0021 - Wir machten ihm die Hölle heiß
Sie eigentlich?«
»Ach, nur so«, meinte ich ausweichend. »Vergessen Sie’s, dass ich mich nach ihm erkundigt habe. Wie sind Sie mit Kerren zufrieden?«
»Er ist ein tüchtiger Manager.«
»Scheint sich aber mit Fender nicht gut zu vertragen, wie?«
»Nun, Fender ist ein komischer Heiliger. Er arbeitet schon seit Jahren bei mir und bildet sich ein, gewisse Rechte zu haben. Man darf ihn aber nicht ernst nehmen.«
Lumbeck sah mich an und erwartete wohl weitere Fragen, aber ich tat ihm diesen Gefallen nicht. Ich hatte noch sehr viel zu tun und verabschiedete mich von ihm. Ich hatte Glück, mir anschließend noch Kerren kaufen zu können, den ich ebenfalls interviewte.
Dann schwang ich mich in meinen Dienstwagen und fuhr zu Fender.
Er wohnte am Rande der Stadt in einem adretten Holzhaus. Der Vorgarten war bestens gepflegt, die Anlage der Wege verriet Pedanterie.
Auf mein Klingeln hin erschien er an der Haustür. Er erkannte mich sofort wieder und ließ mich eintreten.
Auch im Innern des Hauses herrschten Sauberkeit und Ordnung. Ich nahm vor dem gemauerten Kamin Platz. Fender wollte Drinks herbeischleppen.
»Es hat keinen Sinn, lange will ich sowieso nicht bleiben«, sagte ich abwehrend. »Mister Fender, ich brauche Ihre Hilfe.«
Er wollte mir helfen und überschüttete mich mit Antworten. Er packte nach allen Regeln der Kunst aus, wie man so sagt. Er hatte auf alle Fragen eine ausführliche Antwort, und er erschien mir wie eine lebende Skandalchronik.
Ich erfuhr, dass Lumbeck eine Freundin hatte, dass Kerren ein gemeiner Antreiber war, der mit dem Personal laufend Krach hatte, und dass er, Fender, ein feiner Kerl sei, dem man in gemeiner Weise bisher keine Chance gegeben hatte.
Als ich das Holzhaus verließ, war ich fast durchgedreht. Fender hatte mir mit seinen Erzählungen mächtig zugesetzt. Ich blieb noch im Vorgarten stehen und zündete mir eine Zigarette an. So, die Vorarbeiten waren erledigt, jetzt musste es sich zeigen, ob der Fuchs in die Falle ging. Meiner Schätzung nach hatte ich bis zum Morgen Ruhe.
Auf der Fahrt zurück in die Stadt machte sich das Funksprechgerät bemerkbar. Ich hob den Hörer ab und meldete mich
»Hier Cotton! Was gibt’s denn?«
»Hier spricht Phil«, meldete sich mein Partner. »Halt’ dich fest, Jerry, Kerren hat sich abgesetzt und seinen Verfolger abgeschüttelt.«
***
Phil und ich trafen uns bei Lumbeck, in dessen Haus Kerren wohnte. Unterhalb des Daches hatte er sich eine nette, kleine Drei-Zimmer-Wohnung eingerichtet, die wir jetzt auf den Kopf stellten. Im Übrigen war unter der Hand eine Fahndung nach Kerren eingeleitet worden. Offiziell hatten wir ihm noch nichts vorzuwerfen. Er hatte sich nur durch sein schnelles Absetzen verdächtig gemacht.
»Er muss von seiner Beschattung gewusst haben«, sagte Phil. »Ich habe schon mit dem Beamten gesprochen. Kerren hat ihn absichtlich hereingelegt und leerlaufen lassen. Der Mann sah sich plötzlich in einem Vorratsraum festgesetzt und schlug sofort Alarm, als er freikam.«
»Einzelheiten können wir uns ersparen«, sagte ich. »Sehen wir lieber zu, ob Kerren uns etwas hinterlassen hat.«
»Erwartest du so etwas?«
»Aber sicher«, sagte ich und musste unwillkürlich grinsen. »Ich gehe mit dir jede Wette ein, dass wir Beweismaterial finden, dass Kerren der Chef der Brandstifter ist.«
»Daraus werde einer schlau«, meinte Phil verblüfft.
»Das ist sehr einfach«, klärte ich ihn aus. »Unterstellen wir mal, dass Kerren der Boss der Brandstifter ist. Schön, er hat mit seinen Leute nur telefonisch verkehrt, und keiner seiner Bandenmitglieder hat eine Ahnung, wer er ist. Würde er sich unter solchen Umständen so auffällig absetzen?«
»Wenn man’s so sieht…«
»Man kann das nur so sehen«, erwiderte ich lächelnd. »Er hat unseren Kollegen hereingelegt und ist verschwunden. Die Gründe hierfür wird er uns vielleicht sagen können, falls wir ihn noch lebend finden sollten. Aber der Chef der Brandstifter ist er niemals.«
»Nun sag bloß, du hast bereits einen bestimmten Verdacht.«
»Ich bin nicht Einstein«, sagte ich. »Aber ich rechne mit einer handfesten Überraschung.«
Wir machten uns über die Wohnung her und suchten nach Beweismaterial, das wir dann auch prompt fanden. Und wieder zeigte es sich, dass hier ein Außenstehender die Fäden gezogen hatte. Zwischen-Wand und Couch entdeckten wir einen Bogen Papier, auf den mit Schreibmaschine Namen und Adressen getippt worden waren.
Ȇberfliege
Weitere Kostenlose Bücher