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0025 - Wir störten das große Geschäft

0025 - Wir störten das große Geschäft

Titel: 0025 - Wir störten das große Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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was tust du dann zuerst?«
    Phil sah mich ein wenig ratlos an.
    »Was meinst du?« fragte er. »Wahrscheinlich gähne ich.«
    »Nein, das meine ich nicht. Du steigst also aus dem Bett, setzt deine Füße auf einen meist nicht besonders sauberen Hotelteppich und gehst sofort zur Tür?«
    »Ach so«, sagte er gedehnt. »Ich würde wahrscheinlich zunächst in meine Pantoffel steigen.«
    »Ja«, sagte ich langsam. »Das würde ich auch tun.«
    Ich überließ das Hotel unseren Spezialisten, dem Fingerabdruckmann, dem Fotografen, den Spurensuchern.
    Draußen auf der Straße erwarteten uns die Zeitungsleute. Von allen Seiten prasselten die Fragen auf uns ein.
    »Wer war dieser Bedge, der entführt wurde?«
    »Glauben Sie, daß er tot ist?«
    »Wird der FBI-Beamte durchkommen?«
    »Warum haben Sie Bedge hier überwachen lassen?«
    »Gibt es einen Zusammenhang mit der Adlain-Lloyd-Affäre?«
    Wir bahnten uns unseren Weg durch die Journalisten, ohne eine Antwort zu geben. Als wir ihren Kreis durchbrochen hatten und im Jaguar saßen, steckten wir uns Zigaretten an.
    »Eindeutig waren die Fragen der Reporter, nicht wahr?« sagte Phil.
    »Tja, so eindeutig, daß die Frage gleichzeitig eine Antwort war.«
    Er nahm langsam einen Zug von seiner Zigarette. »Diesmal verhindern wir es nicht, daß die Geschichte auf dem ersten Blatt aller Zeitungen erscheint, und wir verhindern es auch nicht, daß Zusammenhänge zwischen dem Erpressungsmord an Adlain Lloyd und der Sache im ›Vermeer‹ vermutet und in den Zeitungen auch ausgesprochen werden. Sie wissen bereits, daß zwei Leute von uns im Hotel waren, und sie reimen sich ihre Erklärung dafür zusammen.«
    »Und diese Erklärungen sind anscheinend sogar richtig«, antwortete ich, nahm eine Hand vom Steuer, griff in die Brusttasche und reichte Phil die Karte, die ich in Bedge’ Anzug gefunden hatte.
    Er beugte sich vor und las den Text im Schein der Lichter am Armaturenbrett.
    »Wieso wissen wir nichts davon?« fragte er erstaunt.
    Ich hob die Schultern. »Es ist kein Umschlag dabei«, erklärte ich. »Wahrscheinlich kam sie an die Privatadresse von Lee Bedge. Er wird irgendwelche Vorkehrungen getroffen haben, daß ihm die Post ins Hotel nachgeschickt wurde. So gelangte die Karte in seinen Besitz, und er hielt es nicht für wichtig, uns davon zu informieren, da er sich im Hotel sicher fühlte.«
    »Daran glaubst du doch selbst nicht! Du hast mir Bedge als einen ängstlichen Mann geschildert.«
    »Ja, ich hatte diesen Eindruck von ihm, aber er scheint doch nicht so ängstlich gewesen zu sein. Offenbar hielt er nicht einmal seine Pistole in der Hand, als er mitten in der Nacht fremden Burschen die Tür öffnete, denn Mr. Fountain hörte keinen Schuß. Zwar glaube ich auch nicht, daß Bedge mit seinem Großkaliber hätte Schaden anrichten können, aber zum Schießen hätte die Zeit doch reichen müssen. Und das hätten alle im Hotel gehört.«
    »Es hat im Augenblick wenig Sinn, darüber nachzudenken, warum Bedge nicht geschossen hat und ob er überhaupt hätte schießen können«, erwiderte Phil mit einem Unterton von Ärger. »Jedenfalls ist sein Verschwinden für uns eine Niederlage. Sie gefährdet alles, was wir bisher erreicht haben. Überlege dir die Zeitungsberichte. Denk an die Überschriften: Lee Bedge unter den Augen des FBI entführt. Wann wird seine Leiche gefunden? FBI kann Leute, die nicht zahlen wollen, nicht vor der Rache des Erpressers schützen! Jerry, er heimste mit der Meldung über Adlain Lloyds Tod, die nur im ,Daily Messenger erschien, fünfzehntausend Dollar ein, und Adlain Lloyd hatte sich nicht an die Polizei gewandt. Bedge’ Entführung aber wird in allen New Yorker Blättern erscheinen, und das FBI war dabei, als der Erpresser seine Hand an Bedge legte. Wer von den Leuten, die morgen oder in ein paar Tagen eine Aufforderung zum Zahlen bekommen, wird noch den Mut haben, sich an uns zu wenden?«
    »Ich frage mich, warum sie Bedge nicht auch gleich niedergeschossen haben«, sagte ich statt einer Antwort. »Warum schleiften sie ihn mit?«
    »Ich weiß ’ne Antwort darauf«, entgegnete Phil. »Bedge tot im Bett des Hotels ›Vermeer‹, das hätten wir vielleicht noch vertuschen können, aber die Entführung konnten wir nicht geheimhalten, selbst wenn die Presseleute nicht so prompt zur Stelle gewesen wären. Und außerdem, Bedge als Leiche, effektvoll garniert, das gibt in ein paar Tagen noch einmal ein großes Rauschen im Blätterwald, und das Rauschen ist es,

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