Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0025 - Der Overhead

0025 - Der Overhead

Titel: 0025 - Der Overhead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
dann grinsend und schließlich mit einer widerspenstigen Grimasse. Dann sah er zur Seite und musterte das Zimmer, um Monterny nicht mehr in die Augen sehen zu müssen.
    Und gerade, als es ihm schließlich zu dumm werden wollte, fragte Monterny: „Haben Sie mich schon jemals gesehen?"
    Verblüfft antwortete der Junge: „Nein. Ich war zwei Wochen lang bei Freunden in ..."
    „Idaho Falls!" unterbrach ihn Monterny. „Stimmt das?"
    Der Junge war nicht sonderlich überrascht.
    „Genau. Woher wissen Sie das? Haben Sie meine Eltern gefragt?" Monterny schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe deine Eltern nie gesehen! Du heißt Freddy McMurray, und deine Freunde nennen dich Tiger, weil du am liebsten Jacken mit Tigermuster trägst. Du hast in Idaho Falls Freunde, weil du mit deinen Eltern bis vor ein paar Jahren - bis Mai 1973, um genau zu sein - in Idaho Falls gewohnt hast. Dein Vater ist Reaktortechniker, der bei dem Unfall von 1960 dabei war und vorzeitig in Pension ging, weil er verletzt wurde. Du selbst bist fast ein Jahr nach dem Unfall geboren, und zwar am 14. Juni 1961.
    Du hast gerade vor ein paar Tagen in Idaho Falls zwei Mädchen kennengelernt: Sue und Dorothy. Du bist dir nicht darüber im klaren, welche von beiden dir am besten gefällt. Stimmt das alles?" McMurray war aufgesprungen. Nach den ersten Worten hatte er vorgehabt, gegen die vertrauliche Anrede zu protestieren, aber dann hatten ihm die Eröffnungen den Atem verschlagen. Das meiste, was Monterny gesagt hatte, war einfach herauszufinden; dazu bedurfte es keinerlei hellseherischer Gaben. Aber, daß er es in Idaho Falls mit zwei Mädchen zu tun gehabt hatte, das wußte weiß der Himmel niemand außer ihm.
    „Woher... woher ...", stammelte Freddy. Monterny winkte ab. „Ich weiß noch eine Menge mehr über dich - um genau zu sein. Ich weiß ebensoviel über dich wie du selbst. Vor allen Dingen weiß ich, daß du ein ganz besonderes Talent besitzt, eines, von dem du noch mit niemandem gesprochen hast, obwohl es wirklich nahezu einmalig auf der Welt ist."
    Freddy war blaß geworden und wieder in den Sessel gesunken. Seine Augen funkelten gefährlich, als er Monterny fragte: „Und was soll das alles?" Monterny kümmerte sich nicht um die Frage.
    „Du brauchtest nur die Augen zu schließen und zu wünschen, du wärest wieder in Idaho Falls - und schon wärst du dort, nicht wahr? Man nennt das Teleportation, und du bist ein großartiger Teleporter.
    Welches ist die größte Entfernung, die du bisher bewältigt hast?"
    „Zweihundert...", antwortete Freddy voreilig, unterbrach sich dann aber sofort.
    „Meilen", nickte Monterny befriedigt. „Das ist gut für den Anfang, es wird sich noch ausbauen lassen."
    Er stand auf und fuhr fort, während er mit ruhigen Schritten durch das Zimmer spazierte: „Du träumst, seit du deine Begabung erkannt hast, davon, eines Tages ein großer Mann zu sein. Ich will dir die Chance dazu geben. Du wirst für mich arbeiten - im Anfang für tausend Dollar pro Monat und Spesen in jeder beliebigen Höhe. Ist das klar?"
    Er wandte sich um und sah Freddy an.
    „Es stimmt", gab dieser mit überraschend sicherer Stimme zu.
    „Ich habe seit ein paar Jahren davon geträumt, eines Tages ein großer Mann zu sein. Aber ich habe ebenso davon geträumt, mein Ziel auf sauberem Weg zu erreichen. Was Sie mir da anbieten, scheint nicht gerade sauber zu sein, sonst wären Sie offen zu meinen Eltern gekommen. Ich brauche Ihre tausend Dollar und Ihre Spesen nicht, Mister; und das liegt daran, daß ich Sie nicht mag!"
    Er wandte sich um und marschierte zur Tür hinaus. Monterny hielt ihn nicht zurück. Ein paar Augenblicke lang starrte er mit haßerfüllten Augen auf die Tür, die sich hinter Freddy McMurray längst wieder geschlossen hatte. Dann schloß er die Augen und konzentrierte sich auf irgend etwas. Freddy hatte inzwischen das Hotel im Sturmschritt verlassen. Ein Wust von Gedanken tobte in seinem Schädel, so, daß er keinen davon festhalten konnte. Er warf sich in seinen Wagen, wendete ihn vorschriftswidrig mitten auf der Straße und wollte zum Haus seiner Eltern fahren.
    In diesem Augenblick warf sich eine fremde Gewalt wie ein Hammerschlag auf sein Bewußtsein. Das Getümmel der Gedanken war plötzlich fortgeblasen, und Freddy hatte nur noch einen Wunsch: Zu dem Fremden zurückzugehen! Rückwärts fuhr er sein Auto wieder vor das Hotel, stieg aus und ging an dem verwunderten Mr. Wolfrey vorbei die Treppe hinauf. Monternys Tür stand

Weitere Kostenlose Bücher