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0022 - Der Tod saß uns im Nacken

0022 - Der Tod saß uns im Nacken

Titel: 0022 - Der Tod saß uns im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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hielt dem Gericht eine kleine Rede.
    »John Stenberry kann also seinen Onkel nicht umgebracht haben, weil er sein reiches Erbe zurückerhalten wollte, denn dieses reiche Erbe besteht aus völlig verschuldetem Land, das vor lauter Versuchsbohrungen wie ein Schweizer Käse mit Löchern versehen ist.«
    McDonald, der Staatsanwalt, sprang auf und rief: »Es steht nicht fest, dass Stenberry wusste, wie verschuldet sein Onkel war.«
    Der Verteidiger beantragte die Vernehmung von Ann Sullighan.
    Es handelte sich um ein Mädchen von vielleicht vierundzwanzig Jahren, ein hübsches, schlankes Ding, wenn sie auch nicht gerade neueste New Yorker Modelle trug.
    »Miss Sullighan, Sie sind die Adoptivtochter von Milton Graves?«, fragte Bybough.
    »Ich glaube nicht«, antwortete sie, »denn eine Adoption im Sinne des Gesetzes wurde nie vollzogen.«
    Bybough schien selbst von dieser Antwort überrascht.
    »Jedenfalls leben Sie schon sehr lange bei ihm.«
    »Seit meinem fünften Lebensjahr. Mein Vater war einer von Mr. Graves' Cowboys. Er stürzte in einer Rinderherde und kam dabei zu Tode. Da meine Mutter schon bei meiner Geburt gestorben war, nahm Mr. Graves mich auf.«
    »Es bestand ein Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und ihm? Er betrachtete Sie als seine Tochter?«
    »Ja.«
    »Hat er Sie als seine Erbin eingesetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Er sprach davon, dass die Ranch nach seinem Tode mir gehören solle, aber ich weiß nicht, wie es nach dem Recht steht.«
    »Existiert kein Testament?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist kein Testament gefunden worden.«
    »Miss Sullighan, wann lernten Sie Mr. Stenberry kennen?«
    »Ungefähr vor fünf Jahren, als er zum ersten Mal wieder das Haus seines Onkels betrat.«
    »Hat sich Mr. Stenberry später Ihnen in einer bestimmten Weise genähert? Sie wissen, was ich meine?«
    »Er hat mir einmal einen Heiratsantrag gemacht«, antwortete das Mädchen und wurde rot.
    »Sie haben ihn abgelehnt?«
    »Ich habe nicht darauf geantwortet, und John hat es wohl als Ablehnung aufgefasst.«
    »Glauben Sie, dass John Stenberry Milton Graves ermordet hat?«
    McDonald, der Staatsanwalt, sprang auf. »Ich erhebe Protest gegen diese Frage. Sie hat keinen sachlichen Charakter.«
    »Frage abgelehnt«, bestimmte Richter Hardy und schlug mit seinem Hammer auf den Tisch.
    »Wo waren Sie an dem Tag, an dem der Mord geschah?«
    »Ich war in Santa Fe. Ich fuhr gegen Mittag fort, um in der Stadt Besorgungen zu erledigen, kam erst am Abend zurück und fand Onkel Milton nicht vor. Ich machte mir keine Gedanken darüber. Es geschah öfters, dass er nicht zu Hause war. Erst, als ich am anderen Morgen sein Bett unberührt fand, ging ich zum Sheriff. Sie suchten ihn dann, und am Mittag erhielt ich Bescheid, dass er gefunden worden sei.«
    »Um wie viel Uhr kamen Sie nach Hause, Miss Sullighan?«
    »Gegen neun Uhr abends.«
    Bybough entließ die Zeugin, und nun kam ein Mann mit Namen Less Harding an die Reihe. Er war ungefähr im Alter von Stenberry, war Besitzer einer Ranch im Osten, und es stellte sich heraus, dass der Angeklagte und er Schulfreunde gewesen waren.
    Harding war der Einzige, dessen Aussage ausgesprochen günstig für Stenberry lautete. Zwar konnte er nichts Sachliches Vorbringen, das Stenberry entlastet hätte, aber er zeichnete ein günstiges Bild von ihm. Er berichtete genau, was Stenberry ihm von seinem Onkel Milton erzählt hatte, und er sagte, sein Freund habe Milton Graves für einen schnurrigen Kauz gehalten, der nicht mehr ganz ernst zu nehmen sei.
    Er konnte nicht sagen, ob Stenberry Geld von Graves erhalten hatte, aber es stellte sich auf eine Frage des Staatsanwalts heraus, dass er selbst dem Freund hin und wieder ein wenig unter die Arme gegriffen hatte. Er brachte es geschickt fertig, anzudeuten, dass er John Stenberry den Mord nicht zutraue, aber viel nützte das dem Angeklagten auch nicht. Als die allgemeinen Vernehmungen beendet waren, herrschte im Saal die Meinung vor, dass John Stenberry ein herumlungernder Taugenichts sei, der noch nie in seinem Leben eine ehrliche Arbeit getan, sondern nur anderen Leuten auf der Tasche gelegen und auf seine Chance gewartet habe.
    Nach dem Verteidiger kam der Staatsanwalt wieder zum Zuge.
    »Ich möchte die Ereignisse des Mordtages schildern und klären«, sagte Calridge McDonald. »Ich bitte den Sheriff Pal Mandow als Zeugen aufzurufen.«
    Der Sheriff, ein großer, breitschultriger Mann, der ein wenig wie Mr. Yookerman aussah, schilderte, fast ohne vom

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