0022 - Thoras Flucht
Fall durch die starken Äste soweit abgemildert wurde, bis sie schließlich in geringer Höhe über dem verfilzten Boden hängenblieben.
„Wenn wir nur nicht ausgerechnet in einem See landen", murmelte Okura besorgt. Er mußte eine schreckliche Angst vor den Sauriern haben.
„Die Kabine ist schwimmfähig", beruhigte ihn Rhodan und sah sich forschend um. „Ich hoffe nur, daß die Waffen im Schrank vollständig sind. Der Zerstörer war noch nicht einsatzfähig. Das beweist unser Absturz zur Genüge. Die Kodeanlage war unvollständig. Wenn es die Waffen auch sind ..."
„Einen Sender haben wir ebenfalls nicht."
„Nur die Geräte im Allzweckarmband. Aber sie sind zu schwach, die Erde zu erreichen."
Sie befanden sich nun in etwa hundert Meter Höhe und konnten ihren voraussichtlichen Landeplatz bereits ausmachen. Es gab keine aufregenden Unterschiede in der Landschaft. Tückisch glitzernde Sumpfseen waren nicht in Sicht, nur das unregelmäßig hohe Dach des jungfräulichen Urwaldes.
„Viel kann uns nicht passieren wenigstens nicht bei der Landung", stellte Rhodan beruhigend fest. „Was danach allerdings geschieht ..."
Er ließ die verschiedenen Möglichkeiten offen. Immer näher kamen die obersten Baumwipfel. Rhodan wußte nur zu gut, daß damit der eigentliche Boden noch lange nicht erreicht war. Die Stämme der riesigen Urbäume maßen oft bis zu fünfzehn Meter im Durchmesser und konnten bis zu einhundertfünfzig Meter hoch werden - wahrhaftige Giganten. Dazwischen wucherten die Parasiten des tropischen Dschungels, ebenfalls wesentlich gewaltiger als ihre Artgenossen auf der heimatlichen Erde.
Der Boden der Kabine berührte die ersten Äste und sackte langsam in das verhältnismäßig weiche Bett der Wipfel ein. Immer noch arbeiteten die Reaktoren und bremsten den Fall. Und dann fiel die Kabine nicht mehr. Ein wenig schräg lag sie inmitten des grünen Meeres, in das sie eingesunken war. Von oben senkte sich die Dämmerung bereits herab und färbte die ewigen Wolken schwarz. Von Westen her schimmerte das Abendrot wie glühende Feuer, und es sah so aus, als wolle die Welt abbrennen.
Rhodan wartete nicht mehr länger; er schaltete die Aggregate aus. Mit einem Schlag kehrte das Normalgewicht der Kabine zurück und belastete die Aste, auf denen sie lag. Einige von ihnen hielten den plötzlichen Druck nicht aus und brachen. Die anderen gaben nach. Die Kabine begann nachzurutschen. Ehe Rhodan Gegenmaßnahmen ergreifen konnte, stürzte die gesamte Kabine sich überschlagend in die Tiefe, schlug an mehreren Stellen heftig und hart auf, bis sie endlich nach langen Sekunden ziemlich gerade zwischen einigen mannsdicken Ästen zur Ruhe kam.
Nun erst waren sie auf der Venus gelandet. Als John Marshall Minuten später aus seiner oberflächlichen Bewußtlosigkeit erwachte und den Schmerz an der Stirn spürte, begann er zu ahnen, daß ihre Suche nach Thora noch lange nicht beendet war. Er richtete sich auf und sah, wie Okura sich gerade über Rhodan beugte und seinen Kopf abtastete. Er fing die Gedanken des Japaners auf und wußte, was geschehen war.
Okura drehte sich um. „Es muß ihn hart erwischt haben. Genau mit dem Gesicht aufgeschlagen. Alles voller Blut. Hoffentlich nichts Ernsthaftes ..."
Marshall war schnell wieder auf den Beinen. Er schüttelte die Benommenheit ab und hielt sich an der Wand fest, während er zu Okura ging.. Rhodan lag ausgestreckt auf dem Kabinenboden und atmete nur schwach. Er mußte einen harten Schlag erhalten haben. Der Japaner taumelte ein wenig, als er aufstand. Der Boden war schräg. Man mußte sich erst daran gewöhnen. Im Wandschrank fand er Verbandszeug und Arzneien. Rhodan erhielt eine belebende Injektion und ein Mittel gegen Fieber. Als er tiefer zu atmen begann, legten die beiden Männer ihn auf das von den Sesseln zusammengeschobene Bett und überließen ihn dem heilenden Schlaf. Okura verband auch Marshalls Wunde, ehe er an sich selbst dachte.
„Natürlich wieder meine Beine", resignierte er. „Ich habe es immer mit den Beinen, wo ich doch sowieso nur schlecht gehen kann. Ich fürchte, bei einem Marsch durch den Urwald werde ich nur eine Last bedeuten."
Marshall wurde blaß.
„Sie denken doch wohl nicht im Ernst daran, daß wir dort unten hinab müssen? In die Hölle zu den Sauriern und Riesenspinnen- und wer weiß, was sonst noch in diesem Dickicht lebt? Nein, keine zehn Pferde bekommen mich von diesem Baum herunter. Hier sind wir einigermaßen sicher."
„Das
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