0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab
vierte Tür links« sagte der Boy artig und ließ mich in den Fahrstuhl.
»Thanks«, brummte ich.
Gerade als sich mein Lift anfing zu bewegen, sah ich Phil von der Straße hereinkommen. Ich stoppte den Lift und wartete, bis Phil herangekommen war.
»Morgen, Jerry.«
»Morgen, Phil. Nette Bescherung, was?«
»Meine Meinung. Ein gesundes Fressen für die Zeitungen. Unheimlicher Mörder weiter in Freiheit. Zweiter Mord des KING. Was tut unsere Polizei. Und so weiter und so weiter.«
Er hatte Recht. Und fast wörtlich kamen seine Worte mittags als Schlagzeilen.
Wir fanden sofort die richtige Tür, weil zwei uniformierte Cops davor standen.
Wir mussten mal wieder unsere FBI-Ausweise vorzeigen, dann ließ man uns ins Zimmer.
Es war ein Raum von etwa acht mal sechs Meter. Schlicht, aber gemütlich möbliert. Hinten am Fenster ein Bett. Links zwei Schränke, rechts ein kleiner Tisch mit einem Radio darauf und ein Schränkchen. Ein paar Stühle zwei Sessel und ein paar Bilder an den Wänden.
In diesem Zimmer hielten sich, als wir kamen, ungefähr zwölf Männer auf. Sie können sich vorstellen, was es für ein Gedränge war. Wir kannten ja den Betrieb bei einer Mordkommission am Tatort und blieben an der Schwelle stehen, um nichts zu zertrampeln.
Miller kam auf uns zu. Wir schüttelten uns die Hände, und Miller rief seinen Leuten etwas zu. Sie traten zur Seite, sodass wir freien Blick auf das Bett hatten.
Eine etwa fünfundzwanzig Jahre junge Frau lag darin. Sie war bekleidet. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Ich sah Miller fragend an. Er deutete auf zwei Likörschalen, die auf dem Tisch standen, und erklärte knapp: »Vermutlich Zyankali. Daher die Schmerzen. Tom, bring mal den Zettel her.«
Ein Beamter der Mordkommission kam zu uns. Vorsichtig hielt er mit einer Pinzette ein Stück Papier von ungefährer Postkartengröße fest, darauf klebten wieder einzeln ausgeschnittene. Zeitungsbuchstaben, die zusammen den uns höhnisch angrinsenden Text ergaben:
THE KING.
***
Miller, Phil und ich begaben uns in einen Nachbarraum, den uns die Hotelleitung für die Durchführung der nötigen Verhöre zur Verfügung gestellt hatte. Wir fingen mit dem Nachtpförtner an, weil der Mann Dienstschluss hatte und nur auf unsere Befragung wartete, um anschließend ins Bett gehen zu können.
Wir boten dem alten Mann einen Platz an, und Miller erkundigte sich zuerst einmal nach den üblichen Protokolldingen wie Alter, Wohnort, Name, Beruf etc. Dann ging das übliche Fragespiel los.
»Sie kannten die Tote?«
»Miss Caight? Ja, natürlich. Sie war eines von unseren Stubenmädchen.«
»Wann haben Sie das letzte Mal mit ihr gesprochen?«
»Gestern Abend, gegen halb elf. Allerdings am Telefon nur.«
»Wieso? War Miss Caight ausgegangen?«
»Nein. Sie rief von ihrem Zimmer aus unten bei mir an. Sie sagte, dass sie gleich Besuch bekommen würde. Eine ehemalige Schulfreundin von ihr. Ich sollte die Dame mit einem Boy hinauf schicken, sobald sie eingetroffen sei.«
»Kam diese Dame denn tatsächlich?«
»Ja, natürlich. Sie hatte sich ja telefonisch bei Miss Caight angemeldet.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich nahm doch den Anruf entgegen. Jeder Anruf geht erst über unsere Sammelnummer, und ich muss dann weiterverbinden.«
»Wann war das, als die Dame anrief?«
»Kurz nach zehn. Ich hatte gerade meinen Nachtdienst angetreten.«
»Und was sagte sie?«
»Sie sagte nur, dass sie mit Miss Caight verbunden werden wollte.«
»Was für eine Stimme hatte sie? Tief? Hoch? Hell? Dunkel? Konnte man irgendeinen Akzent oder einen Dialekt aus ihren Worten heraushören?«
»Ich habe nichts dergleichen bemerkt. Es schien mir eine völlig alltägliche Frauenstimme zu sein.«
»Und wann kam diese Dame?«
»Kurz nachdem mir Miss Caight Bescheid gesagt hatte. Ich würde sagen, es war zwischen halb und viertel vor elf.«
»Wie sah sie aus? War sie jung oder alt? Blond oder schwarz? Oder braun?«
»Ich kann weder das eine noch das andere sagen. Die Dame schien Trauer zu haben, denn sie trug nicht nur schwarze Kleidung, sondern auch einen schwarzen Schleier. Ich konnte von ihrem Gesicht so gut wie nichts sehen. Sie kam zur Pförtnerloge und sagte mit ziemlich leiser Stimme, dass sie bei Miss Caight angemeldet sei. Ich wusste ja Bescheid und beschrieb ihr den Weg, weil gerade kein Boy in der Nähe war. Sie stieg in den Lift und fuhr herauf.«
»Wie lange blieb sie?«
»Etwa eine halbe Stunde. Es mag kurz nach elf gewesen sein, als sie
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