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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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gestreckte flossenartige Beine, die mit rasiermesserscharfen Krallen versehen waren.
    Ein Alptraum! sagte sich John. Du mußt in einen Alptraum geraten sein!
    Als er zu lachen aufgehört hatte, warf Jane Collins den Kopf herum. Jetzt starrte sie in die gleiche Richtung wie John.
    Auch sie sah das Riesentier, auf das sie mit großer Geschwindigkeit zurasten. John nahm hastig Gas weg. Gleichzeitig zog er das Boot scharf nach links.
    Es neigte sich weit zur Seite. Jane preßte die Lippen fest zusammen, um nicht erschrocken aufzuschreien. Bis zum Kentern hatte es nicht mehr viel gefehlt.
    »John, wie ist so etwas möglich?« rief das Mädchen verwirrt aus. »Wie kann es ein so riesiges Tier geben? Es sieht aus, als würde es seit der Urzeit hier leben!«
    John hatte keine Zeit zu antworten. Er mußte das kleine Motorboot unter Kontrolle halten. Ihm war schlagartig eines klar. Hier ging es nicht mit rechten Dingen zu, aber er wollte Jane keine zusätzliche Angst einjagen, deshalb behielt er diesen Gedanken für sich. Riesenschildkröten können eineinhalb Meter lang werden. Sie erreichen ein Alter von hundertfünfzig Jahren. Und sie werden bis zu zweihundertfünfzig Kilogramm schwer.
    Aber diese Erscheinung war fünfmal so groß, fünfmal so schwer und mochte der Teufel wissen, wie alt.
    Der Teufel! John war sicher, daß er seine Hand hier im Spiel hatte. Die Macht des Bösen hatte diese schreckliche Schildkröte erschaffen. Aus welchem Grund? Hatte man im Schattenreich in Erfahrung gebracht, daß er auf Java seinen Urlaub verbrachte?
    War dies der erste Angriff der Hölle, um ihn hier auf der weiten Java-See für immer zu vernichten?
    Eine Vielzahl von Gedanken raste durch John Sinclairs Kopf.
    Er dachte an seine mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta. Sie war zu Hause in London. Auch sein Spezialkoffer, den er zumeist bei sich hatte, wenn er gegen Geister und Dämonen kämpfte, war in England geblieben.
    Er war unbewaffnet, und das machte sich die Gegenseite nun anscheinend zunutze.
    John wollte das Motorboot haarscharf an der mächtigen Schildkröte, die unbeweglich auf dem Wasser hockte, vorbeiziehen.
    Naß glänzte der riesige Panzer in der gleißenden Sonne.
    Je näher das Motorboot an die Schildkröte herankam, desto schneller drehte sich der Kompaßzeiger im Kreis. Die Kraft des Bösen ließ ihn verrückt spielen. Jetzt bewegte die Schildkröte den Kopf. Es geschah mit einem so schnellen Ruck, daß Jane Collins unwillkürlich aufschrie.
    Das Tier riß sein mächtiges Maul auf.
    Schildkröten sind Pflanzenfresser, doch diese Horror-Bestie schien es auf Menschenfleisch abgesehen zu haben.
    Der häßliche Panzerträger peitschte das Meer mit seinen flossenartigen Beinen. Und dann ging das Tier zum Angriff über.
    Es war unglaublich schnell und wendig.
    Es tauchte halb in das Wasser ein, schwamm dem Motorboot entgegen und rammte es mit dem Kopf.
    Der gewaltige Stoß hätte das Boot beinahe umgeworfen.
    John sah das mordlüsterne Glitzern in den großen Schildkrötenaugen. Er hörte Jane Collins hinter sich wieder aufschreien.
    Seine Züge wurden hart.
    »Na warte, du Scheusal!« schrie er, während sich seine Hände um das Steuerrad klammerten. Die Knöchel traten unter der Haut weiß hervor.
    Die mächtige Schildkröte, der Feind aus den Tiefen des Grauens, tauchte unter dem Boot durch.
    John gab Gas. Das kleine Boot raste los. Doch es war dem Geisterjäger nicht möglich, dem Höllenwesen zu entkommen. Die Schildkröte war stets schneller als das Motorboot. Sie griff die Nußschale von allen Seiten an. John versuchte, das Biest auszutricksen.
    Jane Collins fiel von einem Schrecken in den anderen.
    John hätte dem Mädchen all das gerne erspart.
    Er raste im Zickzack über das Meer, brüllte Bannsprüche und Formeln der Weißen Magie, doch alles war zuwenig, reichte nicht, um den Panzerdämon vom Motorboot fernzuhalten. Janes Gesicht war angstverzerrt.
    John schrie ihren Namen.
    Da tauchte das Monster wieder aus der Tiefe empor. Die Nußschale ratschte am Panzer des Scheusals entlang, wurde hochgehoben. Jane fiel und preßte sich zitternd auf den Boden, während John Sinclair alles versuchte, um ein Kentern des Schiffes zu verhindern.
    Es glückte ihm nur mit größter Mühe.
    »Jetzt reicht’s mir!« schrie er dem Untier mit vollen Lungen ins abstoßende Gesicht. »Jane!«
    Das Mädchen kämpfte sich ächzend hoch. Ihr weißer Hosenanzug war völlig durchnäßt. Auch John war klatschnaß.
    »Jane, komm her!«

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