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0022 - Thoras Flucht

0022 - Thoras Flucht

Titel: 0022 - Thoras Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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stimmt", lächelte der Japaner höflich, „aber auch im Zuchthaus ist man sicher, abgesehen davon, daß man dort wenigstens nicht verhungert und nichts versäumt."
    John Marshall wußte keine Antwort.
    Er nahm den Blick von Rhodan und schaute durch die Luke hinab in die ungewisse grüne Dämmerung. Ihm war, als habe er tief unten einen riesigen Schatten vorbeiziehen sehen. Irgendwo war ein röhrendes Brüllen. Trotz der Hitze begann Marshall plötzlich zu frieren.
     
    *
     
    Als Perry Rhodan Stunden später in den Spiegel schaute, erschrak er. Quer über seine Stirn zog sich eine blutige Schramme hinweg, die nur schwer verkrustete. Es würde Wochen dauern, bis sie ohne das spezielle arkonidische Organplasma verheilte. Das rechte Auge war stark geschwollen und entstellte ihn fast bis zur Unkenntlichkeit. Mit einem Seufzer lehnte er sich zurück und ließ zu, daß der Japaner den Verband neu anlegte.
    „Meine besten Freunde würden mich nicht wiedererkennen", murmelte er. „Wenigstens hat Bully dann etwas, womit er mich aufziehen kann."
    „Ich breche ihm die Knochen, wenn er das tut", drohte Marshall. Rhodan grinste schwach. „Das wird Ihnen schwerfallen, denn dazu sind sie zu stark in Fett gepolstert." Er wartete, bis der Verband saß, dann fügte er hinzu: „Wie ist die Lage, und was werden wir tun?"
    Son Okura trat einen halben Schritt zurück und begutachtete sein Samariterwerk.
    „Ihre Verletzung ist nicht gefährlich. Aber Tatsache ist, daß wir mitten im venusianischen Dschungel festsitzen, ohne Verbindungsmöglichkeiten mit der Erde. Das Raumschiff haben wir verloren, damit auch jedes Mittel, Kontakt mit der Strahlenden Kuppel der Venusstation zu erhalten. Somit sind wir auf uns ganz allein angewiesen. Unsere einzige Chance besteht darin, die Station zu erreichen - oder darauf zu warten, bis Bully uns rein zufällig findet."
    „Wir haben unsere Kleinstsender", warf Marshall ein.
    „Sie nützen uns nicht viel, denn ihre Reichweite ist beschränkt. Durch die Herauslösung der Zentrale aus dem Schiff wurden wir von den Funkgeräten getrennt. Das soll uns eine Lehre sein. Künftig muß darauf geachtet werden, daß die herausgeschleuderte Rettungskabine eine eigene Funkanlage besitzt. Was Bully angeht, so können wir natürlich Verbindung zu ihm aufnehmen, wenn sein Schiff zufällig in Reichweite gerät. Sollen wir darauf warten, während Thora alle Schrecken des Universums mobilisiert?"
    Rhodan nickte.
    „Okura hat recht, Marshall. Es gibt nur eine. Alternative: Wir müssen versuchen, Thora zuvorzukommen. Wir müssen versuchen, sie am Betreten der Station zu hindern. Aber ich sehe keine Veranlassung, zu glauben, daß es ihr anders ergangen ist als uns. Sie benutzte einen Zerstörer im gleichen Konstruktionsstadium. Auch in ihrem Schiff gab es noch keine ausgerichtete Kodeanlage. Wir können nur hoffen, daß sie den Absturz überlebt hat."
    Marshall knurrte wütend: „Von mir aus kann sie sich den Hals gebrochen haben."
    „Ich würde das nicht sagen", entgegnete Rhodan mit leichtem Vorwurf. „Man soll keinem Menschen etwas Böses wünschen, man soll ihn nur daran hindern, selbst etwas Böses zu tun. Gewalt läßt sich nur scheinbar bekämpfen. Und außerdem: Wenn Thora sich den Hals bricht, ist uns auch nicht geholfen. Wir sitzen dann trotzdem hier fest."
    „Ich habe es nicht so gemeint", schwächte Marshall seinen unüberlegten Ausspruch ab. „Ich wollte nur sagen, daß ich eine Wut auf das außerirdische Weibsbild habe." Okura grinste milde. „Aber sicher doch nur auf das außerirdische, was?"
    Rhodan stand zögernd auf und hielt sich an der Wand fest. Er war noch benommen von seiner langen Bewußtlosigkeit. Langsam tastete er sich unter den beobachtenden Blicken seiner beiden Kameraden bis zur Sichtluke und sah hinaus in die schwarze Finsternis der inzwischen angebrochenen Venusnacht. Aber selbst wenn es Tag gewesen wäre, hätte Rhodan jetzt nicht an ein Verlassen der Kabine denken können.
    Ganz abgesehen von den drohenden Gefahren der fast unerforschten Wildnis fühlte er sich noch viel zu schwach, die Strapazen eines Marsches durch die Urwelt auf sich zu nehmen. Und doch - jede Stunde des Wartens vergrößerte die Gefahr eines absoluten Zusammenbruchs all dessen, was er bisher geschaffen hatte. Oberst Freyt würde ihn vertreten können, sicher, aber wenn es erst einmal bekannt wurde, daß Rhodan, Präsident der Dritten Macht, von einem Flug zur Venus nicht zurückgekehrt war und, daß damit

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