0024 -Im Dschungel der Urwelt
sich zurecht. Er machte ein entsagungsvolles Gesicht und gab bekannt: „Ich versuche es jetzt!"
Der eigentliche Übergang dauerte kaum eine Sekunde. Kaum konnte man bemerken, daß Kakutas Umrisse zu verschwimmen begannen, da war er auch schon völlig verschwunden.
Reginald Bull hielt den Atem an. Für das Intervall zweier Herzschläge wagte er zu glauben, der Versuch sei diesmal gelungen - da erschien der Japaner plötzlich wieder. Er hatte die Augen geschlossen, sein Gesicht war von Schmerz verzerrt.
Die Leute, die Bull in den Kommandostand beordert hatte, taten ihre Schuldigkeit. Tako Kakuta glitt ihnen in die Arme. Er war bewußtlos.
„Bringen Sie ihn in seine Kabine!" befahl Bull. „Und kümmern Sie sich um ihn! Geben Sie mir Bescheid, wenn er zu sich kommt!"
Er wandte sich ab und starrte auf den Bildschirm, den wirbelnde hellerleuchtete Wolkenmassen füllten. Der zweite Versuch mißglückt! Es gab keine Möglichkeit mehr, in die Geschehnisse auf Venus einzugreifen.
*
Son Okura sah die flache Küste des Kontinents wie einen dunklen Strich aus dem Meer auftauchen. Noch vierzig Stunden bis Mitternacht. Marshall war längst wieder erwacht und hatte Rhodans Posten übernommen, damit Rhodan sich wenigstens für ein paar Minuten ausruhen konnte. Nur Son Okura hatte bisher noch keine Zeit zum Schlafen gehabt.
Aber vorläufig wurden seine Augen noch gebraucht. Die Robben zogen das Boot stetig und zuverlässig. Die Helikopter hatten sie noch ein paarmal gehört. Jedesmal war das Geräusch um einige Grade stärker als beim vorhergehenden Mal. Es bestand kein Zweifel daran, daß die Maschinen das Meer in von Süden nach Norden oder umgekehrt laufenden Streifen absuchten, und, daß sie, Streifen für Streifen, sich der Küste und damit dem fliehenden Boot immer mehr näherten.
Marshall hatte die Robben gewarnt. Für den Fall eines Angriffs warteten sie auf sein Zeichen, um die Schlingen abzustreifen und aus dem gefährdeten Bereich hinauszuschwimmen. Marshall hoffte, daß es nicht so weit kommen werde, aber er war seiner Hoffnung nicht übermäßig sicher. Rhodan stand nach kurzer Ruhepause wieder auf und schickte den Japaner schlafen. Okura gehorchte, und von da an waren sie nur noch auf ihre Ohren angewiesen. Die Augen des „Spähers" fielen aus.
*
Kurz nach zweihundertundein Uhr Ortszeit erkannte der Beobachter der dem Hubschrauberkommando voranfliegenden Maschine auf seinem Radarschirm einen winzigen schwachen Reflex. Er setzte sich mit dem Haupttrupp in Verbindung und erfuhr, daß man dort dieselbe Beobachtung gemacht hatte. Damit war sichergestellt, daß es sich um einen „echten" Reflex handelte. Die genaue Lage des Objektes wurde ermittelt; dabei stellte sich heraus, daß es sich mit nicht unbeträchtlicher Geschwindigkeit in nordöstlicher Richtung bewegte.
Fünf Minuten nach der ersten Beobachtung schwenkte der Trupp nach Osten ein und nahm zunächst mit Höchstgeschwindigkeit Kurs auf das unbekannte Objekt, das sich mittlerweile dicht unter der Küste der Landzunge bewegte. Für den Major, der die Helikopterpatrouille führte, bestand kein Zweifel daran, daß das beobachtete Objekt in irgendeinem Zusammenhang mit den beiden verschwundenen Maschinen stehen müsse. Er wies seine Beobachter an, das Ding nicht aus den Augen zu lassen und die Ultrarot-Suchanlage einzusetzen, sobald die Maschinen bis auf Sichtweite heran seien.
*
Rhodan horchte aufmerksam. Zunächst hatte er nur das übliche ruhige Summen des fernen Geschwaders gehört, wie es von Süden herankam und irgendwo seitab des Bootes seinem Höhepunkt zustrebte. Die Hubschrauber waren abermals näher gekommen, aber vorläufig noch nicht gefährlich nahe. Rhodan wartete darauf, daß das Geräusch sich nach Norden entfernte, aber das tat es nicht. Ein neuer Ton mischte sich in das Summen und brachte es zum Vibrieren. Rhodan wußte, was dort in der Finsternis geschah: Die Maschinen hatten etwas entdeckt, verständigten sich untereinander und richteten einen neuen Kurs ein. Ein paar Augenblicke lang hoffte er, daß es nicht ausgerechnet das Schlauchboot sei, das sie entdeckt hatten. Das Boot bestand aus elastischer Plastikmasse und war zur Reflexion einer Radarwelle sicherlich denkbar schlecht geeignet. Aber dann, als das Geräusch plötzlich mit beängstigender Schnelligkeit anzuschwellen begann, wußte Rhodan, daß er sich getäuscht hatte. Die gegnerischen Radargeräte waren besser, als er angenommen
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