an.
    „Wir werden das Schott aufschweißen", schlug er vor. „Es sollte nicht mehr als eine Minute dauern; bis dahin haben sie drinnen noch nichts gemerkt. Jedes dieser Schiffe hat eine Art Lagerraum, in dem während des Fluges zwanzig Leute untergebracht waren, und darüber, in der Spitze, den Pilotenstand. Ich weiß nicht, wieviel Leute in diesem Schiff hier sind, aber auf jeden Fall haben wir mit ihnen sowohl im Lagerraum, als auch im Pilotenstand zu rechnen. Haltet die Augen offen! Wir wollen ihnen zwar nicht unbedingt den Hals umdrehen, aber bei Gegenwehr wird sofort geschossen, verstanden? Es kann nichts schiefgehen!"
     
    *
     
    Generalmajor Lemonowitsch hatte sich mit seinem Schiff auf dem nordwestlichen Flügel der Punktreihe versteckt. Ein zweites Schiff war kurz nach dem seinen im gleichen Tal gelandet. Lemonowitsch hatte auf General Tomisenkows Anruf hin den Befehl gegeben, daß eines der auf dem Südostflügel gelandeten Schiffe aufsteigen und den General abholen solle. Das Schiff hatte sich seitdem - das war mehr als hundert Stünden her nicht mehr gemeldet, und Lemonowitsch war deshalb davon überzeugt, daß es entweder abgestürzt oder vom Feind abgeschossen worden sei. Desgleichen hatte er etwa seit derselben Zeit mit General Tomisenkow und seinem Adjutanten keine Verbindung mehr gehabt.
    Er hatte den General über Funk gesucht und glaubte seit ein paar Stunden, daß ihn das Venus-Schicksal ebenso ereilt habe wie den Piloten und seine Rakete.
    Er hatte die Truppe darüber aufgeklärt, daß General Tomisenkow wahrscheinlich nicht mehr am Leben oder in der Hand des Feindes sei und, daß er selbst, Lemonowitsch, als derzeit ranghöchster Offizier das Kommando über die Division übernehme. Das hatte sich alles recht gut angehört, aber seitdem er dies bekanntgegeben hatte, zerbrach sich Lemonowitsch den Kopf darüber, was er als nächstes tun solle.
    Das Versteck war offenbar sicher. Was er zunächst befürchtet hatte, war nicht eingetreten: daß der Gegner das gesamte Berggebiet mit seinen ohne Zweifel überlegenen Waffen in einen glühenden, radioaktiven Sumpf verwandelte. Er wußte nicht, warum Rhodan darauf verzichtete, aber auf jeden Fall kam es ihm gelegen.
    Trotz alledem war es jedoch ohne Zweifel nicht Aufgabe der Raumlandedivision, in den Verstecken herumzulungern, bis die Schiffe verrottet und die Männer alt geworden waren. Irgend etwas mußte getan werden.
    Der Morgen stieg allmählich auf, und Lemonowitsch saß bei schwarzem Kaffee - der für alle übrigen Mitglieder der Division inzwischen schärfstens rationiert worden war über seinen Problemen, als etwas eintrat, was ihn mit einem Schlag von allem Kopfzerbrechen befreite.
    Jemand stieß mit einem lauten Knall das Falltürschott auf, das den Pilotenstand mit dem darunterliegenden Lagerraum verband, und schob den Kopf herein. Lemonowitsch wollte ihn zurechtweisen, aber in höchster Aufregung sprudelte der Mann hervor: „Meldung, Herr Generalmajor! Meldung! C-145 ist vom Feind angegriffen worden. Nur der Pilotenstand mit fünf Mann Besatzung hält sich noch! Sie bitten um Hufe; Rhodan selbst ist an dem Angriff beteiligt!"
    Lemonowitsch saß ein paar Sekunden lang steif vor Schreck. Dann begriff er zunächst die Gefahr, die C-145 drohte, und einen Augenblick später die Chance, die sich ihm da bot. Er sprang auf, drückte auf den Knopf, der die Alarmsirenen in Tätigkeit setzte, und schrie die Ordonnanz an: „Der Waffenoffizier mit seinen Leuten sofort zu mir!"
    Die Falltür schlug krachend zu. Lemonowitsch beugte sich über einen großen Bogen Papier, der mit einem Koordinatennetz versehen war und auf dem die Positionen der einzelnen Schiffe bis auf die Bogenminute genau, die Umrisse des Gebirges jedoch nur nach grober Schätzung, eingetragen waren. Als der Waffenoffizier mit seinen drei Mann durch das Falltürschott heraufgehetzt war, wußte Lemonowitsch schon, wie geschossen werden mußte. Er zerrte den Offizier an der Schulter vor die Landkarte.
    „Hier!"

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