0024 -Im Dschungel der Urwelt
zu vernichten oder gefangenzunehmen, wenn das möglich war. Die Hubschrauber starteten wenige Minuten nach Raskujans Befehl. Seitdem man von den beiden anderen zum letztenmal etwas gehört hatte, waren jedoch mittlerweile nahezu drei Stunden vergangen.
*
Es war zwei Stunden her, seitdem die Robben sich des Bootes angenommen hatten. Zwei Stunden, in denen nach Rhodans Schätzung nahezu neunzig Kilometer zurückgelegt worden waren. Da das Boot sich jetzt in nordöstlicher Richtung bewegte, war die Entfernung bis zu dem hypothetischen Landepunkt um einige Kilometer angewachsen. Rhodan nahm an, daß sie jetzt noch etwa einhundertundvierzig Kilometer vom Ziel entfernt waren. Das waren noch knapp vier Stunden Fahrt.
Er fragte sich, was Raskujan wegen seiner beiden verschollenen Hubschrauber unternommen habe. Das Glück konnte nicht so groß sein, daß es Raskujan dazu veranlassen würde, nun die Hände in den Schoß zu legen. Irgendwann würden die Suchmaschinen auftauchen. Die einzige Chance, die das Boot gegen ein größeres Hubschraubergeschwader hatte, lag außer in den Thermostrahlwaffen darin, daß es sich inzwischen um ein beträchtliches Stück von der Linie entfernt hatte, die die Helikopter vom Lager aus vermutlich fliegen würden. Vielleicht würde die Suche so lange andauern, bis das Boot in Sicherheit war.
Vielleicht … - Rhodan hing diesem Gedanken noch nach, als über das Plätschern hinweg, das die Robben verursachten, ein Geräusch an sein Ohr drang. Mit der Hand schirmte er das Plätschern weitgehend ab und horchte in die Nacht hinaus. Unregelmäßig summende Geräusche.
Hubschrauber! Ein ganzes Geschwader! Ziemlich weit entfernt, dachte Rhodan. Okura wird sie nicht sehen können. Trotzdem winkte er dem Japaner, machte ihn auf das Geräusch aufmerksam und trug ihm auf, die Augen anzustrengen. Okura konnte jedoch nichts erkennen, und da ihm die heiße Düsenemission eines Helikopters, falls sie sich in Sichtweite befand, sicherlich nicht entgangen wäre, ließ sich daraus nur der Schluß ziehen, daß die Maschinen sich vorläufig noch unter dem Horizont befanden. Das Geräusch schwoll an, erreichte einen Höhepunkt und nahm dann wieder ab. Etwa zehn Minuten, nachdem Rhodan es zum erstenmal gehört hatte, war es wieder verschwunden.
„Sie sind noch nicht auf der richtigen Spur", lächelte Rhodan. „Hoffentlich sind sie es noch lange nicht!"
Er sah auf den schlafenden Marshall. Wenn die Helikopter näher kamen, würde er ihn aus seinem wohlverdienten Schlaf wecken müssen. Sie brauchten jeden Strahlerlauf, wenn es hart auf hart ging. Außerdem mußte Marshall die Robben verständigen, damit sie sich außer Gefahr begaben. Aber vorläufig war es noch nicht soweit.
„Son, ich könnte einen Whisky gebrauchen", erklärte Rhodan seufzend. Besorgen Sie einen!"
Der Japaner kletterte nach hinten, wo sie die von Raskujans Leuten erbeuteten Proviant-, Munitions- und Waffenvorräte gestapelt hatten. Nach einer Weile kehrte er lächelnd und mit einer Flasche in der Hand zurück.
„Kein Whisky, Sir", sagte er. „Aber echter russischer Wodka."
*
Mehr als hundert Kilometer oberhalb dieser Szene machte ein anderer den zweiten und vorläufig letzten Versuch, in die Ereignisse auf der Venus einzugreifen: Reginald Bull, Kampfgefährte Perry Rhodans und Minister für innere und äußere Sicherheit der Dritten Macht.
Vorläufig war Bull jedoch auf seine eigene Sicherheit bedacht und unfähig, sich um die anderer Leute zu kümmern, weil das große Positronensystem in der Venus-Festung den ganzen Planeten fast bis an die Grenze seiner Atmosphäre mit einem undurchdringlichen Prallfeld gegen Einflüsse von außen abgeschirmt hatte.
Bull war mit einem sechzig Meter durchmessenden Kugelschiff der GOOD-HOPE-Klasse - „Kaulquappen", wie sie im amtlichen Dienst-Sprachgebrauch genannt wurden, wenn sie sich als Beiboote an Bord eines größeren Schiffes befanden - kurz nach Rhodan von der Erde aus aufgebrochen.
Thora hatte eine Art seelischen Kurzschlusses erlitten. Die Sehnsucht nach der Heimat und die Vorstellung, daß Rhodan gar nicht daran denke, ihr den Rückflug zu erlauben, hatten sie dazu veranlaßt, auf der Venus Hilfe zu suchen. Auf der Venus lag der bisher stärkste Stützpunkt der Dritten Macht - zwar nicht mit raumtüchtigen Schiffen ausgestattet, aber immerhin mit Hyperfunk-Sendern, deren Energie groß genug war, um einem Notruf genügend Aussicht dafür zu verschaffen, daß er von den
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