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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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mit einem heiseren Aufschrei zurück.
    »Sterben!« kreischte die Hexe wie von Sinnen. »Du wirst sterben, Elender!«
    Proto kam atemlos auf die Beine. »Ich will nicht!«
    Er rannte los.
    Die Getreuen der Hexe wollten seine Flucht verhindern. Sie warfen sich ihm entgegen. Vor kurzem waren sie noch seine Freunde gewesen. Jetzt waren sie seine Feinde, die genauso seinen Tod wollten wie Tari, die Hexe von Java.
    Sie stürzten sich schreiend auf ihn.
    »Stirb, Zweifler!«
    »Du bist es nicht wert, in unserer Mitte zu weilen!«
    »Du bist unserer Freundschaft nicht würdig!«
    Sie schlugen mit den Fäusten nach ihm. Die kreischenden Frauen setzten ihm ihre Nägel ins Gesicht und rissen ihm die Haut auf. Er brüllte wie am Spieß, schlug um sich, drosch in die haßverzerrten Gesichter der Männer und Frauen, kämpfte sich mit seinen Fäusten den Weg frei. Sie flogen nach links und nach rechts weg. Proto war kein Schwächling, und die Todesangst machte ihn doppelt so stark. Er durchbrach den Menschenring, der ihn aufhalten wollte. Mit langen Sätzen jagte er auf den Tempelausgang zu.
    Er hörte hinter sich ein schauriges Lachen.
    Das war der Nebelsatan.
    Er brüllte: »Du entkommst mir nicht, Proto! Ich kriege dich! Es gibt keinen Ort in diesem Dschungel, in dem du vor mir sicher bist!«
    Proto hörte das furchtbare Gebrüll des Teufels, doch er glaubte ihm nicht. Die Panik peitschte ihn aus dem Tempel. Solange er noch laufen konnte, würde er es tun.
    Er würde um sein Leben rennen.
    Vielleicht hatte er noch eine Chance. Solange sein Herz noch schlug, wollte er sich an diese Hoffnung klammern.
    Weiter! hämmerte es in seinem Kopf. Weiter! Gib nicht auf! Noch lebst du!
    Der Schweiß brach ihm aus allen Poren und überzog seinen muskulösen Körper mit einer glänzenden Schicht.
    Er warf sich in eine hoch aufragende Wand aus Farnen. Die Blätter nahmen ihn auf, klatschten hinter ihm wieder zusammen. Er nahm sich nicht die Zeit, sich umzusehen.
    Er lief, lief, lief. Ein morscher Ast brachte ihn zu Fall. Während er stürzte, schrie er verstört auf. Zitternd kam er wieder auf die Beine, und in fiebernder Hast setzte er seine überstürzte Flucht vor dem Nebelteufel fort.
    Seine Lungen brannten wie Feuer. Sein Mund war trocken. Er hustete. Langsam ließen die Kräfte nach. Wild schlug er die Zweige auseinander. Er stolperte durch das dichte Unterholz. Weg! Nur weg von diesem verfluchten Ort!
    Wenn er dem Nebelsatan entkam, würde er es Tari, dieser widerlichen Hexe, heimzahlen. Kein Satan würde ihr dieses Ende ersparen können – das dachte Proto jedenfalls.
    Mit rasselndem Atem rannte er weiter.
    Er stieß mit der Schulter gegen einen dicken Regenbaumstamm und wäre beinahe erneut gefallen.
    Er wankte. Es gelang ihm nicht mehr, die Richtung zu halten. Schlingpflanzen schienen ihn festhalten zu wollen. Er fegte sie wütend zur Seite. Als er sich dermaßen verausgabt hatte, daß er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, blieb er erschöpft stehen.
    Sein Herz schien hoch oben im Hals zu schlagen.
    Mit entsetzten Augen blickte er sich um.
    Niemand war hinter ihm.
    War es ihm gelungen, den Nebelteufel abzuschütteln? Er wagte sich darüber noch nicht zu freuen. Der Satan konnte ganz in der Nähe auf der Lauer liegen. Vielleicht wiegte er seine Opfer zuerst in Sicherheit, um dann urplötzlich zuzuschlagen.
    Zitternd tastete sich Proto weiter.
    Da! Nebelfetzen zwischen den Bäumen!
    Protos Herz übersprang einen Schlag. »O nein!« schrie er verstört auf. Er wollte sich herumwerfen und weiterhasten, doch er prallte gegen den rissigen Stamm eines Baumes. Gehetzt schaute er über seine Schulter. Der unförmige Nebel kroch zwischen Zweigen und Blättern hindurch, näherte sich ihm unaufhaltsam. In seiner wahnsinnigen Angst kletterte Proto auf einen Baum. Mit allerletzter Kraft erklomm er die sprossenartig gewachsenen Äste.
    Höher. Immer höher kletterte er.
    Affen nahmen kreischend und schimpfend vor ihm Reißaus. Buntgefiederte Vögel flogen zum nächsten Baum hinüber. Er hangelte sich an einem dicken Ast entlang. Er stemmte sich mit den Beinen hoch, zog sich mit den Armen weiter hinauf.
    Ein Zweig brach ab. Proto hatte sich an ihm festgehalten.
    Er kippte nach vorn und wäre beinahe in die Tiefe gestürzt.
    Entsetzt umklammerte er den Stamm. Ein Sturz aus dieser Höhe wäre tödlich gewesen.
    Proto kletterte noch höher. Dabei glitt er von einem Ast ab, und wieder konnte er nur im allerletzten Moment einen Sturz

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