0025 - Der Overhead
Decasa meldete sich bei ihm. Seinem Gesicht war deutlich anzusehen, was er wegen der verschwundenen Zerstörer empfand: Schrecken, Verwunderung und ein wenig Angst.
„Wie ist es passiert?" fragte Freyt. „Niemand von uns weiß es aus eigener Anschauung, Sir", antwortete Decasa bereitwillig und offenbar erleichtert darüber, daß ihm jemand die Verantwortung aus der Hand nahm. „Was wir wissen, wissen wir von den Robots, und das ist wenig genug. Die Robots marschierten ihre Strecke ab wie üblich. Das Gelände ist völlig eben und deckungsfrei. Mit ihren Ultrarotaugen hätten sie sogar eine Maus erkannt, wenn sie sich den Zerstörern genähert hätte. Aber es kam weder eine Maus noch ein Mensch, noch sonst irgend etwas. Nur die drei Zerstörer hoben plötzlich vom Boden ab und verschwanden mit Höchstbeschleunigung. Meldung an die Zentrale wurde sofort abgegeben, aber bevor man dort reagieren konnte, waren die drei Maschinen schon über alle Berge."
„Mit welchem Kurs sind sie gestartet?" fragte Freyt. „Südost, Sir."
Freyt sah den Major aufmerksam an.
„Kann man daraus einen Schluß ziehen?" wollte er wissen. Decasa lächelte. „Wahrscheinlich den, daß die Unbekannten auf keinen Fall im Südosten gesucht werden dürfen."
Freyt nickte.
„Wahrscheinlich", stimmte er zu.
Mit Decasa zusammen marschierte er einmal rund um den Standort der drei Zerstörer. Decasa hatte sich vorher davon überzeugt, daß die radioaktiven Überreste vom Startschub der Raketen minimal und ungefährlich waren.
Es gab keine Spuren, außer den drei glasigen Brennflecken, die die Triebwerke beim Start hinterlassen hatten. Keine Fußabdrücke, keine Radfurchen - nichts!
Freyt seufzte, als er zu seinem Adjutanten zurückkehrte.
„Wir haben nicht einmal einen Hinweis", sagte er leise, „ob es sich um Menschen oder um außerirdische Intelligenzen handelt."
Im selben Augenblick streckte der Fahrer des Dienstwagens den Kopf durch das Fenster.
„Anruf für Oberst Freyt!" schrie er.
Freyt nahm den Telekom-Hörer durch das Fenster und sah auf dem Bildschirm einen Mann im Schutzanzug der Dosimeter-Leute.
„Wir haben die Quellen der Strahlung festgestellt und ausgemessen, Sir", meldete er ruhig. „Die beiden Stellen höchster Temperatur sind gleichzeitig auch Orte intensiver Strahlung. Im Zentrum jeweils fünfhundert Röntgen pro Stunde. Die Strahlung setzt sich zusammen aus Betaminus mit etwa 1.8 und 1.6 Mev, aus Betaplus mit ..."
„Welche Stoffe, möchte ich wissen!" unterbrach Freyt ungeduldig.
„Magnesium-27 und Zirkon-87, Sir." Freyt war verwirrt. „Worauf kann man daraus schließen?" fragte er.
Der Strahlenschutzmann machte ein ärgerliches Gesicht.
„Auf nichts!" antwortete er. „Weder Magnesium-27 noch Zirkon-87 gehören zu den Spaltprodukten, wie sie bei der Uran- oder Plutoniumspaltung auftreten. Uns ist keine Kernreaktion bekannt, die man mit diesen beiden Explosionen in Zusammenhang bringen könnte und die dabei diese Isotope produziert."
*
Perry Rhodan landete mitten in diesem Durcheinander. Er wußte, daß etwas geschehen war, als er Oberst Freyt nicht auf dem Landeplatz fand. Er ließ eines der Allzweck-Fahrzeuge ausschleusen, die das sechzig Meter hohe Kugelschiff an Bord hatte, und fuhr mit Reginald Bull hinüber zur leuchtenden Kuppel des Schutzschirmes.
Bull starrte aufgeregt durch die Sichtscheiben. „Was ist da los?" fragte er. Rhodan gab keine Antwort.
Die Automatensperre registrierte seine mentale Ausstrahlung und die Ausmaße des Fahrzeuges, mit dem er kam. Ein Ausschnitt, der gerade groß genug war, um den Wagen durchzulassen, öffnete sich für ein paar Augenblicke in der schimmernden Wand des Energieschirms.
Der Wagen schoß vorwärts. Vor dem hohen Verwaltungsgebäude stiegen Rhodan und Bull aus. Wenige Minuten später standen sie in Freyts Büro.
Freyt machte keine Anstalten, sich dafür zu entschuldigen, daß er nicht zum Landefeld gekommen war. Er erstattete Bericht: kurz; präzise und verbissen.
„Das ist ernst", sagte Rhodan, nachdem er alles gehört hatte. „Trotzdem sollten Sie sich keine Vorwürfe machen, Freyt. Hier ist einer am Werke, der vorläufig noch ein paar Tricks mehr auf Lager hat als wir."
„Ich bin froh, daß Sie so denken, Sir", antwortete Freyt. „Trotzdem ..." Rhodan winkte ab. „Kein Trotzdem, Freyt! Wir werden bald herausgefunden haben, worum es sich dreht."
Freyt räusperte sich.
„Glauben Sie ... an außerirdische Gegner, Sir?" fragte er.
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