0026 - Duell der Mutanten
widerwilligen Schritt nach vorn, von dem er selbst nicht wußte, warum er ihn tat, als er plötzlich den Boden unter den Füßen verlor. Er entschwebte sanft nach oben und drehte sich dabei langsam um sich selbst. Vor Schreck ließ er seinen Strahler los, aber das Ding fiel nicht etwa nach unten, sondern blieb auf gleicher Höhe.
So wie Harras erging es allen anderen. Leutnant Becker, der sich mit einem kräftigen Satz zu einem der Geschütze begeben wollte, wurde am stärksten von der plötzlichen Schwerelosigkeit betroffen. Wie eine menschliche Granate schoß er schräg hinauf in den klaren Wüstenhimmel, ruderte verzweifelt mit Armen und Beinen und versuchte, sich an der Luft festzuhalten. Leider war Rhodan nicht in der Lage, seinen Flug weiter zu verfolgen, so, daß der unglückliche Leutnant sehr bald aus dem Wirkungsbereich des Neutralisators geriet und wie ein Stein zu Boden stürzte. Er wurde das einzige Opfer des aufgezwungenen Angriffs, wenn man von den drei Fahrern und drei Schützen der von den Robotern vernichteten Raupenwagen absah.
Fast die gesamte Streitmacht Leutnant Beckers befand sich nun in der Luft. Die Erde hatte sie nicht mehr halten können, und es hatte von der jeweiligen Bewegung des einzelnen abgehangen, welche Lage er nun einnahm. Immerhin war die Reichweite des arkonidischen Gerätes nicht unbegrenzt. Wenn keine größeren Verluste eintreten sollten, mußte jetzt gehandelt werden. Rhodan wandte sich an die Offiziere, die dem Vorgang staunend gefolgt waren.
„Ich verringere jetzt die Intensität des Neutralisators. Schicken Sie Ihre Leute aus, die landende Kompanie aufzufangen. Sie sollen sich vorsichtig bewegen. In dem bestrichenen Sektor herrscht nur ein Zehntel normaler Schwerkraft. Achten Sie auf die Kampfwagen Beckers. Notfalls sind die Schützen unschädlich zu machen."
Es war erstaunlich, wie schnell sich die Offiziere von ihrem Schreck erholt hatten. Nur wenige Minuten dauerte es, bis sie ihre Leute mobilisiert hatten. Dann bewegten sich die Soldaten mit merkwürdig schleichenden Schritten auf die langsam absinkenden Gestalten zu, die hilflos in der Luft herumruderten und versuchten, ihrer Überraschung Herr zu werden. Die meisten hatten ihre Waffen einfach losgelassen und konnten keinen Schaden mehr anrichten.
Rhodan ließ allmählich normale Schwereverhältnisse eintreten und wartete ab, bis die meuternde Kompanie überwältigt war. Er hatte inzwischen Bully den Psychostrahler abgenommen und schirmte die Soldaten gegen weitere Hypnobefehle des Overhead ab. Er ahnte, daß die Abschirmung durchaus möglich war, während ein späterer Durchbruch durch den einmal gelegten Block unmöglich sein mußte.
Knapp fünf Minuten später zog sich der Overhead zurück. Sergeant Harras spürte plötzlich, wie der Druck im Kopf nachließ. Er begriff im ersten Augenblick nicht, wo er war; er dachte, er läge noch auf dem Grund des Schwimmbassins und wunderte sich sehr, in drohende Gewehrmündungen zu sehen. Rhodan selbst erklärte ihm und seinen Kameraden das Unbegreifliche und machte sie darauf aufmerksam, daß der Vorfall sich jederzeit wiederholen könne. Da im Augenblick kein bewaffneter Angriff von draußen zu befürchten war, sollte die Bewaffnung der Wachkompanie auf ein Mindestmaß beschränkt werden.
Nicht weit entfernt lag unter einer Decke die reglose Gestalt Leutnant Beckers. Bully warf einen Blick in seine Richtung und murmelte düster: „Heute schon das neunte Opfer, Perry. Es wird Zeit, daß wir etwas Entscheidendes unternehmen."
Rhodan gab keine Antwort. Schweigend fuhren sie nach Terrania zurück, wo sie eine neue Hiobsbotschaft erwartete. Oberst Freyt selbst hatte die Meldung aus New York erhalten, wo der Finanzmann der Dritten Macht, Homer G. Adams, sein Hauptquartier hatte. Von hier aus spann der Mutant mit dem fotografischen Gedächtnis seine Fäden und beherrschte die Wirtschaft der Erde.
Homer schien unfehlbar und faßte niemals falsche Entschlüsse. Wenigstens so lange nicht, wie es keinen Overhead gab. Die ersten Angriffe des Unheimlichen hatten abgefangen werden können, und zum Schutz seines Finanzgenies hatte Rhodan die Mutantin Betty Toufry nach New York geschickt. Betty war die stärkste Telepathin und gleichzeitig Telekinetin des Mutantenkorps. Sie war es auch, die nun Alarm gegeben hatte.
Wie schon einmal, schien Homer G. Adams unter den unheilvollen Einfluß des Overhead geraten zu sein. Seine letzten Anordnungen widersprachen dem gesunden
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